Rezension

Starke Persönlichkeit

Der Gesang der Flusskrebse - Delia Owens

Der Gesang der Flusskrebse
von Delia Owens

Bewertet mit 5 Sternen

Die kleine Kya sieht zu, wie ihre Mutter das Elternhaus verlässt, ohne ein einziges zurückzuschauen. Da ist sie 6 Jahre alt.
Nach und nach verlassen auch all ihre älteren Geschwister die armselige Hütte im Marschland von North Carolina. Kya bleibt allein zurück mit ihrem gewalttätigen, alkoholkranken Vater, der dann auch eines Tages ohne ein Wort weggeht.
Kya ist eine Kämpferin, sie lebt vom Erlös gesammelter Muscheln und überlebt sogar die kalten Winter. Von der Dorfgemeinschaft bleibt sie ausgeschlossen. 
Kya lebt völlig im Einklang mit der Natur, mit der sie sich intensiv auseinandersetzt. Hier findet sie seelischen Halt, auch als ihre erste Liebe zu einer großen Enttäuschung wird.
Kya ist zu einer attraktiven, jungen Frau herangewachsen, als ihr ein Mord angehängt wird. Jetzt zeigt sich, wie stark ihre soziale Isolation tatsächlich ist. 
Man fragt sich, wie bei so schwachen Indizien verbunden mit der starken Abneigung von so vielen Menschen eine faire Verhandlung überhaupt zustande kommen kann. 
Der Mordprozess ist eine spannende Wendung in diesem Roman, der bis zu diesem Zeitpunkt in erster Linie die Emotionen des Lesers berührt hat.
Luise Helm hat dieses Hörbuch eingelesen. Sie fasziniert durch einen facettenreichen Vortrag, der auch die feinsten Stimmungen Kyas einfängt. Emotionen sind generell das Pfund, mit dem die Autorin wuchert. Das tapfere kleine Mädchen, die nach menschlichen Beziehungen hungernde junge Frau und die brillante autodidaktische Naturwissenschaftlerin: Kya wächst einem in allen Lebenssituationen ans Herz.