Rezension

Ganz schön frech

Wie man sich einen Lord angelt -

Wie man sich einen Lord angelt
von Sophie Irwin

Bewertet mit 5 Sternen

Sehr unterhaltsam, mit herzerwärmenden Entwicklungen und einer Protagonistin, die es ziemlich in sich hat.

Was tut man nicht alles für die Familie! Nach dem Tod ihres Vaters fühlt sich die junge Kitty Talbot für ihre Geschwister und das Landgut der Familie verantwortlich. Um ihr Einkommen zu sichern muss sie nun heiraten. Als Mr. Linfield jedoch unerwartet ihre Verlobung löst, erwacht Kittys Kampfgeist. Kurzerhand fährt sie nach London zu ihrer Tante und setzt dort ihr ganzes Geschick ein, um einen geeigneten Heiratskandidaten zu finden.

Entschlossen, zielgerichtet und klug. Das ist Kitty Talbot, die mir als Protagonistin bestimmt in Erinnerung bleiben wird! Meine Wahrnehmung für diese Figur hat im Laufe des Romans eine bemerkenswerte Entwicklung erlebt. Anfangs war mir Kitty nämlich viel zu berechnend und gerissen, später fand ich sie eindrucksvoll raffiniert und nervtötend, und zum Ende hin hatte ich sie ins Herz geschlossen. Ihre Ideen und Strategien, um einen Mann für sich zu gewinnen, empörten und amüsierten mich zugleich. Kein Wunder, dass dieser Charakter den überwiegenden Teil der Handlung einnahm. Kitty als stark zu bezeichnen, wäre wohl noch untertrieben.

Glücklicherweise wurden der Protagonistin ansprechende Nebenfiguren zur Seite gestellt, die zwar einen etwas leiseren, aber dennoch einflussreichen Stand in der Handlung hatten. Ich mochte alle, vor allem die etwas schrulligen, welche Kittys Dynamik ständig in Gang hielten.

Auf amüsante Art und Weise zeigte die Autorin aber auch die problematische Seite des Frau-Seins in der gehobenen Gesellschaft der damaligen Zeit. Anfangs fand ich dieses Thema sehr oberflächlich, doch später konnte ich die Not der Protagonistin sogar verstehen. Umso mehr freute mich die ehrliche, zarte Bande, die sich zwischen Kitty und James einschlich, womit sie unterbewusst auch die starre Förmlichkeit der Adelsgesellschaft durchbrachen.

Mit „Wie man sich einen Lord angelt“ hatte ich eine sehr unterhaltsame Lesezeit. Eine freche Geschichte, in liebenswerter Atmosphäre und mit herzerwärmenden Entwicklungen, die ich gerne und guten Gewissens weiterempfehle.