Rezension

Karibische Legenden

Als wir Vögel waren -

Als wir Vögel waren
von Ayanna Lloyd Banwo

Bewertet mit 4.5 Sternen

„Als wir Vögel waren“ ist die mystische und ganz und gar außergewöhnliche Liebesgeschichte von Darwin und Yejide. In poetischer und bildgewaltiger Sprache schreibt Ayanna Lloyd Banwo über die Liebe, das Leben und den Tod. In einem Trinidad, das zwischen Realität und Sagenland divergiert, entscheidet sich der junge Rastafari Darwin Totengräber zu werden, obwohl dieser Beruf für Menschen seines Glaubens nicht vorgesehen ist. Yejide hingegen besitzt die Gabe mit Verstorbenen in Kontakt zu treten, ein Phänomen, das in ihrer Familie Tradition hat. Doch sie hadert mit ihrem Schicksal und der Beziehung zu ihrer Mutter. Die beiden finden Vertrauen und Trost ineinander. „Als wir Vögel waren“ ist nicht nur ein Liebesroman oder eine Legende, es ist ein fantasievolles Sozialporträt, in dieser Kombination einzigartig. Zwischen all der Poesie und Romantik, beschäftigt sich das Buch mit sozialen Ungerechtigkeiten, mit Armut, alten Traditionen und kulturellen Schwierigkeiten, mit dem Jungsein und Erwachsenwerden, dem Loslassen, Aufbrechen und Davonfliegen. 

Es ist manchmal nicht ganz leicht sich in die Bildsprache der Geschichte hineinzudenken. Darwins Hintergrund ist für mich leichter zu greifen als der von Yejide. Ihre Geister und all das Vergangene haben mich herausgefordert. Nichtsdestotrotz schafft es der Roman mit seiner einzigartigen Ästhetik und der lebendigen karibischen Kultur, die hier kritisiert, aber auch gefeiert wird, zu begeistern. In diesem Buch steckt so viel: Es war für mich ein Fenster in eine Kultur, die mir fremd ist, eine Art Coming off Age Roman, in dem ich mich zuhause fühle und eine Erzählung über die Liebe, in all ihren Facetten, die mich berührt hat. Die Autorin hat ein wunderbares und sonderbares Geflecht aus Gedanken zu einer außerordentlich lesenswerten Geschichte verwoben.