Rezension

Die Lebenden den Toten

Als wir Vögel waren -

Als wir Vögel waren
von Ayanna Lloyd Banwo

Bewertet mit 3.5 Sternen

Manchmal gibt es Geschichten, die berühren einen auf eine ganz besondere Weise. Sie klingen lange in einem nach und hinterlassen eine kleine Sehnsucht und eine große Hoffnung. Ayanna Lloyd Banwos Roman „Als wir Vögel waren“ gehört zu dieser Sorte Geschichte. Eine poetische Erzählung über das Leben und den Tod, über Verbundenheit mit der Familie, die Last der Vorfahren, den Glauben und die Liebe. Erzählt vor der Kulisse einer karibischen Stadt mit einer schweren Geschichte, die sich auf der weltlichen Karte im Hier und Jetzt nicht finden lässt. Getragen von zwei Hauptfiguren, die vom Weg abzukommen scheinen und sich doch genau am richtigen Ort befinden – vom Schicksal bestimmt, einander zu finden.

Meistens fällt es mir leicht über ein Buch zu schreiben. Doch den Zauber, der mich bei der Lektüre von „Als wir Vögel waren“ eingefangen hat, den bekomme ich nicht in Worte zu fassen. So viele lebendige Bilder schwirren durch meinen Kopf, sobald ich sie in Sprache einkleiden will, klingt alles nichtsagend und hölzern. Ayanna Lloyd Banwo hat eine ganze eigene Poesie für ihren Text gefunden, der fantastisch, fast magisch anmutet und von einer schweren Leichtigkeit durchdrungen ist. Das Leben auf Trinidad war und ist herausfordernd, die Menschen haben es schwer, im Alltag ihr Auskommen zu finden. Die Vergangenheit spielt noch stark in die Gegenwart hinein. Dennoch scheinen die Legenden der Vorfahren im Heute ihre Kraft und Stärke nicht verloren zu haben. Sie geben Hoffnung. Und diese Hoffnung hat auch Lloyd Banwo in ihrem Roman fest eingesponnen. Eine Hoffnung, die die Kraft hat weit über die Karibik hinaus zu wirken.