Rezension

Beeindruckendes Werk mit Tiefgang

Die spürst du nicht -

Die spürst du nicht
von Daniel Glattauer

Bewertet mit 5 Sternen

INHALT

In Daniel Glattauers Roman „Die spürst du nicht“ geht es zunächst einmal um den Tod eines 14jährigen Mädchens aus Wien, das auf tragische Weise in der Toscana in einem Swimmingpool ertrinkt. Dabei handelt es sich um ein somalisches Flüchtlingskind, das von ihrer Klassenkameradin mit in den Familienurlaub genommen wird. Der Unfall ereignet sich am ersten Urlaubstag. Zurück in Österreich sieht es so aus, als ließe sich das Ganze unter den Tisch kehren, aber dem ist ganz und gar nicht so…

ALLGEMEINES

Der Autor schreibt in verschiedenen Stilen sprachlich sehr gewandt über diverse Themen, die sich zwangsläufig ergeben, wenn man sich die Geschichte, die zum Tod des Mädchens geführt hat, mal genauer anschaut. Und je genauer man sie sich anschaut, um so mehr unbequeme Wahrheiten und Abgründe kommen ans Tageslicht. Alles zieht Kreise, woran nicht nur die Presse, sondern auch die sozialen Medien teilhaben. Aus einem simplen „Unfalltod“ wird dadurch mehr - viel mehr - und am Ende fragt man sich nicht mehr, wie das alles hat passieren können, sondern wo alles angefangen hat und ist nach einem Perspektivenwechsel in alle Richtungen bei weitem nicht mehr so unbedarft wie vorher.

MEINE MEINUNG

Ich schätze diesen Autor schon lange wegen seiner treffenden Formulierungen, dem Wortwitz und wegen seines Spürsinnes. Er bringt alles exakt auf den Punkt - ohne wenn und aber und bleibt dabei urteilsfrei.
Die Thematik begründet sich in Menschlichkeit. Damit geht sie jeden etwas an, denn Menschen sind wir alle. Wer gibt uns das Recht, Klassen und Hierachien zu bilden, Privilegien zu kultivieren und über andere zu urteilen, deren Schicksal uns im Zweifel nicht interessiert? Augen zumachen, ignorieren und blind verurteilen ist viel einfacher.
Das Buch ist in sich abgeschlossen und lässt keine Fragen offen. Es bietet Diskussionsstoff und wäre als Schullektüre sicherlich sehr gut geeignet.

FAZIT

Ich wüsste wirklich nicht, wie man es besser machen könnte.
Ein klares 5-Sterne-Buch und Highlight des Jahres 2023.