Rezension

Schlimmer geht´s nimmer

Die spürst du nicht -

Die spürst du nicht
von Daniel Glattauer

Bewertet mit 4 Sternen

Nach neun Jahren legt Daniel Glattauer mit “Die spürst du nicht“ einen neuen Roman vor. Die Binders und die Strobl-Marineks mieten ein Haus mit Swimmingpool in der Toskana. Sophie Luise, die 14jährige Tochter der Strobl-Marineks, darf ihre Schulfreundin Aayana, ein somalisches Flüchtlingsmädchen mitnehmen. Gleich am Anfang des Urlaubs geschieht dann eine Katastrophe, nach der nichts mehr so ist wie vorher. Die Familien geraten in eine Krise, wobei Sophie Luise am meisten unter den Folgen leidet. Sie wird in der Schule ausgegrenzt und gemobbt. Schon bald reicht ein bislang unbekannter Anwalt im Namen der somalischen Familie Klage ein und fordert 200.000 Euro wegen des Schockschadens. Es kommt zum Prozess, der nicht frei von Komik und grotesken Situationen ist. Vor allem Oliver Steinpichler, der Anwalt der Strobl-Marineks, ist immer bemüht, sich in Szene zu setzen. Menschliche Tragödien interessieren ihn nicht.

Ein allwissender Erzähler berichtet über die Ereignisse, ergänzt von Zeitungsartikeln und Kommentaren in den sozialen Medien. Besonders die unangemessenen Postings voller Arroganz und Hass machen deutlich, wie viele Europäer mit dem Thema „Flüchtlinge“ umgehen. Der Autor zeigt in seinem sozialkritischen Roman, dass jede Person eine Geschichte hat, dass die Flüchtlinge nicht nur gute Gründe hatten, aus ihrem Land zu fliehen, sondern auch während der Flucht furchtbare Dinge erlebten, Familienmitglieder verloren. Die Flüchtlinge müssen sichtbar werden, und wir müssen ihnen zuhören und wirklich versuchen, ihnen zu helfen.

Glattauer ist mit diesem Roman ein wichtiges Buch gelungen, nicht ganz frei von Klischees und stellenweise etwas konstruiert, aber dennoch sehr lesbar und sprachlich gelungen. Auf jeden Fall empfehlenswert.