Rezension

Begegnung mit Sherlock Holmes

Teufelsgrinsen - Annelie Wendeberg

Teufelsgrinsen
von Annelie Wendeberg

Geschaffen, um auf nostalgische Weise dem größten Detektiv aller Zeiten in authentischem Rahmen wiederzubegegnen. Ein Muss für Sherlock-Holmes-Fans!

Die 27-jährige Anna Kronberg führt ein Doppelleben: Um im späten neunzehnten Jahrhundert in London als Ärztin und Wissenschaftlerin arbeiten zu können, legt sie sich eine männliche Identität zu. Als im Teich eines Wasserwerkes ein Toter gefunden wird, ruft Scotland Yard sie zu Hilfe, um festzustellen, ob es sich um ein Choleraopfer handelt. Bei der Gelegenheit begegnet sie Sherlock Holmes, der sie sofort durchschaut. Nachdem sich als Todesursache Tetanus herausstellt, ohne dass eine Eintrittswunde und damit Infektionsmöglichkeit vorhanden ist, beginnen die beiden zu ermitteln. 
Annelie Wendeberg zieht mit diesem ersten Band der Reihe in Bann. Abtauchen ist angesagt ins viktorianische Zeitalter, in das Straßengewirr mit seinen Kutschen und Droschken. Hier, in den ärmlichen Vierteln, wohnen Krankheit, Dreck und Tod. Und die Ich-Erzählerin. Denn sie arbeitet nicht nur für gutes Geld am Guy´s Hospital, sondern hilft auch direkt vor Ort. Immer auf der Hut, als Frau enttarnt zu werden, entwirft sie ausgeklügelte Strategien, eben das zu vermeiden. 
Das Zusammentreffen mit Sherlock Holmes ist schwierig. Zu genau hat Sir Arthur Conan Doyle die Konturen des großen Detektivs festgelegt, seine Eigenarten und seine Geheimnisse. Dem gerecht zu werden, ist eine Herausforderung, die nicht immer gelingt. Schon allein der neue, ungewohnte Blickpunkt lässt ihn verändert erstehen. Da, wo ein bewusst ein zaghaftes Abweichen vom vorgegebenen Charakter gewagt wird, erscheint er unglaubhaft. Vergnüglich wird es, wenn beide mit scharfsinnigen Schlussfolgerungen ins Wetteifern geraten. Befremdlich, wo es ins Reich der Emotionen abdriftet.
Der Kriminalfall an sich ist interessant, ungeheuerlich, die Unternehmungen sind gefährlich und verwegen, kreative Ideen reichern  Handlung und äußere Umstände an. Dennoch bleibt die ganz große Spannung aus. Dieses Buch sollte man vielmehr der Atmosphäre, der Nostalgie wegen genießen, am besten mit Tee und Pfeife.