Rezension

Dr. Kronberg und der etwas andere Sherlock Holmes

Teufelsgrinsen - Annelie Wendeberg

Teufelsgrinsen
von Annelie Wendeberg

Bewertet mit 4.5 Sternen

Teufelsgrinsen - Ein Fall für Anna Kronberg von Annelie Wendeberg
erschienen am 13. Februar 2014
im KiWi-Verlag

Anton Kronberg ist ein angesehener Arzt und Englands führender Bakteriologe.
Er hat nur ein Problem...
eigentlich ist er eine Frau und heißt Anna.

Leider werden Frauen in der Zeit um 1889 von ihren männlichen Artgenossen nicht wirklich ernst genommen, geschweigen denn dürfen sie studieren. Daher ist Anna gezwungen eine Lüge zu leben um ihren Traum zu verwirklichen.
Sie verkleidet sich als Mann und wird zu Dr. Anton Kronberg.
Da Anna perfektionistisch bis ins letzte Detail ist und die Menschen sowieso nur sehen was sie zu sehen erwarten, gelingt ihr diese Scharade sehr gut.
Bis sie auf Sherlock Holmes trifft.
Der Detektiv mit seiner genialen Beobachtungsgabe durchschaut Annas Maskerade sofort. Aus Respekt vor Annas Intellekt und ihrer Leistung, aber wohl auch weil sie ihn neugierig macht, bewahrt er ihr Geheimnis.
Gemeinsam versuchen sie zu ergründen, warum jemand absichtlich Menschen mit Cholerabakterien infiziert und decken dabe eine Verschwörung auf, die weiter reicht als vermutet.

"Teufelsgrinsen" war für mich ein toller und stimmiger Lesegenuss, der nur leider viel zu schnell vorüber war.
Annelie Wendeberg schreibt spannend und flüssig und hat mit Anna Kronberg eine sehr starke Protagonistin geschaffen die mir auch sofort sympathisch war.
Ihren Sherlock Holmes hat die Autorin etwas anders gezeichnet als die von Sir Arthur Conan Doyle erdachte Person, das mögen manche als störend empfinden, ich persönlich fand es aber überhaupt nicht schlimm, sondern eher sehr spannend, Holmes einmal anders als erwartet reagieren zu sehen.
Die Beschreibung Londons um 1889 ist sehr realistisch und deutlich und schafft genau die richtige Atmosphäre für die Handlung.

Sehr gut gefallen hat mir Annas ironische Betrachtung ihrer Umgebung und ihre treffende Kritik an den Vorurteilen und den Standesdünkeln ihrer Zeit. Ihre kleinen intellektuellen Duelle mit Holmes haben mir viel Spaß gemacht. Es hätten ruhig ein paar mehr sein können.
Außerdem finde ich es immer wieder schön, wenn Bücher mich auf ein bestimmtes Thema neugierig machen und ich mehr darüber wissen möchte. Hier war es die Entdeckung und Entwicklung von Impfstoffen. Ein sehr spannendes Thema wenn man bedenkt mit welch begrenzten Mitteln die Ärzte damals arbeiten mussten.

Das Buch bekommt eine klare Leseempfehlung für alle Fans von historischen Kriminalromanen.

Ich freue mich schon sehr auf den zweiten Teil mit Anna Kronberg und hoffentlich auch Sherlock Holmes.