Rezension

Tolles Buch, das eine andere Holmes Seite zeigt

Teufelsgrinsen - Annelie Wendeberg

Teufelsgrinsen
von Annelie Wendeberg

Ein Toter schwimmt im Kanal des Wasserwerkes in Hampton. Dr. Kronberg wird zu einer Leichenschau dorthin zitiert.
Vor Ort trifft er zum ersten Mal auf den Detektiv Sherlock Holmes. Was jahrelang und bis dahin niemandem aufgefallen ist, wurde von Holmes sofort durchschaut. Dr. Kronberg ist kein Mann sondern eine Frau. Anna Kronberg fühlt sich ertappt.
Die beiden spielen gleich mit offenen Karten. Kronbergs Geschlecht bleibt aber ein Geheimnis zwischen den beiden. In der damaligen zeit war es Frauen nicht gestattet als Mediziner tätig zu sein, aber Holmes hat kein Interesse daran den Schwindel auffliegen zu lassen.

Holmes analysiert offen und einen hauch zu intim die Person Kronberg, die sich unter der männlichen Maskerade verbirgt. Kronberg ihrerseits schlägt überraschend auf gleiche Art und Weise zurück. Denn auch sie versteht es aufs vortrefflichste Menschen zu lesen.
Mehr oder weniger angetan voneinander verbünden sie sich also um dieses mysteriöse Todesopfer im Wasserwerk zu untersuchen. Denn vieles deutet eher auf einen Mord denn auf Cholera hin.
Der Fall zieht weite Kreise und fordert gefährlichsten Körpereinsatz von Dr. Kronberg sowie Holmes.

Meine Meinung:
Die Geschichte ist lebendig erzählt und hält ein gewisses Spannungslevel aufrecht. Ständig wird man tiefer in die Geschichte gezogen und viele kleine Begebenheiten gehen unter die Haut und lassen den Leser mitleiden, mitfiebern, mitfühlen. Was fast etwas zu oft vorkommt ist das dauerhafte analytische Denken, das aber eigentlich typisch für einen Sherlock Krimi ist (soweit ich ihn kenne). Von daher passt es gut ins Konzept. Was mich eher gestört hat war das Duzen von Anna und Holmes. Das hat etwas die Distanz zwischen den Personen genommen. Auch war an einigen Stellen der Sprachstil nicht der Zeit angemessen.

Die Ich-Erzählweise von Dr. Kronberg stört mich in diesem Fall gar nicht. Im Gegenteil. Wir bekommen einen Einblick in ihre Gefühlswelt, die sich zwischen Mann und Frau bewegt. Man weiß sofort wie sie tickt. Dr. Kronberg analysiert anfangs die Missstände ihrer Zeit und legt ihre Abscheu gegen die schlampigen, unhygienischen Zustände in den Krankenhäusern offen. Im Verlaufe des Buches erfahren wir mehr von der weiblichen Seite der Anna Kronberg, die sich auch in ihrem Behandlungsstil als Arzt wiederspiegelt. Sie ist mitfühlend und sehr auf den Berufsethos bedacht. Ihre Leidenschaft für Holmes kommt auch nicht zu kurz.

Fazit:
Das Zusammenspiel von Holmes und Kronberg ist auf seine Art erfrischend und macht Laune auf mehr Sherlock Holmes.
Es hat den Anschein, dass die Autorin mit Anna Kronberg ihrer eigenen Leidenschaft für Holmes ein Gesicht gegeben hat. Aber das ist nur mein ganz persönlicher Eindruck.