Rezension

Verschenktes Potenzial

Teufelsgrinsen - Annelie Wendeberg

Teufelsgrinsen
von Annelie Wendeberg

Bewertet mit 3 Sternen

Inhalt:
London, Ende des 19. Jahrhunderts. In einem Wasserwerk wird die Leiche eines Mannes angespült. Es besteht der Verdacht, dass er an Cholera erkrankt war. Deshalb wird der angesehene Bakteriologe Dr. Anton Kronberg hinzugezogen, der bei dieser Gelegenheit Sherlock Holmes kennenlernt. Mit dem von ihm gewohnten Scharfsinn entlarvt Holmes Kronberg sofort als Frau, die sich nur als Mann verkleidet hat, um im viktorianischen England Medizin studieren und als Arzt arbeiten zu können. Glücklicherweise behält er seine Erkenntnis für sich, denn er findet schnell Gefallen an der ihm an Scharfsinn und Intelligenz ebenbürtigen Frau. So kommt es, dass die beiden in ein weitreichendes Verbrechen verwickelt werden und auch selbst in große Gefahr geraten.

Meine Meinung:
Die Idee, die hinter dieser Geschichte steckt, gefällt mir sehr gut. Es geht um Seuchen, Entwicklung von Impfstoffen, illegale Machenschaften, aber es wird auch Kritik an der damaligen Gesellschaft, in der die Frau eine untergeordnete Rolle spielt und es in den Armenvierteln ganz erbärmlich zugeht, laut.

Dass man sich unbedingt der Figur des Sherlock Holmes bedienen musste, kann ich nicht wirklich nachvollziehen, außer zu Werbezwecken. Ansonsten hätte es auch ein x-beliebiger anderer Mann sein können, was mir womöglich besser gefallen hätte als ein verfälschter Sherlock Holmes. Denn Holmes wirkt hier eher wie die Figur aus den BBC-Filmen als wie die Figur, die Arthur Conan Doyle geschaffen hat. Doch der Witz, den die BBC-Filme aufweisen, fehlt diesem Roman leider.

Die Atmosphäre des viktorianischen London wurde in den Beschreibungen der Stadt und der Menschen meines Erachtens sehr gut rüber gebracht. Doch gleichzeitig passten die Dialoge nicht dazu. Diese waren zu „neuzeitlich“ und zu salopp.

Am meisten hat mich aber die relativ emotionslose, berichtartige Erzählweise gestört, die verhinderte, dass ich in die Geschichte eintauchen konnte. Anna Kronberg erzählt in der 1. Person in der Vergangenheitsform. Oftmals lässt einen die Ich-Form tief in den Protagonisten blicken, doch hier ist das nicht der Fall. Gefühle kommen fast gar nicht zur Sprache, nur Beobachtungen und Schlussfolgerungen. Das wirkt recht nüchtern und ist leider nicht so mein Fall.  Überhaupt hätten ein paar Ausschmückungen und ein ordentlicher Spannungsbogen dem Roman gutgetan.

„Teufelsgrinsen“ ist der erste Band einer Reihe um Anna Kronberg und Sherlock Holmes. Annelie Wendeberg schrieb das Buch auf Englisch, es wurde von Kathrin Bielfeldt und Jürgen Bürger ins Deutsche übersetzt.

Fazit:
Als Debütroman nicht schlecht, aber da kann noch einiges verbessert werden.