Rezension

Mord, Totschlag und Seuchen

Teufelsgrinsen - Annelie Wendeberg

Teufelsgrinsen
von Annelie Wendeberg

Bewertet mit 4 Sternen

Die 27-jährige Anna Kronberg, die aus der Nähe von Leipzig stammt, hat Medizin studiert und arbeitet in der Abteilung für Infektionskrankheiten im Guy’s Hospital in London. Dies wäre nicht möglich, wenn sie sich nicht schon seit Jahren als Mann verkleiden würde, denn Arzt ist im England des ausgehenden 19. Jahrhunderts ein ausschließlich von Männern dominierter Beruf. Auf ihrem Gebiet hat sie es unter ihrer falschen Identität als Dr. Anton Kronberg zu großem Ansehen und schließlich zum führenden Bakteriologen Englands gebracht. Cholera, Typhus und Tetanus sind nur einige Geißeln der Bevölkerung, gegen die Dr. Anton Kronberg in den Kampf zieht. Die größte Gefahr geht jedoch von der Menschheit selbst aus, wie Anna mit Entsetzen feststellen muss…

„Teufelsgrinsen“ ist eine unterhaltsame Mischung aus historischem Roman und Krimi. Das Erstlingswerk von Autorin Annelie Wendeberg widmet sich außerdem zu einem großen Teil der Wissenschaft auf dem Gebiet der Epidemiologie und vermittelt Wissen über Seuchen und die Entdeckung von Impfstoffen. Das sollte den Leser nicht verwundern, denn Annelie Wendeberg ist nicht nur Schriftstellerin, sondern auch und in erster Linie Biologin mit Doktortitel. In „Teufelsgrinsen“ erzählt sie mit einem anspruchsvollen Schreibstil, klug und scharfsinnig die Geschichte der mutigen Anna Kronberg. Besondere Würze erhält der Roman durch die Mitwirkung von Sherlock Holmes, dem die Autorin die männliche Hauptrolle in ihrer Erzählung zugedacht hat. Anna und Sherlock, beide mit einem enormen Intellekt ausgestattet, liefern sich spitzzüngige und messerscharfe Verbal-Duelle, die mir stets ein Schmunzeln entlockten. Die Atmosphäre im Buch entspricht ganz meiner Vorstellung von London im viktorianischen Zeitalter. Allerdings hätte der Geschichte ein bisschen weniger Tempo gut getan. So prescht man an der Seite von Kronberg und Holmes durch die Geschichte, für die 240 Seiten meiner Meinung nach absolut nicht ausreichend sind. Ich hätte mir mehr Augenblicke zum Luftholen gewünscht, die das Buch im besten Falle mit noch mehr Leben gefüllt hätten.

Nichtsdestotrotz fand ich „Teufelsgrinsen“ sehr gelungen. Besonders verbunden mit diesem Roman hat mich nicht nur meine Affinität zu London, sondern vor allem die Tatsache, dass die Heldin Anna Kronberg – ebenso wie ich – aus Sachsen kommt. Ich wünsche dieser herben und rauen Erzählung, die dennoch über einen ganz eigenen Charme verfügt, viele begeisterte Leser.