Rezension

Holmes ermittelt

Teufelsgrinsen - Annelie Wendeberg

Teufelsgrinsen
von Annelie Wendeberg

Bewertet mit 3.5 Sternen

In der Ich-Person wird hier von Dr. Anna Kronberg erzählt, die ihre Heimat Deutschland und ihren Vater verlässt, nach England geht und sich dort als Mann ausgibt, um nach dem Studium als Arzt und Bakteriologe im London des ausgehenden 19. Jahrhunderts zu arbeiten. Sie hat damit Erfolg und als im Wasserwerk ein Toter entdeckt wird, ruft man sie zur Analyse, ob es sich um ein Choleraopfer handeln könnte oder ob es Mord gewesen ist. Die Furcht vor Seuchen war zu jener Zeit berechtigter Weise sehr groß. Bei der Untersuchung der Leiche trifft sie erstmals auf Sherlock Holmes der ebenfalls Interesse an dem Fall bekundet.
Im Verlauf des Buches liefern die beiden sich so manches mentales und sprachliches Gefecht, welche mit Schärfe, Witz und Effet geführt werden und allein deswegen schon macht es Spaß das Buch zu lesen. Anna schlägt Holmes dabei mit seinen eigenen Waffen und offenbart ihm Details aus seinem Leben, analysiert seine Schwächen ebenso, wie er z.B. sofort erkennt, dass sie eine Frau ist.
Als ebenbürtige Partner versuchen sie also diesen Fall zu lösen, der sich aber bald als Teil einer großangelegten Verschwörung mit weiteren Toten herausstellen soll.

Gefallen hat mir der flotte und leicht zu lesende Erzählstil und die Dialoge. Solche sind für mich in einem Buch immer besonders wichtig, da sie gute Einblicke in Psyche der Akteure geben und gerade in Krimis Erkenntnisse und Vermutungen unterhaltsam erklären können.
Die Gespräche sollten wohl etwas an Holmes und Watson erinnern und sind auch im ähnlichen Tenor geschrieben. Allerdings fand ich es irgendwie seltsam, weil man ja Holmes doch etwas anders kennt. Etwas reservierter und nüchterner. Ich gebe zu, ich bin kein Holmes-Fan, deshalb war es für mich nicht so wichtig, dass er von seinem sonstigen Erscheinungsbild abweicht und eher wie ein fast normaler Mann daherkommt. Ein bisschen hatte ich aber das Gefühl, dass hier auf einen Zug aufgesprungen wird, da es ja mittlerweile sogar schon zwei Serien in Film und Fernsehen über ihn gibt und er wohl zur Zeit INN ist. Und die Frau in Männerkleidern ist natürlich auch nicht wirklich neu.
Alles in allem also ein netter Krimi – aber nix, was mich vom Hocker reisst.