Rezension

Ein ungewöhnliches Buch, mit eher nüchterenem Schreibstil und einem ganz besonderen Sog

Der Gesang der Flusskrebse - Delia Owens

Der Gesang der Flusskrebse
von Delia Owens

Bewertet mit 4.5 Sternen

Meinung:

Um dieses Buch gab es ja wirklich einen großen Hype. Zugegeben, ohne diesen hätte ich es wohl nicht in die Hand genommen, denn so ganz mein Beuteschema ist es ja nicht. Dennoch war ich neugierig, was so viele Leute begeistert hat und wollte mir selbst ein Bild davon machen und trotzdem schwang auch definitiv etwas Skepsis mit.

Und diese Skepsis hat sich zu Beginn auch wirklich erstmal verstärkt. Den Anfang fand ich schwierig, da der Erzählstil doch recht nüchtern und kühl ist. Außerdem hat Kya wirklich ein hartes Los bekommen. Verlassen von Mutter und sämtlichen Geschwistern, allein gelassen bei einem trinkenden und schlagenden Vater und eigentlich nur darauf aus, von jemanden geliebt zu werden.

Den Beginn fand ich also etwas stockend, aber mit der Zeit habe ich mich an diese besondere, etwas nüchterne Erzählweise gewöhnt und danach hat die Geschichte doch einen richtigen Sog entwickelt. Ich habe es genossen, Kya bei ihrem einfachen und so ehrlichen Leben zu begleiten, mit ihr gelitten, wenn sie wieder ungerecht behandelt wurde und mitgefiebert, wenn sie Unterstützung erhalten hat.

Neben der ausführlichen Erzählung von Kyas Kindheit und Jugend gibt es auch immer wieder Kapitel aus dem Jahr 1979, in dem eine Leiche aufgefunden wird und sich die Anzeichen verdichten, dass Kya ein Motiv gehabt haben könnte. Auch hier gibt es weiterhin die volle Dröhnung an Vorurteilen und Zuschreibungen, aber doch auch kleine Hoffnungsschimmer.

Klar, die 1960 Jahre in den USA waren andere Zeiten, aber trotzdem erinnert auch erschreckend viel an heute...

Prinzipiell ist die komplette Erzählung sehr detailliert und beschäftigt sich mit vielen vermeintlichen Kleinigkeiten und vielen leisen Tönen. Jedoch schlägt es gerade dann auch ein, wenn diese lauter werden und Kya z. B. nur aufgrund ihrer Herkunft abgelehnt wird, oder sich auf den falschen Mann einlässt, nur weil sie so einsam ist.

Anfangs und während des Mordprozesses waren es mir ein paar Details zu viel, jedoch haben diese in der Nachbetrachtung auch ihre Berechtigung, auch wenn ich sie persönlich nicht immer so ausführlich gebraucht hätte.

Schön fand ich, dass man die Geschichte auch wirklich zu Ende erzählt bekommen hat und sie definitiv was besonderes war und dabei auch ein paar wirklich tolle und besondere Charaktere geschaffen wurden.

Fazit:

Wirklich ein besonderes Buch, das den großen Hype schon ziemlich verdient hat. Die Geschichte wird eher kühl, nüchtern und unaufgeregt erzählt und beschäftigt sich viel mit Details, aber trotzdem erzählt sie vom Leben, von Besonderheiten und Ungerechtigkeiten und entwickelt einen ganz besonderen Sog und viel Tiefe. Vor allem zu Beginn und während des Prozesses war es mir etwas zu detailliert, aber prinzipiell hat mich die Geschichte sehr berührt und zum Teil auch schockiert und ich vergebe sehr gute 4 Sterne.