Rezension

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Spannende Geschichte aus dem 14. Jahrhundert

Tell
von Joachim B. Schmidt

Bewertet mit 4 Sternen

Die Geschichte um Wilhelm Tell kennt wohl jeder. Zumindest kennt jeder die Geschichte von einem Vater, der seinem Sohn einen Apfel vom Kopf schießen sollte. Mit einer Armbrust.

Schmidt verarbeitet die Geschichte (Legende?) um Wilhelm Tell in eine Art Zeitbild der Schweiz.  Wie kam es dazu, dass sich ein Mann, ein einfacher Bauer, so mit der Obrigkeit anlegt?
Durch ein paar Beispiele aus dem damaligen Alltagsleben wird schnell klar, wie die Soldaten des Fürsten das Volk drangsalieren, ausbeuten und erniedrigen.
Interessant finde ich, dass der Fürst Gessler hier als sehr menschlich dargestellt wird. Der Bösewicht ist sein Scherge Harras. Ein Typ, dem sich niemand entgegenzustellen wagt.
Schnell wird hier mal jemand getötet, aus den nichtigsten Gründen. Sehr beliebt ist es die Leichen im See verschwinden zu lassen.
Doch das können auch die Bürger, wie später das Buch zeigt.

Schmidt nähert sich dem Helden Wilhelm Tell indem er die Story aus verschiedenen Perspektiven beleuchtet. Da ist seine Frau, Nachbarn, der Pfarrer und vor allem sein Sohn Walter (der auf dessen Kopf der Apfel zu liegen kommt). Nur ein kurzes Kapitel ziemlich am Ende ist auch mal aus Tells Sicht geschrieben.

Die Beschreibungen zeigen ein Leben in tiefster Armut, sehr beschwerlich. Ein Menschenleben ist kaum etwas Wert, was die Trauer der Hinterbliebenen aber nicht mindert.

Alles sehr eindringlich und authentisch geschildert. Lustig höchstens der Epilog als ein Dichter (Schiller?) sich mit Tells Nachkommen in Verbindung setzt.

Ein Zeitbild, dass mir die Geschichte um den Freiheitskämpfer Wilhelm Tell auf spannende Weise näher gebracht hat. Ich muss unbedingt auch mal Das Drama von Schiller auf der Bühne ansehen.