Rezension

Faszinierende Lektüre

Tell
von Joachim B. Schmidt

Bewertet mit 5 Sternen

Wir schreiben das Jahr 1307. Der Bergbauer Tell wohnt gemeinsam mit seiner Frau und drei Kindern sowie seiner Mutter und Schwiegermutter auf dem Tellenhof in den Bergen oberhalb des Vierwaldstetter Sees. Das Leben ist hart, die Habsburger regieren mit harter Hand und ihre Schergen machen den Menschen das Leben so schwer wie sie nur können. Landvogt Gessler hat die Männer nicht im Griff, Harras und seine Handlanger ziehen als Plünderer und Vergewaltiger ungestraft durchs Land. Es ist harte Kost, was uns Joachim B. Schmidt hier auftischt, die Brutalität ist manchmal nur schwer zu ertragen.

Schmidts Erzählweise ist äußerst ungewöhnlich. In kurzen Sequenzen kommen viele unterschiedliche Personen zu Wort und jeder trägt einen Teil zum großen Ganzen bei. Tell selbst kommt zunächst nicht zu Wort, wir erleben ihn durch die Augen der anderen als mürrischen und harten Mann, der auch nicht davor zurückschreckt, seinen Stiefsohn, den Sohn seines verstorbenen Bruders Peter, mit harter Hand zu züchtigen. Um zu überleben, zieht er in die Berge, um verbotenerweise Wild zu schießen. Eines Tages begegnet er dabei Gessler und Harras. Während Gessler von Tell und seinem Sohn Walter beeindruckt ist, will Harras ihm eine Lektion erteilen. Er schickt seine „Männer“ (in Wirklichkeit handelt es sich um halbe Kinder) auf den Tellenhof, in der Hoffnung, dass es dort zu einem Blutvergießen kommen möge. Tells Mutter verhindert das Schlimmste, doch zahlt sie einen hohen Preis dafür. 

Als Tell gemeinsam mit Walter kurz darauf auf den Markt geht, um eine Kuh zu verkaufen, sieht er den Hut nicht, vor dem sich jeder verbeugen soll als Zeichen der Ehrfurcht vor den Habsburgern. Gesslers Strafe besteht darin, dass Tell seinem Sohn mit der Armbrust einen Apfel vom Kopf schießen muss. Dass der Sohn überlebt, ist hinlänglich bekannt, doch Harras will es nicht bei dieser einen Strafe belassen, er will an Tell ein Exempel statuieren.

Diese Neufassung von Tell liest sich spannender als so mancher Thriller. Es ist ein Buch, das ich nicht aus der Hand legen konnte. 5 Sterne und absolute Leseempfehlung!