Rezension

Tell-Sage im frischen, modernen Gewand

Tell
von Joachim B. Schmidt

Bewertet mit 5 Sternen

Der Klappentext verspricht nicht zu viel: dieser Roman ist wirklich ein Pageturner, in dem eine Szene die nächste jagt. Einerseits hatte ich leichte Schwierigkeiten, die zahlreichen Figuren einzuordnen; andererseits ist dies ein interessanter Kniff, um Wilhelm Tell und sein Schicksal aus verschiedensten Blickwinkeln zu verfolgen. Mit der Zeit bekam ich ein immer klareres Bild des eigenbrötlerischen Wilderers, der die Schikanen des Landvogts Gessler und seiner Handlanger nicht auf sich sitzen lässt.

Der Autor präsentiert uns eine kurzweilige, originelle Version der Tell-Sage, in der auch die Apfelschuss-Szene nicht zu kurz kommt. Trotz des rasanten Tempos versäumt er es dabei nicht, uns eindringlich die harten Lebensbedingungen der Bauern, die Ungerechtigkeit der Vögte, die Grausamkeit der Habsburger Soldaten und die schroffe, mystische Landschaft im Isental spüren zu lassen. Für mich ist der Roman sowohl stilistisch als auch dramaturgisch rundum gelungen.