Rezension

Weder Fisch noch Fleisch

Dead Romantics -

Dead Romantics
von Ashley Poston

Bewertet mit 3 Sternen

 

Der Klappentext machte mich neugierig – Verlagswesen, Lektoren und mittendrin eine Ghostwriterin, außerdem eine Prise Fantasy! Die Protagonistin sieht buchstäblich Geister (ebenso wie ihr Vater, der praktischerweise ein Bestattungsunternehmen führte. „Six Feet Under“, anyone?). Der Roman kam auf meine Wunschliste.

Schauplatz New York:

Florence Day hat ein Problem – eine Schreibblockade macht ihr das Leben schwer. Da sie als Ghostwriterin der Bestsellerautorin Ann Nichols arbeitet, wird dies zum Problem, als ihr neuer Chef (der gutaussehende Lektor Ben Andor) ihr die Pistole auf die Brust setzt und Ergebnisse fordert. Zu allem Überfluss zwingt ein Todesfall die Protagonistin zur Rückkehr in den ungeliebten Heimatort im Bundesstaat South Carolina, den sie Hals über Kopf verlassen hatte, da man sie für verrückt erklärt hatte. Außerdem glaubt die Romance – Tüftlerin Florence nicht mehr an die Liebe, seit ihr treuloser Exfreund durch Ideenklau den großen Reibach machte.

Der Beginn der Geschichte ist spannend, durch cleveres Namedropping wirkt die Rahmenhandlung glaubwürdig. Die Exposition des Romans fand ich durchaus interessant, das „Personal“ fand ich aber recht schematisch charakterisiert. Die Mitbewohnerin von Florence mochte ich sehr, die Figurenzeichnung erinnerte jedoch auch ein bisschen an das Abhaken einer imaginären Liste. Schwuler Bruder? Check! Nicht-weisse MBW? Check! Der Mittelteil der Geschichte kam recht langatmig daher, das Finale kam etwas plötzlich. Mein Lesefluss kam durch bestimmte Pronomen ins Stocken, die Grundidee fand ich dennoch richtig gut, es haperte aber an der Ausarbeitung, irgendwie war der Roman weder Fisch noch Fleisch, da Ashley Poston versuchte, eine Fantasylovestory mit einem Familienroman zu kombinieren. Trotz der Länge der Geschichte gibt es keine stimmige Gliederung, mir war es stellenweise zu überladen und stellenweise zu melodramatisch, als Lektorin hätte ich den plot definitiv gestrafft und auch gekürzt, da Ashley Poston fast 400 Seiten braucht, um auf den Punkt zu kommen.

Der Schwarm der Heldin hätte auch ein wenig mehr Tiefe vertragen können, gutes Aussehen und ein massentauglicher Lesegeschmack reichen meines Erachtens nicht („Dead Romantics“ will schließlich nicht in die New-Adult-Kategorie eingeordnet werden).

Es gab aber auch schöne Sätze für alle Leseratten und Bücherwürmer:

„Bücher zu kaufen half mir immer, selbst wenn ich sie nicht las.“ (S. 31)

Fazit: Ashley Poston hat gute Ideen, die Umsetzung konnte mich aber nicht so recht überzeugen. Insofern ist „Dead Romantics“ für mich nur bedingt ein „Liebesroman mit hohem Wohlfühlfaktor […]“. Laut eigener Aussage liest die Autorin gern Fan – Fiction, und vielleicht hätte ihre Geschichte als Internet-Fortsetzungsroman besser funktioniert.