Rezension

Wenig cozy leider

Maple-Creek-Reihe, Band 1: Meet Me in Maple Creek (der unwiderstehliche Wattpad-Erfolg endlich im Print) -

Maple-Creek-Reihe, Band 1: Meet Me in Maple Creek (der unwiderstehliche Wattpad-Erfolg endlich im Print)
von Alexandra Flint

Bewertet mit 2.5 Sternen

"Meet me in Maple Creek" folgt Mira, die in einer typisch amerikanischen Kleinstadt lebt und deren Leben von einem Tag auf den anderen durcheinander gebracht wird, als sie erfährt dass sie einen Zwillingsbruder hat. Ihn (Lilac) kannte sie nicht nur 19 Jahre ihres Lebens nicht, er bringt auch noch seinen düsteren Freund Joshka mit nach Maple.

Also als erstes möchte ich sagen, dass das Cover und die Aufmachung der Bücher mit dem Farbschnitt, der Goldfolie und den kleinen Blätterillustrationen im Buch wirklich wunderschön ist. Da hat jemand bei beiden Teilen wirklich Liebe zum Detail bewiesen und das sieht im Bücherregal wirklich wunderschön aus.

Leider passt das Cover und das Marketing als cozy Herbstlektüre meiner Meinung nach überhaupt nicht zum Leseerlebnis. Denn Coziness kommt ehrlich gesagt sehr selten auf. Manchmal werden herbstliche Eindrücke eingestreut, zum Beispiel bei einem Fest, bei Wanderungen oder wann immer der Autorin wieder eingefallen ist, das ja Herbst ist. Aber das wars auch schon mit der Coziness, der Rest wird schnell sehr düster und dramatisch.

Und das ist auch eins der Hauptprobleme, die ich mit dem Buch hatte. Das Storytelling ist leider meiner Meinung nach etwas überdramatisch (schon alleine weil so oft der Untergrund erwähnt wurde). Da kommen so viele unwahrscheinliche und absurde Dinge zusammen, wie sie einer Familie / einer Person gar nicht passieren können. Dabei entstehen leider auch Plot Holes, die nicht erklärt werden oder einfach keinen Sinn ergeben. Und die komischen Dinge werden nichtmal richtig hinterfragt, das ergibt wirklich gar keinen Sinn. Was mich am Storytelling leider auch stört ist folgendes: Es wird so mit Klischees um sich geworfen das es kracht. An sich sind Klischees nicht schlimm aber das ist dann doch zu viel. Viele dieser Klischees hat man schon 100x gelesen und rollt deshalb schon total mit den Augen. Z.B. frage ich mich wirklich, ob in solchen Büchern die Charaktere immer Erbsen im Gefrierfach haben, nur für den Fall das sich jemand geprügelt hat und ein Kühlpack braucht?

Reden wir kurz über die Figuren. Vor allem bei den Männern strotzen sie leider am Anfang vor toxischer und unreflektierter Maskulinität, die wir selbst in Liebesromanen im Jahr 2022 nicht mehr brauchen. Dabei sind sie leider totale Klischees - Paradebeispiel ist der männliche Lead Joshka, der reich aber Ganster ist. Dabei aber natürlich auch der sanfte Künstler und Wohltäter. Und er erwähnt eindeutig zu oft, wie gefährlich er ist und das es im Untergrund um Leben und Tod geht. Das wird fast schon lächerlich. Bei so vielen oberflächlichen Charaktereigenschaften, die wenig entwickelt und begründet werden kriegt man fast ein Schleudertrauma. Wer mit tatsächlich ganz gut gefallen hat ist Miras bester Freund aber auch die Entwicklung der Beziehung zwischen den Zwilligen. Es ist wirklich herzerwärmend zu sehen, wie sie sich annähern und warm miteinander werden. Das hat mir echt gut gefallen. Die Protagonistin Mira hat mir leider nicht viel gegeben. Sie bleibt meiner Meinung nach sehr eindimensional und platt. Das liegt vor allem daran, dass sie zu nett und gut ist, einfach nur um einen bessren Kontrast zu den Jungs zu bilden.

Zu guter Letzt zur Sprache und dem Schreibstil. Man fliegt zwar schnell durch die Seiten, leider holpert es vor allem an den Übergängen zwischen den drei Perspektiven. Auch werden bestimmte Aspekte immer wieder wiederholt, obwohl man es schon beim ersten Mal verstanden hat (Stichwort Joshkas Untergrund). Leider finde ich auch dass das amerikanische Setting überhaupt nicht vibed. Warum sind die Kapitelüberschriften auf englisch? Und die Namen wirken leider auch wenig authentisch, sondern holpern etwas. Aber ich glaube das sind persönliche Befindlichkeiten. Was mir leider wirklich sauer aufgestoßen ist und ich nicht mehr loslassen konnte war folgendes: Die Autorin legt nach jedem gesprochenen Satz super viel Augenmerk auf die kleine Gestik der Charaktere (ein Lächeln zupft, man zieht die Augenbraue skeptisch hoch etc.) und Joshka sagt andauernd Hölle. Selbst für ihn wirkt das zu kindisch.

An sich konnte das Buch mich nicht überzeugen sondern ich habe leider oft mit den Augen gerollt. Vielleicht lag es aber auch einfach dran, das meine Erwartungen an ein Cozy Buch nicht erfüllt wurden. Wenn man ein spannendes, Action-Liebesbuch sucht, ist es denke ich das richtige, für mich war es nichts.