Rezension

Zu gewollt

Aller guten Dinge sind zwei
von Mhairi McFarlane

Bewertet mit 3 Sternen

Leider sehr aufgesetzt und einseitig. Obwohl Laurie als Feministin dargestellt wird, ist vor allem das Frauenbild im Roman problematisch.

In Mhairi McFarlanes sechstem Liebesroman begleiten wir die erfolgreiche und beliebte Anwältin Laurie, die nach 18 Jahren plötzlich von ihrem Partner Dan verlassen wird, da dieser sich nach einem anderen Leben und mehr Abenteuer sehnt. Tatsächlich stürzt er sich recht schnell in eine neue Beziehung und erwartet sogar ein Kind, obwohl er Lauries Kinderwunsch immer wieder aufschob. Als wäre das nicht schlimm genug, muss Laurie ihm auch noch tagtäglich in der Kanzlei begegnen, denn auch Dan ist Anwalt. Kurzerhand lässt sich Laurie auf eine Fake-Beziehung mit dem Frauenschwarm der Kanzlei Jamie Carter ein. Sie will Rache, er will sein Image aufpolieren.

 

Tatsächlich war ich das erste Mal ein wenig enttäuscht von Mhairis Schreibstil, denn besonders auf den ersten 100 Seiten kommen mir viel zu viele vulgäre Kraftausdrücke vor. Gerade wenn Lauries beste Freundin Emily anwesend ist und ihre Gedanken zur Unabhängigkeit der Frau in den Raum wirft, hatte ich wenig Spaß am Lesen, denn das Gesagte wirkte immer sehr aufgesetzt und wie aus einer klischeehaften Sexkolumne einer Frauenzeitschrift und gar nicht so herzlich und leicht, wie ich es eigentlich von Mhairi gewohnt bin.

 

Sehr gut dargestellt fand ich erneut den Umgang mit Social Media, der in Mhairis letztem Roman auch schon eine Rolle spielte. Die Fake Beziehung wird vor allem über gestellte Bilder und gezielte Posts auf Facebook und Instagram angeheizt und in die Welt getragen. Ich fand Lauries Gedanken zur Diskrepanz von Darstellung und Wahrheit gut gelungen. Auch Lauries Trauer und ihre Unsicherheiten nach der Trennung fand ich gut dargestellt, denn auch wenn Dan sie sehr verletzt hat, erlischt eine so lange Liebe nicht einfach von jetzt auf gleich.

 

Hauptfigur Laurie ist schwarz und daher spielt das Thema Rassismus immer wieder eine Rolle, z.B. in Form von Mikroaggressionen im Alltag oder im Selbstverständnis der Protagonistin. Dieser Aspekt gefiel mir eigentlich ganz gut, hier hätte ich mir aber zumindest im Nachwort noch ein paar Quellen oder Informationen zu gewünscht, da die Autorin weiß ist und damit nur als Nicht-Betroffene schreiben kann und sich irgendwo zu dem Thema weitergebildet haben muss. Schließlich wurde auch erwähnt, wo sie sich Tipps zum Beruf des Anwalts geholt hat.

 

Ein weiterer kritischer Punkt ist die Art und Weise wie Frauen beschrieben werden, die nicht mit Laurie befreundet sind, z.B. die neue Freundin von Dan oder alte gemeinsame Freunde. Diese Frauen werden verteufelt, "Schlampen" genannt und als doofe, lästernde und hinterhältige Schnepfen dargestellt. Das hat mir überhaupt nicht gefallen und Laurie und ihre Freundinnen nicht gut aussehen lassen, gerade weil diese auffallend oft im Roman als Feministinnen und selbstbewusste Frauen dargestellt werden.

 

Ich mochte die behandelten Themen, ich mochte die Story und die Chemie zwischen Laurie und Jamie hat auf jeden Fall gestimmt und mich mitgenommen. Insgesamt war der Roman für mich als großen Mhairi McFarlane Fan jedoch eher eine Enttäuschung. Das Frauenbild abseits von Laurie und ihrem Umfeld ist ziemlich problematisch und passte nicht zu der Feministinnen-Keule, die bei Laurie, ihren Freundinnen und ihrer Mutter etwas zu sehr geschwungen wurde. Von den Männern im Roman fang ich lieber erst gar nicht an. Auch das Ende war mir leider zu übertrieben und unglaubwürdig.