Rezension

Nicht mein Fall

Aller guten Dinge sind zwei
von Mhairi McFarlane

Bewertet mit 2.5 Sternen

Für mich war dieses im November 2020 bei Knaur Taschenbuch erschienene Werk das erste Buch aus der Feder der Bestsellerautorin Mhairi McFarlane. Aufgrund des vielversprechenden Klappentextes - eine vorgegaukelte Love Story, aus der möglicherweise Ernst wird – und dem schlichten, auf Humor ausgelegten Cover erwartete ich einen lockeren Wohlfühlroman, geprägt von Witz, Romantik und einem höchstwahrscheinlich vorhersehbaren Ende. Eben die typische Zusammensetzung einer RomCom, so ähnlich wie in der Komödie "Wie werde ich ihn los – in 10 Tagen", in der es ebenfalls um vermeintlich vorgetäuschte Gefühle geht. Leider blieb die Geschichte weit hinter meinen Erwartungen zurück.

Nach 18 Jahren Beziehung wird die attraktive Anwältin Laurie von ihrem Partner Dan verlassen und seine neue Flamme ist bereits schwanger - von dem Mann, der Lauries sehnsüchtigen Kinderwunsch stets abgelehnt hatte. Na dann, herzlichen Glückwunsch. Die Gerüchteküche in der Kanzlei, wo ihr Ex noch immer als ihr Kollege arbeitet, kocht über; gehässig amüsiert man sich über das Ende des Vorzeigepärchens. Wütend und frustriert lässt Laurie sich auf eine Fake-Beziehung ein, um Dan zu provozieren und zurückzugewinnen. Ihr angeblicher neuer Freund, der heiße Weiberheld Jamie, verspricht sich von der Schein-Beziehung einen Aufstieg zum Partner der Kanzlei; bisher stand ihm sein wilder Lebenswandel im Weg, aber seine Vorgesetzen schätzen Laurie und würden die "Beziehung" der beiden befürworten.

Erzählt wird in der 3. Person (aus Lauries Perspektive). Insgesamt erschienen die Figuren mir allesamt weit überzeichnet und größtenteils unsympathisch. Laurie, die aufgrund ihrer Hautfarbe schon oft mit Rassismus zu kämpfen hatte, urteilt selbst sehr schnell über andere Menschen und steckt sie, basierend auf Vorurteilen, in Schubladen. Hier werden alle Stereotypen bedient - bis auf ihre beste Freundin Emily sieht sie in anderen Frauen nur Negatives; alle bisherigen "Freundinnen" sind fiese Zicken, alle männlichen Kollegen anmaßende, chauvinistische Mistkerle – mit Ausnahme des obligatorisch witzigen, schwulen Kumpels. Ohne ihren Arbeitskollegen Jamie wirklich zu kennen, hat Laurie bereits von Grund auf eine schlechte Meinung von dem jungen Mann und wieso? Weil er gut aussieht, sein Singleleben genießt und erfolgreich im Job ist. Häufig erschien sie mir schlichtweg oberflächlich und zu sehr von sich selbst überzeugt. Wenigstens vertritt sie ihre Meinung sehr direkt und durchlebt im Laufe der Handlung eine positive Entwicklung. Der einzige Lichtblick hinsichtlich der Charaktere ist die männliche Hauptfigur; Jamie (sowie seine Familie und seine Kindheitsfreundin Hattie) empfand ich als herrlich angenehm, aufrichtig und liebenswert.

Im ersten Drittel der Geschichte wird für eine gefühlte Ewigkeit die Trennung von Dan und Laurie thematisiert. Sehr schmerzvoll und deprimierend, das Ganze…und unnötig in die Länge gezogen. Hätte ich das Buch nicht im Rahmen einer Leserunde gelesen, ich hätte es abgebrochen. Mit ist schon klar, dass nach 18 Jahren Beziehung eine Trennung nicht mal eben hopplahopp verwunden werden kann, doch hier zog sich das Drama wie Kaugummi und man hatte das Gefühl, bald in der Mitte des viel zu melodramatischen Buches angekommen zu sein, ohne dass die Haupthandlung überhaupt angefangen hat. Der langatmige Anfang hat definitiv meinen Lesefluss gebremst und die detaillierten Beschreibungen von Lauries Verzweiflung haben mich irgendwann nur noch runtergezogen. Etwas besser wurde es erst, als Jamie die Bühne betrat; sein frecher Humor lockerte vieles auf, konnte die Grundstimmung aber nicht gänzlich retten.

Der Schreibstil war nicht mein Fall. Lauries Aussagen und ebenso die Kommentare anderer Frauen und Männer erschienen mir des Öfteren übertrieben vulgär und herablassend. Sollte das umgangssprachlich wirken? Permanent gab es Anspielungen auf irgendwelche Songs, oft war der Zusammenhang zur jeweiligen Situation nicht nachvollziehbar. Doch mein größtes Problem waren die Dialoge. So wurde Lachen etwa immer als »Hahaha.« beschrieben (ebenso andere Geräusche, z.B. "»Argh«, sagte Laurie") – das passte für mich überhaupt nicht.

Um der Story mehr Tiefgründigkeit zu verleihen, wurden - neben dem Dauerthema Mobbing - insbesondere gegen Ende der Handlung jede Menge dramatische Themen angeschnitten: Krankheit und Tod, Vernachlässigung von Kindern, Kindesmissbrauch, Essstörungen, toxische (Familien-)Beziehungen…und keines ist ausführlich ausgearbeitet worden. Dadurch wirkten diese Elemente auf mich erzwungen und oberflächlich. Hier wäre weniger mehr gewesen.

Fazit: Nur wenige Sympathieträger und deutlich schwermütiger und langatmiger, als man es von einer Feel-Good-Story erwarten würde. Die Geschichte hatte so viel Potential, das leider nicht ausgeschöpft wurde.