Rezension

Cyberjagd

Going Zero -

Going Zero
von Anthony McCarten

Bewertet mit 4 Sternen

 
Ein stilisierter Fingerabdruck prangt groß auf dem Cover, stellvertretend für den digitalen Fingerabdruck, den jeder Internet-User im World Wide Web hinterlässt.
Cy Baxter ist der neue Social-Media Star. Sein Imperium ist schon riesig, aber er will noch mehr. Eine Zusammenarbeit mit den Geheimdiensten wäre nicht nur finanziell die absolute Krönung seiner Karriere. Aus diesem Grund startet er einen Wettbewerb, bei dem zehn handverlesene Freiwillige (ein Querschnitt durch die Bevölkerung angefangen vom Normalbürger bis zum Berufsspion) sich einen Monat lang unauffindbar verstecken müssen. Es winken 3 Millionen Dollar Siegprämie. 
Von Anfang an liegt der Focus des Romans auf der Bibliothekarin Kaitlyn, die mit unfassbarer Raffinesse immer wieder durch die Maschen der Überwachung schlüpft. Leider werden die Stories der neun anderen Mitspieler ziemlich oberflächlich abgehandelt, da hätte ich gern mehr Spannung gehabt. Überhaupt ist der Spannungsbogen ein Schwachpunkt in meinen Augen. Solange die Erzählperspektive auf Kaitlyn liegt, hat man auch Action und Emotionen, aber Baxters Gedankengänge sind mir stellenweise zu sehr geschwafelt. Sehr gut getroffen ist der schmale Grat zwischen Genie und Hybris, den Baxter mit seiner Gier betritt.
Erschreckenderweise sind die Möglichkeiten der digitalen Überwachung mittlerweile tatsächlich schon sehr weit gediehen. Ich glaube, dem normalen Menschen ist das nicht bewusst. Gerade solche Romane rücken wieder den normalen Menschenverstand zurecht, sodass man nicht mehr ganz so leichtsinnig mit seinen persönlichen Daten hausieren geht. Ansonsten muss man darauf vertrauen, dass Gesetze den digitalen Missbrauch in Schranken halten.
Mit kleinen Einschränkungen hat mich das Buch fasziniert. Es ist wirklich lesenswert und macht neugierig auf die bereits geplante Verfilmung.