Rezension

Unbehaglicher Gegenwartsroman

Going Zero -

Going Zero
von Anthony McCarten

Bewertet mit 5 Sternen

Tagtäglich hinterlassen wir digitale Spuren. Sei es durch das Bezahlen mit der Kreditkarte, der Inanspruchnahme von Bonusprogrammen, GPS und Handynutzung oder unserer Präsenz im Internet und den sozialen Medien. Natürlich ist uns das bewusst, aber wissen wir auch, was mit diesen gesammelten Daten geschieht? Welche Möglichkeiten die Datenkraken haben, um unsere digitalen Fußabdrücke lückenlos zu verfolgen? Und was geschieht, wenn diese Informationen in die falschen Hände geraten? Dieser Fragestellung geht Anthony McCarten in „Going Zero“ nach und schafft ein Szenario, das spannender nicht sein könnte.

Obwohl der neuseeländische Autor bereits zahlreiche Romane geschrieben hat, kennt man ihn doch am ehesten als erfolgreichen Drehbuchautor. Davon zeugen nicht nur die Auszeichnungen bei den BAFTA Awards sondern auch die mehrfachen Nominierungen bei den Oscar und Golden Globe Preisverleihungen. Und wieder einmal beweist er mit seinem aktuellen Roman, dass er sein Geschäft versteht, denn dieser bietet mehr spannende Momente als so manch blutrünstiger Thriller, denn die lückenlose Überwachung hat längst in unseren Alltag Einzug gehalten.

Zum Inhalt: Es mag ja sein, dass der Tech-Milliardär Cy Baxter edle Absichten hat, denn er wird von dem Wunsch angetrieben, die Welt zu einem sicheren Ort zu machen. (Wir erinnern uns an 9/11. Genau das war die Argumentation der Amerikaner, die zahllose Eingriffe in unseren Alltag und viele Einschränkungen, Reglementierungen und Überwachungsmaßnahmen für jede/n von uns nach sich zogen, aber im Sinn der „guten Sache“ allmählich akzeptiert, in unseren Alltag eingeflossen und mittlerweile schon nicht mehr hinterfragt werden). Zu diesem Zweck geht er eine Kooperation mit den amerikanischen Geheimdiensten ein, um diesen zu beweisen, dass durch die Informationen, die in seiner riesigen Datenbank Fusion hinterlegt sind, die Handlungen jedes Einzelnen nicht nur nachverfolgt und somit kontrollierbar, sondern durch Verknüpfungen auch 100 %ig vorhersehbar sind. Untermauert soll dies durch einen Beta-Test mit zehn ausgewählten Kandidaten werden, deren Aufgabe es ist, dieser lückenlosen Überwachung ein Schnippchen zu schlagen. Dem Gewinner würde ein Preisgeld von 3 Millionen Dollar winken, aber es ist davon auszugehen, dass keiner der Teilnehmer den Test erfolgreich beendet. Ein Trugschluss, wie sich herausstellen wird.

Die Story wird in Form eines Countdowns präsentiert und erhält zusätzlich Tempo durch die kurzen Kapitel, in denen sowohl Baxter als auch die Teilnehmer zu Wort kommen. Die Möglichkeiten, die sich durch die Verknüpfung der gesammelten Daten ergeben, werden anschaulich erläutert, die technischen Möglichkeiten verständlich erklärt und hinterlassen ein unbehagliches Gefühl, denn mit Sicherheit ist gerade in diesem Bereich aktuell schon wesentlich mehr möglich als wir uns vorstellen können. Und ja, die Auswirkungen betreffen nicht nur die Menschen mit bösen Absichten, es ist ein Thema, das uns alle angeht.

Ein Gegenwartsroman, der aufzeigt, was möglich ist und uns mit einem unbehaglichen Gefühl zurücklässt, aber gerade deshalb auch gelesen werden sollte.