Rezension

Hinter der Fassade

Happy New Year – Zwei Familien, ein Albtraum -

Happy New Year – Zwei Familien, ein Albtraum
von Malin Stehn

Bewertet mit 4 Sternen

Es fließt ziemlich viel Alkohol auf Lollos Silvesterparty. Traditionell feiert sie mit ihren Freundinnen Nina und Malena sowie deren Partnern ins neue Jahr hinein. Als am nächsten Morgen Lollos Tochter Jennifer spurlos verschwunden ist, folgt eine bittere Ernüchterung. Aus verschiedenen Perspektiven werden nun die bangen Tage danach erzählt. Immer deutlicher wird, was für ein durchtriebener, bösartiger Teenager die Vermisste gewesen ist. Zugleich kommen (ausschließlich für den Leser) die ganzen miesen Geheimnisse der Erwachsenen ans Licht. Zum Glück klärt sich die Tat auf, doch es ist zu früh um aufzuatmen...
Ist dieser Roman tatsächlich ein Thriller oder nicht vielmehr eine Charakterstudie, wie es hinter perfekten Familienfassaden tatsächlich aussehen könnte? Paare, bei denen die Liebe auf der Strecke geblieben ist, wo Kinder irgendwie nebenbei erwachsen werden, aber das Hauptinteresse im Geldverdienen liegt, wo Lebenszweck und Lebensziele auseinanderklaffen. Die einzelnen Charaktere der betroffenen Personen werden glasklar seziert. Als Leser baut man schnell eine Bindung auf und versteht das Warum, auch wenn man vieles nicht gutheißen kann. Das Beobachten der Menschen macht die Hauptspannung aus, und das tatsächliche Geschehen in der Silvesternacht weckt zwar die Neugier, ist aber tatsächlich fast zweitrangig. Der Leser sollte sich auf einen bösen Schluss gefasst machen, der das Kopfkino fast einen weiteren Roman ausarbeiten lässt. Gut gemacht, Malin Stehn!
Mit verteilten Rollen wird das Buch von Tim Gössler, Ulrike Kapfer und Christiane Marx eingelesen. Alle drei haben ihre Sache gut gemacht.