Rezension

Kurzweiliger Thriller

Die Herzchirurgin -

Die Herzchirurgin
von Jack Jordan

Bewertet mit 4 Sternen

Was machen all die fremden Leute hier? Und wo ist Zack? Als die Herzchirurgin Anna Jones nach einem langen Arbeitstag endlich heimkommt, ist nichts mehr so, wie es war. Die Erkenntnis, dass sie ihren Sohn nur dann wieder in ihre Arme schließen kann, wenn sie während einer alsbald anstehenden OP einen Politiker sterben lässt, erschüttert sie bis ins Mark. Währenddessen hat die Krankenschwester Margot existenzielle Sorgen, welche sie mit immer dreisteren Diebstählen auszugleichen versucht. Und Rachel Conaty von der örtlichen Polizei kann ihr privates Schicksal nicht verarbeiten, sie vermengt dieses mit einem nicht geklärten Todesfall.

Um diese drei Frauen rankt sich der Thriller. Drei Frauen, ganz und gar unterschiedlich und doch eint sie ihr Schicksal irgendwie, auch wenn die Verbindungen zunächst ziemlich verworren und oberflächlich scheinen.

Allen voran kämpft Anna um das Leben ihres Kindes und dafür muss sie ihre Moral über Bord werfen, ihren ethischen Richtlinien als Ärztin abschwören. Wie wird sie sich entscheiden? Annas Weg habe ich atemlos und mit viel Herzklopfen verfolgt. Was ist richtig, was darf man, was darf eine Mutter, eine Ärztin? Selbst wenn sie ihren vermeintlich richtigen Weg eingeschlagen hat, so ist es noch lange nicht vorbei.

Und da ist Margot, ein ganz und gar anderer Typ. Sie ist für sich alleine verantwortlich, auch wenn es zwischendurch anders scheint. Sie ist nicht unbedingt ein Sympathieträger, eher das Gegenteil. Und hat sie einmal eine lukrative Quelle aufgetan, agiert sie unbescheiden und gierig bis zum Abwinken. Egoismus pur, so würde ich sie kurz beschreiben wollen. Erst handeln, später, meist zu spät, fängt sie an zu denken. Das kann nur schief gehen, sie schliddert gefühlt von einer Katastrophe in die nächste.

Wäre noch Rachel zu erwähnen, die sich in einen Fall verbissen hat und sich von nichts und niemandem von ihrem Vorhaben abhalten lässt. Sie mochte ich so gar nicht, beinahe hätte sie in Sachen Antipathie Margot den Rang abgelaufen.

Jack Jordan hat drei unterschiedliche Charaktere erdacht, die jede für sich nicht zu knapp über Ecken und Kanten verfügen. Um das Ausgangsszenario ranken sich die Nebenstränge, Annas schwerwiegende Entscheidung zieht vieles nach sich, was zunächst nicht vorhersehbar ist. Von Kindesentführung und Lügen bis hin zu Mord ist alles dabei, was einen spannenden Thriller ausmacht. Nach dem rasanten Einstieg mit viel Action plätschert die Handlung eher dahin, schon fesselnd, aber ein wenig um sich kreisend, um dann wieder an Fahrt aufzunehmen. Das Ende habe ich kaum erwarten können, auch wenn so manche Szene mit der Wirklichkeit nichts zu tun hat. Hier drücke ich aber gerne ein Auge zu angesichts dieses kurzweiligen Thrillers, der mich gut unterhalten hat.