Rezension

Wie aus anfänglicher Skepsis Begeisterung wird

Night of Crowns: Spiel um dein Schicksal - Stella Tack

Night of Crowns: Spiel um dein Schicksal
von Stella Tack

Bewertet mit 4 Sternen

"Night of Crowns" vereint zunächst alles der typischen Klischee-Urban-Romantasy in sich: Eine junge Frau mit ihren typischen Highschool-Dramen, Schulalltag, Cheerleading, Football und ein Liebes-Dreieck. Genau das ist es auch, was mich Klappentext und Leseprobe haben erwarten lassen. Aber ich wurde auch ein wenig überrascht.

Alice - eigentlich eine Musterschülerin - wird nach einem seltsamen Ereignis in einer Nacht im Wald immer schlechter in der Schule. Um das Jahr nicht wiederholen zu müssen, soll sie in ein Sommercamp auf dem Internat Chesterfield gehen. Doch wie sich bald herausstellt, handelt es sich bei dieser Schule um alles andere als ein normales Internat und ehe Alice sich versieht, steht sie zwischen den Fronten zweier verfeindeter Internate, gefangen in einem Schachspiel in dem Menschen die Spielfiguren sind.

Ich gebe zu, so kurz gefasst klingt die Story ein wenig abstrus. Sie ist jedoch alles andere als das, ich würde sogar sagen, dass die Autorin da eine echt super Idee hatte! Ein Schachspiel mit lebenden Menschen! Unsere Protagonisten sind die Spielfiguren! Und hier schlagen die Figuren sich nicht etwa gegenseitig indem sie sich kurz anticken und sagen "hab dich!" - nein, es wird gekämpft, geblutet und gestorben. Dieses Buch ist damit nichts für schwache Nerven, aber dass so ein menschliches Schach nicht ohne Brutalität daher kommen kann, haben wir ja sogar schon bei Harry Potter gelernt. 

Allerdings muss man bedenken, dass das Buch ein wenig Zeit braucht, um so richtig in Fahrt zu kommen. Und bis dahin musste ich mich an der ein oder anderen Stelle ein wenig quälen. Zunächst ist da Alice. Als Protagonistin eigentlich super, bis auf die Tatsache, dass sie nur selten zu wissen scheint, was sie will, zudem noch naiv und leicht manipulierbar ist. Und dann wäre da noch Vincent, der erste Mann im "Liebes-Dreieck", der mir mit seinem Geschleime mächtig auf den Keks ging. Nach etwa der Hälfte des Buches wollte ich die Autorin schon für diesen Kitsch verfluchen. Doch glückerlicherweise habe ich weitergelesen und wurde extrem überrascht. Da ich bemüht bin, nicht zu spoilern, kann ich nur sagen: Vieles, über das ich mich anfangs aufgeregt habe, hatte am Ende einen Grund - und lag keinesfalls an der schlechten Schreibart der Autorin. Da hat sie mich ziemlich auf den Arm genommen, die gute Stella Tack, denn sie kann ja doch sehr gut Geschichten schreiben.

Mein Lieblingscharakter ist außerdem Jackson - und ich hoffe, die Tatsache, dass er es ist, ist noch kein Spoiler. Nicht so dolle finde ich es allerdings, dass er Raucher sein muss. Man darf nicht vergessen, dass dieses Buch auch ein Jugendroman ist und Rauchen sollte daher meiner Meinung nach nicht verherlicht werden. Und bei Jackson ist es ganz klar ein Zeichen seiner Coolness. Von der Message her daher nicht so super.  

Des Weiteren noch ein wenig kritisieren möchte ich die Tatsache, dass unsere Protagonistin zum Teil ganze Tage verschläft - wirklich in der Tat durchschläft - nur um ... ja, warum eigentlich? Damit ein bisschen mehr Zeit in der Geschichte ins Land geht? Damit die Autorin keine langweiligeren Tage, an denen mal nichts spannendes passiert, schildern muss? Damit wir als Leser auch ja keine Minute aus dem Leben unserer Protagonistin verpassen? Eine eher unschöne Variante des Zeitschindens wie ich finde. Da kommt mir die gute Alice doch eher ungesund vor bei so viel Müdigkeit. 

Nichtsdestotrotz: Ich finde nur sehr wenige kleine Kritikpunkte an dem Buch, wurde nach anfänglicher Skepsis zudem noch total überrascht und sitze nun mit diesem Ende fest. Bis der nächste Band kommt, dauert es immerhin noch 10 Monate und das Ende ist unendlich fies. Chapó, Stella Tack.