Rezension

Berührend, tragisch, fesselnd

Feldpost -

Feldpost
von Mechtild Borrmann

Ich würde auch sechs Sterne vergeben!

Wo Mechtild Borrman drauf steht, ist immer auch Mechtild Borrmann drin. Wieder legt sie ein fulminantes Werk vor, das mich vom ersten Kapitel an bindet. Auch dieses Buch „Feldpost“, dessen Cover wunderbar ausdrückt, was die Leserinnen und Leser erwartet, hat mich in den Bann gezogen und in einem Ritt lesen lassen bis zum letzten Satz, der einen so wendungsreichen Plot auf eine Weise abschließt, dass er noch lange nachhallt. 

Die Geschichte beginnt zunächst ein wenig unauthentisch. Cara Russo ist Anwältin und erhält auf mysteriöse Weise von einer Unbekannten in einem Café eine Sammlung von sehr alten Briefen, Feldpost. Sie begibt sich auf Spurensuche in der Gegenwart, was nicht ganz zur vollständigen Aufklärung der Zeitebene von 1935 bis 1945 führt. Borrmann erzählt aber auf dieser Vergangenheitsebene eine komplette Geschichte, die authentisch, aufregend, spannend und schmerzhaft ist und die Ebene der Gegenwart rund um Cara und das Jahr 2000 fabelhaft ergänzt. Der Plot lebt von den auslösenden Emotionen, dem Mitgefühl und der tief sitzenden Tragik der Ereignisse im Nazionalsozialismus. Es geht um Vertreibung, Flucht, Exil, die Verfolgung Homosexueller, Enteignung, Familienzusammenhalt, Freundschaft, Verrat und Abhängigkeiten, aber vor allem um eine große Liebe. Es gelingt der Autorin in einem flüssigen Schreibstil und durch den geschickten Aufbau der glaubwürdigen Handlung Sympathien und Antipathien aufzubauen, die nicht nur schwarz und weiß malen, sondern in die Abgründe und Höhenflüge des Menschseins entführen, so wie es die Zeit des Nazionalsozialismus vermutlich hervorgebracht hat. Gekonnt wird dies im historischen Kontext platziert, gut recherchiert und glaubhaft dargestellt. 

Nach jedem Buch von Mechtild Borrmann denke ich, jetzt ist dieser Stil und sind ihre Geschichten doch aber auserzählt. Und dann kommt ein neues Stück, wieder so faszinierend und mitreißend. Immer wieder gerne Mechtild Borrmann.