Rezension

Eine zauberhafte, bewegende Geschichte

Der späte Ruhm der Mrs. Quinn -

Der späte Ruhm der Mrs. Quinn
von Olivia Ford

Bewertet mit 5 Sternen

Jennifer Quinn ist seit fast 60 Jahren glücklich mit Bernhard verheiratet und beide genießen ihr beschauliches Leben in dem kleinen englischen Dorf Kittlesham.
Ihr liebstes Hobby ist das Backen und sie verwöhnt ihre Familie und Freunde gerne mit den alten Familienrezepten.
Als sie am Abend ihre Lieblingssendung „Das Backduell“ schaut, beobachtet sie den schlafenden Bernhard in seinem Sessel und plötzlich wird ihr bewusst, dass der größte Teil ihres Lebens bereits hinter ihnen liegt.
Berni ist mit dem Leben, das sie führen, vollauf zufrieden. Und Jennifer?
Eigentlich sollte sie doch glücklich sein mit dem, was sie hat, doch insgeheim fragt sie sich, was sie in all den Jahren überhaupt erreicht hat.
Deshalb kommt der Aufruf, sich beim Backduell zu bewerben, wie gerufen. Doch ihr schlechtes Gewissen hindert sie daran, Bernhard davon zu erzählen. Und so beginnt sie heimlich, sich auf das Casting vorzubereiten. Wenn es doch nicht klappen sollte, erfährt es niemand und sie blamiert sich wenigstens nicht.

Zitat
„Wenn ich einmal gehen muss, werde ich der Welt nichts hinterlassen außer ein paar Rezepte in meinem Küchenschrank. „Das Backduell – Backen auf der Insel“ ist das erste große Ziel, das ich mir in meinem Leben gesetzt habe, und ich bin siebenundsiebzig.“

Da ich selbst gerne und viel backe, ist mir das Cover sofort ins Auge gefallen. Der wunderbare Schokoladenkuchen lässt bereits erahnen, worum es in der Geschichte geht.
Als ich dann den Klappentext zum Buch gelesen hatte, stand für mich sofort fest, dass ich es unbedingt lesen muss.
Warum? Nun, ich bin zwar erst 60 und nicht 77, aber ich träume auch schon seit Jahren davon, einmal bei der Sendung „Das große Backen“ teilzunehmen. Allerdings habe ich bisher den Mut aufbringen können. Aber vielleicht ändert sich das ja noch?!

Jennifer hat den Mut gehabt, sich ihren großen Traum zu erfüllen, und sich beworben. Allerdings hat sie ihrem Mann Bernhard nichts davon erzählt, denn sie möchte nicht, dass er denkt, sie sei undankbar und mit ihrem gemeinsamen Leben nicht zufrieden. Sie verschweigt es ihm deshalb und füllt das Anmeldeformular heimlich aus. In fast 60 Jahren Ehe ist es das zweite Geheimnis, das sie vor ihrem Mann hat. Was sie ihm noch verschwiegen hat, erfahren wir nach und nach im Laufe der Geschichte.

Jennifer ist eine sehr charmante, aber auch ruhige und nachdenkliche Protagonistin. Sie war mir von der ersten Zeile an sympathisch. Ich konnte ihre Gedanken und Emotionen so gut nachvollziehen und hatte das Gefühl, gemeinsam mit ihr in der Küche zu stehen und zu backen.
Als sie zum Casting eingeladen wird und nach London muss, gerät sie zum ersten Mal in Bredouille, denn wie soll sie das machen, ohne Berni einzuweihen?
Berni ist ein liebevoller und gütiger Ehemann. Er kennt seine Frau seit 60 Jahren und merkt natürlich, dass sie sich anders verhält als gewohnt. Doch auch, wenn er sich Sorgen macht, vertraut er ihr. Man spürt förmlich das starke Fundament ihrer langen Ehe, das getragen wird durch einen liebevollen Umgang und das große Vertrauen zueinander.

Zitat:
„….ich habe gelernt, dass es manchmal gerade die Fehler sind, die einer Beziehung Tiefe geben.“

Die Geschichte liest sich ausgesprochen leicht und flüssig und die Erzählweise ist lebendig und anschaulich.

Es ist der Autorin wunderbar gelungen, die Spannung durch gelegentliche Rückblicke während der gesamten Zeit aufrecht zu halten und mich von der ersten bis zur letzten Seite zu fesseln.
Doch auch das Backduell sorgte dafür, dass ich mit Jennifer um jedes Gebäckstück, das sie in den Backofen schob, gezittert habe.

Diese zauberhafte, bewegende Geschichte zeigt auf eine wundervolle Weise, wie wichtig es ist, seine Träume nie aufzugeben und auch im Alter den Mut zu haben, Neues zu wagen.
„Der späte Ruhm der Mrs. Quinn“ ist mein erstes Highlight im Jahr 2024 und erhält 5 Sterne