Rezension

Bewegender Debütroman mit Luft nach oben

22 Bahnen -

22 Bahnen
von Caroline Wahl

Bewertet mit 3.5 Sternen

Die sympathische in der Ich-Form erzählende Protagonistin sieht sich mit Problemen wie Alkoholmissbrauch, Depressionen und finanziell bedingten Zukunftsängsten konfrontiert.

Bereits auf der ersten Seite des im Verlag Dumont erschienenen und mit einem ansprechenden und zum erzählten Geschehen passenden Cover versehenen  Debütromans "22 Bahnen" von Caroline Wahl werden mit Kölln Haferflocken, Levi‘s-Shirt/Levi’s-Schriftzug, Gut&Günstig (mehrfach), Mirácoli, Dr. Oetker Bourbon-Vanillesoße für meinen Geschmack definitiv zu viele Markennamen erwähnt.
Gespräche erfolgen für mich zu oft Libretto-ähnlich wie im folgenden Zitat:
"Ursula: Ich bin ganz normal geschwommen. Wie immer entspannt Richtung Beckenrand, und auf einmal sehe ich diesen rothaarigen kleinen Bengel vor mir, wie er 3 Schritte zurückgeht, Anlauf nimmt und auf mich drauf springt. Einfach so.
Ich: Krass."
Beides gefällt mir nicht.
Abgesehen davon ist die Geschichte der hochbegabten Protagonistin Tilda, die sich in einer traurigen Wohnung in der "Fröhlichstraße" einer von ihr gehassten Kleinstadt neben ihrem Studium, ihrer Tätigkeit an einer Supermarktkasse und Schwimmbadbesuchen um ihre jüngere Schwester Ida und oft genug auch um ihre alkoholkranke Mutter kümmern muss, auch recht deprimierend.

Diese Familien- und Milieustudie veranschaulicht, dass man versuchen kann (und sollte!), zwischen Verantwortungsbewusstsein und Entfaltungsbedürfnissen eine Balance zu finden. 

Diese "Botschaft" und die Tatsache, dass es ein Erstlingswerk ist, lassen mich eine bedingte Leseempfehlung aussprechen, obwohl bedauerlicherweise nicht alles nachvollziehbar war und am Ende  manche Fragen offen blieben.