Rezension

Dynamische und abwechslungsreiche Geschichte am Puls der Zeit, aber nur mäßig spannend und mit zu simpler, enttäuschend langweiliger Auflösung.

Fake – Wer soll dir jetzt noch glauben? -

Fake – Wer soll dir jetzt noch glauben?
von Arno Strobel

Bewertet mit 3 Sternen

Patrick Dostert befindet sich in Untersuchungshaft- unschuldig. Das behauptet er zumindest steif und fest. Die Indizien sprechen jedoch eine andere Sprache. Patrick wird verdächtigt, eine Frau entführt, eine Frau bedroht und eine weitere Frau getötet zu haben. Ein Video, das ihn als unbeherrschten Stalker zeigt, belastet ihn schwer und schürt erste Zweifel an seiner Glaubwürdigkeit. Was ist Fakt und was ist Fake und wie soll Patrick seine Unschuld beweisen, wenn nicht einmal seine Frau ihm glaubt und die Polizei keinen anderen Täter in Betracht zieht?

"Fake - Wer soll dir jetzt noch glauben?" ist ein Psychothriller, der wie von Arno Strobel schon gewohnt, moderne Technik in den Fokus rückt, die mehr Fluch als Segen ist. Es wird ein albtraumhaftes Szenario aufgebaut, in dem ein Unschuldiger durch Manipulation zum Hauptverdächtigen eines Schwerverbrechens wird. Die Medien und Nutzer von Social Media springen auf den Zug auf und sorgen dafür, dass eine bisher unbescholtene Person innerhalb kürzester Zeit Renommee, Freunde, Job und Ehefrau verliert. Aber kann es wirklich so einfach sein, einen Unschuldigen ins Gefängnis zu bringen? Wer soll dafür diesen enormen Aufwand betreiben und aus welchem Grund?

Der Roman schildert aus der Ich-Perspektive die Untersuchungshaft von Patrick und wie er dort seine eigene Geschichte erzählt. Diese wirkt dann ein wenig einfältig. Der Schreibstil ist (beabsichtigt?) sehr einfach gehalten, die Dialoge hölzern. Die Gespräche zwischen dem Ehepaar wie die Telefonate und Befragungen der Polizei sind unnatürlich steif und gekünstelt. Die Erzählung aus Sicht von Anwalt und Privatermittler gibt der Geschichte neuen Schwung, lässt die stümperhaft ermittelnden Polizeibeamten bald alt aussehen, während die beiden Verteidiger die richtigen Fragen stellen und ohne Anstrengung Ungereimtheiten auftun.
Die Charaktere bleiben farblos und eindimensional. Patricks naives Verhalten und die Fallen, in die er tappt, machen die Geschichte nicht lebendiger oder glaubwürdiger. So bemitleidet man die Hauptfigur, deren perfektes Leben so schnell aus den Fugen gerät, spürt aber keinen thrillertypischen Nervenkitzel. allzu offensichtlich erscheint, dass die/ der Leser*in auf eine falsche Fährte gelockt werden soll. Die zu erwartende Wende kommt deshalb nicht überraschend, allerdings sehr spät, so dass man am Ende nur mit einer holprigen Erklärung aus Tätersicht abgespeist wird. Das Motiv weiß nicht zu überzeugen und letztlich wirkt der Fallkomplex mit den brutalen Opfern überkonstruiert und in Bezug auf den Täter zu vorhersehbar.

"Fake/Fakt" ist dennoch abwechslungsreich und dynamisch und auch der schlichte Schreibstil und kurzen Kapitel tragen dazu bei, dass man schnell durch die Geschichte rast. Der Aufbau der Geschichte ist ganz originell, die Thematik am Puls der Zeit. Abstriche muss man jedoch bei der kaum vorhandenen Spannung und der simplen und enttäuschend langweiligen Auflösung machen.