Leserunde

Leserunde zu „Schnee in Amsterdam“ (Bernard MacLaverty)

Schnee in Amsterdam - Bernard MacLaverty

Schnee in Amsterdam
von Bernard MacLaverty

Bewerbungsphase: 22.11. - 06.12.

Beginn der Leserunde: 19.12. (Ende: 09.01.)

Im Rahmen dieser Leserunde stellen wir – mit freundlicher Unterstützung des C. H. Beck Verlags – 20 Freiexemplare von "Schnee in Amsterdam" (Bernard MacLaverty) zur Verfügung.

Wenn ihr eines der Freiexemplare gewinnt, diskutiert ihr in der Leserunde mit, tauscht euch über eure Leseerfahrungen aus und veröffentlicht am Ende eine Rezension zum Buch. 

ÜBER DAS BUCH:

Mit einem verlängerten Wochenende in Amsterdam möchten Stella und Gerry ihren Ruhestandsalltag in Glasgow unterbrechen. Die kleine Reise soll die beiden aufmuntern, sie wollen die Stadt erkunden und etwas für ihre Ehe tun. Sie lieben sich noch und ertragen gegenseitig ihre kleinen Fehler – aber in den vier Tagen treten tiefe Risse in ihrer Beziehung zutage. Und es wird klar, dass Stella einen ganz eigenen Plan verfolgt. Dieser Plan hängt mit einem der bezauberndsten Orte in Amsterdam zusammen, dem Beginenhof, und mit einem Gelübde, das Stella einst getan hat. Gerry dagegen, ehemaliger Architekt, hat weitgehend abgeschlossen mit seinem Leben, in dem der Alkohol eine zu große Rolle spielt. Während ihrer Reise drängt allmählich ein Ereignis aus ihrer gemeinsamen Vergangenheit in Belfast, Nordirland, immer stärker an die Oberfläche, etwas, das ihr ganzes Leben geprägt hat. Am Ende zeigt sich, wie tief der Graben zwischen ihnen wirklich ist. 

Ein dichter, bewegender und aufwühlender Roman voller Lebensklugheit, Komik und Tragik.  

ÜBER DEN AUTOR:

Bernard MacLaverty, geboren 1942 in Belfast, erhielt u. a. den Scottish Arts Council Book Award und den Lord Provost of Glasgow’s Award for Literature für seine Erzählungen, Romane und Drehbücher. Seine Romane «Cal» und «Lamb – der Ausgeflogene» wurden erfolgreich verfilmt. Bernard MacLaverty lebt mit seiner Familie in Glasgow. Sein Roman «Midwinter Break» (Schnee in Amsterdam) wurde ausgezeichnet als Novel of the Year bei den Irish Book Awards 2017. Eine Verfilmung des Romans ist bereits in Planung.

05.01.2019

Thema: Lektüre, Teil II; Seite 101 bis 203

Thema: Lektüre, Teil II; Seite 101 bis 203
Havers kommentierte am 20. Dezember 2018 um 15:34

Offenbar hat Stella in ihren Zukunftsplänen keinen Platz für Gerry reserviert. Ich finde es schade, dass sie ihre Probleme miteinander nicht thematisieren. Man muss doch miteinander reden können.

 

 

Thema: Lektüre, Teil II; Seite 101 bis 203
Langeweile kommentierte am 20. Dezember 2018 um 17:07

 Ich glaube, Sie haben den Zeitpunkt verpasst miteinander zu reden. 

Thema: Lektüre, Teil II; Seite 101 bis 203
Frieda-Anna kommentierte am 20. Dezember 2018 um 17:17

Das glaube ich auch. Da hat sich mit den Jahren zu viel eingeschliffen, was sie nicht mehr auflösen können. 

Thema: Lektüre, Teil II; Seite 101 bis 203
superlesehelden kommentierte am 23. Dezember 2018 um 19:22

Genau! Gerry und Stella haben sich in ihrer langjärhigen Ehe an so vieles gewöhnt ... Da ist dieser Trott in ihrer Beziehung, den sie wahrscheinlich gar nicht mehr durchbrechen können oder wollen. Beide wissen eigentlich, dass es momentan nicht gut läuft - sowohl in der Ehe als auch bei jedem persönlich. Aber eine Veränderung ist vielleicht zu anstrengend? Dann müssten sie sich ja richtig aufraffen.

Thema: Lektüre, Teil II; Seite 101 bis 203
Fornika kommentierte am 24. Dezember 2018 um 17:01

Ich finde die Situation ganz seltsam, sie streifen die Probleme und gehen dann zu anderem über. Stella erklärt ihre Zukunftsprobleme und anstatt konkrete Ansagen zu machen, lässt sie Gerry in der Schwebe. Man sollte tatsächlich meinen, dass sie ihre Ehe besser beenden sollen.

Thema: Lektüre, Teil II; Seite 101 bis 203
Michelly kommentierte am 25. Dezember 2018 um 11:52

Veränderung ist immer anstrengend und sie erfordert Mut, daran scheitern viele. Es ist schlichtweg einfacher, zu bleiben wo man ist. Und ich glaube auch, wenn der Punkt überschritten ist, fragt man sich, ob es jetzt überhaupt noch Sinn macht etwas zu ändern.

Thema: Lektüre, Teil II; Seite 101 bis 203
Lester kommentierte am 27. Dezember 2018 um 08:44

Die wichtigste Veränderung wäre ja das Gerry aufhört zu trinken. Das hätte schon Sinn und wäre ein guter Start.

Thema: Lektüre, Teil II; Seite 101 bis 203
Frieda-Anna kommentierte am 27. Dezember 2018 um 09:08

Stella könnte aber auch aufhören herumzueiern. Ich finde nicht, dass die Differenzen zwischen den beiden nur dann augzulösen sind, wenn nur einer etwas ändert, bzw. damit anfängt. Außerdem wissen wir nicht, wozu Gerry trinkt. 

Thema: Lektüre, Teil II; Seite 101 bis 203
Chapialis kommentierte am 03. Januar 2019 um 20:22

Das sehe ich auch so. Zu den Änderungen gehören immer beide. 

Thema: Lektüre, Teil II; Seite 101 bis 203
Odenwaldwurm kommentierte am 24. Dezember 2018 um 22:07

Den kann man doch nie verpassen. Man kann immer mit einander sprechen. Man muss nur wollen. 

Thema: Lektüre, Teil II; Seite 101 bis 203
Bouquiniste antwortete am 29. Dezember 2018 um 08:27

Da kann ich euch nur zustimmen. Ich habe das Gefühl, dass sie kaum noch in der Lage sind, eine wirkliche Wende oder Lösung ihrer Probleme herbei zu führen.

Thema: Lektüre, Teil II; Seite 101 bis 203
Bibliomarie kommentierte am 25. Dezember 2018 um 16:08

Stella und Gerry haben das wohl schon lange aufgegeben. Wobei Stella sich als Opfer sieht. Ich weiß nicht, ob das an dieser Schußverletzung liegt, die sie als junge Frau erlitt. Das wurde einmal nur kurz im Zusammenhang mit ihren Narben erwähnt. Sie sagt an einer Stelle zu Gerry nach einem Spaziergang  "Ich spüre die Kälte, die von dir ausgeht", womit sie wohl nicht die physische Kälte meint, aber ich denke eher, dass dise Kälte in ihr selbst ist.

Thema: Lektüre, Teil II; Seite 101 bis 203
Bouquiniste kommentierte am 29. Dezember 2018 um 08:25

Ja, es ist irgendwie schade, da es auch immer wieder Stellen gibt, wo man als Leser spürt, dass da zumindest einmal Liebe war und vielleicht auch noch das ein oder andere Gefühl zwischen den beiden existiert. Aber es stimmt, sie reden überhaupt nicht über die wirklich wichtigen Themen. Stella ignoriert Gerrys Alkoholproblem, obwohl ich den Eindruck habe, dass sie genau weiß, wieviel er trinkt. Sie selbst verfolgt ihre Ziele und selbst als sie das Thema Zukunft gegenüber Gerry anspricht, bleibt vieles in der Schwebe, was ihn in eine weitere Unsicherheit und in einen erneuten Trinkexzess führt.

Thema: Lektüre, Teil II; Seite 101 bis 203
Langeweile kommentierte am 20. Dezember 2018 um 17:06

Stella und Gerry  leben nur noch nebeneinander her, das ist wohl alles, was von ihrer Ehe übrig geblieben ist. Seine Gedanken kreisen immer mehr um den Alkohol, wie er ihn trinken kann, ohne aufzufallen und wie er ihn vor Stella verstecken kann.

 

Thema: Lektüre, Teil II; Seite 101 bis 203
Havers kommentierte am 21. Dezember 2018 um 06:38

Ist eigentlich armselig, oder? Sie ziehen sich beide zurück, jeder macht sein Ding, jeder denkt seine eigenen Gedanken, hat seine eigenen Pläne für die Zukunft. Bei Gerry dreht es sich um den Sprit, bei Stella um das gottesfürchtige Leben.

Aber ich denke, da gibt es mit Sicherheit ein Ereignis, das dieses Verhalten ausgelöst hat. Mal schauen, was uns der Autor im Verlauf der Geschichte dazu anbietet.

Thema: Lektüre, Teil II; Seite 101 bis 203
Odenwaldwurm kommentierte am 24. Dezember 2018 um 22:10

Deine Idee mit dem Ereignis finde ich gut. Da muss schon etwas vorgefallen sein. Aber nur was?

 

Thema: Lektüre, Teil II; Seite 101 bis 203
Fornika kommentierte am 24. Dezember 2018 um 17:02

Sein Alkoholproblem kommt im zweiten Teil noch viel mehr raus. Dieser nächtliche Gang durchs Hotel... schlimm. Der gute Mann braucht Hilfe.

Thema: Lektüre, Teil II; Seite 101 bis 203
Nala kommentierte am 21. Dezember 2018 um 10:22

Sie lässt mich ratlos zurück. Ist sie sich selbst wegen ihren Plänen noch nicht sicher?

Er fragt sie, ob er neben ihr bestattet werden darf und sie bejaht dies, mit dem Hinweis, nur wenn er nicht mehr trinkt.

Sie lässt als Andenken einen Ohrring zurück. Diesen bezeichnet sie als Unendlichkeitsohrring. Will sie damit die Ehe, die im Tod getrennt wird, schon vorzeitig beenden? Dann holt sie den Ohrring allerdings wieder. Dabei beobachtet sie der alte Mann. Sie begründet das zurückholen des Ohrrings, dass sie das Leid nicht nachempfinden kann. Das ist richtig, aber geht es bei solchen Gesten nicht vielleicht auch um den Gedanken an sich? Jeder definiert Leid anders. Ist dies vielleicht eine Andeutung, dass auf ihre Ehe, die sie auflösen möchte, geschaut wird? Dann wirft sie die Ohrringe in einen Fluss.

Vielleicht interpretiere ich z viel in die Geschichte, aber ich habe so das Gefühl, dass uns beim lesen schon Hinweise gegeben werden.

Traurig macht mich, dass keiner von beiden das Thema wirklich anspricht und man die Probleme probiert aus dem Weg zu räumen.

Thema: Lektüre, Teil II; Seite 101 bis 203
Frieda-Anna kommentierte am 21. Dezember 2018 um 20:25

Die Szene mit den Ohrringen fand ich total traurig und ich war mir aucn nicht sicher, was sie genau sie damit zum Ausdruck bringen wollte. Dass sie Gerry damit gekränkt hat war gar kein Thema. Schließlich waren die Ohrringe ein Geschenk. 

Thema: Lektüre, Teil II; Seite 101 bis 203
Havers kommentierte am 22. Dezember 2018 um 05:55

Traurig ja, aber auch total daneben. Stella geht mir zunehmend auf den Keks. Sie kreist nur um sich und ihre Befindlichkeiten, Gerrys Gefühle sind ihr total egal.

Sie ist diejenige, die Änderungen will, die sich in der Beziehung nicht mehr wohlfühlt. Redet sie dann mit ihm darüber? Nein, Pustekuchen. Das ist ein Verhalten, das ich nur schwer nachvollziehen kann. Auch wenn man sagt, das hat sich im Lauf der Jahre entwickelt, das geht für mich gar nicht. Wenn man sich unwohl fühlt, muss man das ansprechen und Änderungen in Angriff nehmen. Und das nicht erst am Ende des Lebens.

 

Thema: Lektüre, Teil II; Seite 101 bis 203
Nala kommentierte am 22. Dezember 2018 um 08:27

Genau so ist es aber in vielen Beziehungen. Man bleibt nur zusmmen, weil es bequem ist und man es so kennt. Für mich stehen die beiden für sehr viele andere Paare. Ich kenne selbst ein paar Paare, die genau so leben. Nicht jeder hat die Kraft und den Mut erwas Neues zu beginnen. 

Thema: Lektüre, Teil II; Seite 101 bis 203
Frieda-Anna kommentierte am 22. Dezember 2018 um 09:54

Ja, total daneben finde ich auch. Aber wie Nala schreibt, ist es wirklich in vielen Beziehungen so. Und da wird null komma nix geredet, geschweige denn etwas verändert. 

Mir geht es so wie dir. Stella beginnt mir mit ihrer Art immer unsympathischer zu werden. Und die Spitzen, die sie so nebenbei und unterschwellig gegen Gerry loslässt, sind ordentlich unter der Gürtellinie. Leider kann er sich nur mit seinem Freund Whiskey schützen. Schade um ihn. 

Thema: Lektüre, Teil II; Seite 101 bis 203
Bibliomarie kommentierte am 25. Dezember 2018 um 16:13

Ich stimme Dir zu, ich finde Stella auch sehr schwer auszuhalten.

Thema: Lektüre, Teil II; Seite 101 bis 203
Frieda-Anna kommentierte am 25. Dezember 2018 um 16:51

Ja, puh. Solche Frauen können anstrengend sein. Da hat es Gerry schwer, es ihr recht zu machen, ob er nun trinkt oder nicht. Wenn es nicht sowieso unmöglichlich ist. 

Thema: Lektüre, Teil II; Seite 101 bis 203
Lester kommentierte am 27. Dezember 2018 um 08:55

Die Frage ob Gerry trinkt oder nicht, stellt sich nicht. Er trinkt immer. Es gibt auch keine Anzeichen das er aufhören will. Im Gegenteil. Für Gerry ist das Trinken eine seiner positiven Eigenschaften. Er merkt gar nicht, wie sehr es Stella belastet. Es ist für mich kein Wunder das sie so ist. Stella gibt sich aber Mühe und kritisiert ihn nicht ständig deshalb. In diesen Momenten glaubt Gerry das sie seinen Suff nicht bemerkt. Da Gerry immer unzuverlässiger wirt, flüchtet sie sich in die Religion. Gerry bekommt aber immer wieder eine Chance. Ich glaube, er wird sie nutzen.

Thema: Lektüre, Teil II; Seite 101 bis 203
Bibliomarie kommentierte am 25. Dezember 2018 um 16:12

Ich glaube auch, dass kleine Hinweise in der Geschichte fast beiläufig erwähnt werden, diese Leere im Leben der Beiden erklären wird. An einem Punkt haben sie die richtige Abzweigung verpasst. Auch der Glaubenskonflikt in Irland spielt eine Rolle, auch dann noch, als sie nach Schottland übersiedelt sind. Die Geschichte mit dem Ohrring fand ich auch ganz symptomatisch für Stellas Verhalten.

Thema: Lektüre, Teil II; Seite 101 bis 203
dj79 kommentierte am 27. Dezember 2018 um 21:45

Die Nummer mit den Ohrringen geht aus meiner Sicht gar nicht. Sie waren ein Geschenk, Weihnachten liegt erst zwei Wochen zurück. In meinen Augen ist das eine Demütigung für Gerry, der sich Gedanken gemacht hat, um ihr eine Freude abzuringen. 

Also, wenn sie die Ohrringe nicht mochte, obwohl sie ihr eigentlich gefallen haben, dann nur weil sie von Gerry sind. Dann ist hier allerdings richtig was im Argen.

Thema: Lektüre, Teil II; Seite 101 bis 203
Odenwaldwurm kommentierte am 24. Dezember 2018 um 22:06

Ich bin über das Verhalten von beiden sehr traurig. Beide sprechen einfach nicht über ihre Probleme und Gefühle.

Stella plant ohne Gerry, z.B. als sie in die Kirche will, fragt er ob er sie begleiten soll. Sie will es nicht und sagt es ihm auch. Gerry verheimlicht weiter seinen Alkohol Problem.

So kann ihre Ehe nicht funktionieren. Sie leben ja nur noch nebeneinander her.

Thema: Lektüre, Teil II; Seite 101 bis 203
dj79 kommentierte am 27. Dezember 2018 um 21:49

Kurzzeitig hatte ich bezüglich der Kommunikation zwischen den beiden Hoffnung. Als ich gerade auf S. 121 war, begegnete mir der Begriff Leidensstunde. Stella sagt: „Das können wir in der Leidensstunde besprechen“. Ich dachte: Vielleicht reden beide ja doch mehr miteinander als der erste Abschnitt vermuten lies. Hier klingt es schon fast nach Selbsthilfegruppe. Leider hat sich meine Hoffnung dann im Nichts aufgelöst.

Thema: Lektüre, Teil II; Seite 101 bis 203
Bibliomarie kommentierte am 25. Dezember 2018 um 16:04

Ein Abschnitt, der mir nicht leichgefallen ist. Vielleicht ist die fröhliche Weihnachtszeit nicht die richtige Zeit für diese melancholische, depressiv anmutende Buch. So kalt und unwirtlich Amsterdam im Schnee ist, so kalt und unwirtlich ist das Seelenleben der beiden Figuren.

Nein, zu Stella kann ich keine Verbindung aufbauen, sie ist mir nicht sympathisch und in ihren Gedanken und Handlungen zu wankelmütig. Weiß sie, was sie will? Welche Veränderungen?

Gerry ist ein schwerer Trinker, mit all den Mätzchen, die Alkoholiker anwenden um sich selbst zu belügen. Kleine Flaschen, überall Verstecke suchen, nie in den eigenen Abfall usw. Was hat ihn zum Trinker gemacht?

Seit der Sohn nicht mehr bei ihnen lebt, eine eigene Familie hat, gibt es wohl eine Leerstelle, die beide nicht mehr ausfüllen können.

Besonders fand ich die Stimmung im Anne-Frank-Haus. Das war sehr gut und einfühlsam, genau die Gedanken, die mir selbst gekommen sind und dann macht Stella alles wieder kaputt mit ihrem Ohrring. Sie will eine Erinnerung zurücklassen, dann wieder nicht und dann holt sie den Ohrring zurück und wirkt wie eine Diebin. Das ist bezeichnend für Stelle, sie will etwas und dann verkehrt sie vor lauter Hin und Her ins Gegenteil

 

Thema: Lektüre, Teil II; Seite 101 bis 203
Havers kommentierte am 26. Dezember 2018 um 12:24

Hier stimme ich dir vorbehaltlos zu. Diese Szene im Anne-Frank-Haus, nur gruselig. Vor allem, dass sie sich und ihr Verhalten dem alten Mann, der sie beobachtet hat, nicht erklären konnte.

Aber ja, ich finde, Stella macht es sich zu einfach. Zwar wirkt sie zerissen, weil sie einerseits will, aber nicht kann, andererseits aber tritt sie dann gerade Gerry gegenüber sehr forsch und auch verletzend auf. Warum spricht sie die Trinkerei nicht direkt an? Immer nur bissige Bemerkungen helfen ja wohl nicht weiter, sondern treiben die beiden nur weiter in ihre individuellen Isolationen.

 

Thema: Lektüre, Teil II; Seite 101 bis 203
3KatzenMama kommentierte am 26. Dezember 2018 um 16:16

Von Stella ist es ein Unding, sich Gedanken über ihre alleinige Zukunft zu machen. Viel angebrachter fände ich es, dass sie Gerry dabei hilft, vom Alkohol weg zu kommen. So ist zumindest mein Verständnis von Ehe. Doch statt ihm zu helfen, plant sie ihre Zukunft im Glauben. Ihr Respekt vor Gerry ist nicht sonderlich hoch, siehe die ganzen Stänkereien oder auch Ignoranz ihm gegenüber. Der Vorfall im Anne-Frank-Haus mit dem Ring ist für stellas sonstiges egoistisches Verhalten untypisch.

Thema: Lektüre, Teil II; Seite 101 bis 203
superlesehelden kommentierte am 26. Dezember 2018 um 16:57

Ich glaube, dass Stella einfach verzweifelt ist, was Gerrys (langjährige) Trinkerei angeht. Und ich kann mir vorstellen, dass sie diesbezüglich total hilfLOS ist - nicht weiß, wie sie ihm helfen soll und daher ständig solch spitzen Bemerkungen fallen lässt. (Damit hilft sie ihm natürlich auch nicht ...) Mir tun beide Ehepartner sehr leid, ich fühle mit beiden mit und denke, dass beide (individulle) Hilfe/Beratung/Therapie nötig hätten.

Thema: Lektüre, Teil II; Seite 101 bis 203
Frieda-Anna kommentierte am 27. Dezember 2018 um 17:52

Ja, das ging mir so wie dir! Ich hatte auch extremes Mitgefühl mit den beiden. Eine solche Beziehungen ist kein Einzelfall. Das macht das Gefühl nicht unbedingt fröhlicher! 

Thema: Lektüre, Teil II; Seite 101 bis 203
dj79 kommentierte am 27. Dezember 2018 um 21:50

Erstaunlich finde ich, dass Gerry und Stella noch Sex haben, sogar zweimal innerhalb von zwei Tagen. Ich kann das aber nur teilweise gutfinden, denn Stella hat stets mit einem betrunkenen Mann Sex. Dafür wäre ich mir auf Dauer zu schade. Wie ist das wohl für sie? Alkoholgeruch die ganze Zeit dabei. 

Ist es möglich, dass deshalb „nur“ der fast mechanisch klingende Satz „Sie liebten sich“ formuliert wurde? Sämtliche Erinnerungen und auch alles, was beide sonst so treiben in ihrem Urlaub, ist doch in umfassender Sprache zum Ausdruck gekommen. Für mich klingt der Satz so, als ob Stella und Gerry es nur machen, weil es dazu gehört.

Thema: Lektüre, Teil II; Seite 101 bis 203
Bouquiniste antwortete am 29. Dezember 2018 um 08:32

Ich glaube auch, für sie ist der gemeinsame Sex genauso eine Gewohnheit, wie alles andere in ihrer Ehe. So wie auch der Kuss im Fahrstuhl, der immer mal wieder erwähnt wird. Eine Marotte, die zu Beginn bestimmt sehr romantische war, aber jetzt für beide wie eine einstudierte Gewohnheit ist und für mich irgendwie die Traurigkeit und den desolaten Zustand der Beziehung nur noch vertieft.

Thema: Lektüre, Teil II; Seite 101 bis 203
dj79 kommentierte am 27. Dezember 2018 um 21:51

Insgesamt hat mir der zweite Abschnitt inhaltlich weniger gefallen als der erste. Gerrys Alkoholkonsum und die heimliche Beschaffung von Nachschub standen mir zu sehr im Fokus. Ich konnte mich kaum noch auf die sehr schön eingestreuten Erinnerungssequenzen konzentrieren. Das fand ich sehr schade. 

Gerrys Alkoholkonsum hat überhaupt nichts mehr mit Genuss zu tun. Entschuldigt bitte den Ausdruck, aber: Er säuft einfach nur. Ich habe aufgegeben, die Drinks, Biere und Weinflaschen mitzuzählen. Da wir nicht viel mehr aus der Vergangenheit erfahren, bin ich erstmal etwas ratlos.

Thema: Lektüre, Teil II; Seite 101 bis 203
AnnBee kommentierte am 28. Dezember 2018 um 11:02

Das ging mir genauso, der zweite Abschnitt hat mir weniger gefallen als der erste. Mir werden da teilweise auch zu kleinteilig irgendwelche Alltagstrivialitäten beschrieben. Gerrys Alkoholkonsum ist doch wesentlich massiver, als ich angenommen hatte. Für mich sind das unglaubliche Mengen Alkohol, die er sich da den Tag über so genehmigt. Dann immer diese Heimlichkeiten und Ausreden - ich kann Stella gut verstehen, dass sie die Nase voll hat. Das wird ja auch nicht erst seit gestern so sein, und er weiß genau, dass es sie stört, wie viel er säuft.

Thema: Lektüre, Teil II; Seite 101 bis 203
Michelly kommentierte am 28. Dezember 2018 um 15:46

Da kann ich mich nur anschließen, der zweite Teil hat etwas nachgelassen. Desto dringlicher tritt allerdings das Alkoholproblem von Gerry und die Tristesse zwischen den Beiden hervor.

Thema: Lektüre, Teil II; Seite 101 bis 203
Michelly kommentierte am 28. Dezember 2018 um 15:54

Der zweite Abschnitt zeigt doch sehr deutlich, wie sehr Gerry und Stella nebeneinander her leben. Der Schreibstil ist weiterhin unaufgeregt und leise und trägt so in meinen Augen sehr zur Verdeutlichung der Probleme bei. Interessant finde ich auf Seite 158 der Vergleich der Liebeserklärung mit einem Vorhängeschloss. Scheint ja im Allgemeinen eine gängige Versinnbildlichung der Liebe zu sein, ein Schloss als Zeichen der Liebe ist aber in meinen Augen nicht das beste Symbol und passt hier wunderbar in die Geschichte. Zwischen den Zeilen lese ich, dass einer der beiden oder beide sich eher gefangen fühlen in der Ehe. Traurig auch auf Seite 161 "Fühlst du dich mir nahe?" "Wir sitzen nebeneinander."

Offenbar zieht es Stella aber mehr aus der Ehe als Gerry. Ich sehe das meist als männertypisch, einfach alles so zu lassen wie es ist. Oft sind es Frauen, die Veränderung astreben. Gerry scheint aber gerne an das zurückzudenken was sie aneinander hatte. Seite 173: Es gab eine Zeit, da Stella und er kongruent waren.

Ich bin sehr gespannt was Amsterdam noch zu Tage fördert und wie die Geschichte letzenendes ausgeht.

Thema: Lektüre, Teil II; Seite 101 bis 203
Michelly kommentierte am 28. Dezember 2018 um 15:58

Was mich auch die ganze Zeit verfolgt, ist dieser Eisblock, der im Rinnstein liegt.

Für mich, die gerne in Bildern spricht, ist das die Versinnbildlichung der Ehe der Protagonisten. Ein kalter Eisblock, der langsam vor sich hin taut und weniger wird. Dabei wird er immer schmutziger.

Thema: Lektüre, Teil II; Seite 101 bis 203
Frieda-Anna kommentierte am 28. Dezember 2018 um 16:33

Und Gerry gibt ihm hin und wieder mit dem Fuß einen Schubser, erinnere ich mich gerade, als ich deinen Kommentar gelesen habe. 

Thema: Lektüre, Teil II; Seite 101 bis 203
Bouquiniste antwortete am 01. Januar 2019 um 15:25

Ja, dieser Eisblock hat mich auch durch das Buch verfolgt. Er ist ein sehr interessantes Stilbild, das der Autor da verwendet hat. Ich würde mich deiner Interpretation anschließen, dass er die Ehe von Stella und Gerry versinnbildlicht. Kalt, nur so daliegend und dauernd wird er umhergestoßen. Auch Gerry und Stella treten ihre Ehe oft mit Füßen, so wie sie den Eisblock treten.

Thema: Lektüre, Teil II; Seite 101 bis 203
Chapialis kommentierte am 03. Januar 2019 um 20:26

Genau das dachte ich auch.

Thema: Lektüre, Teil II; Seite 101 bis 203
Bouquiniste kommentierte am 29. Dezember 2018 um 08:41

Im zweiten Teil merkt man jetzt, wie tief der Graben zwischen den beiden Ehepartnern wirklich ist. Was im ersten Teil noch als nette Geste dem anderen gegenüber schien, wirkt jetzt vielmehr nur noch als Gewohnheit und leere Hülle.

Vielleicht treten die Differenzen auch stärker hervor, da beide auf den beengten Raum des Hotelzimmers begrenzt sind. Stella macht ihr Ding und wirkt immer unnahbarer. Ich persönlich habe das Gefühl, dass ihre Sicht der Dinge weniger geschildert wird. Der erzählte Anteil aus Gerry perspektive ist wesentlich größer. Selbst als Stella ynfängt über ihre Zukunftspläne zu sprechen, geschieht dies nur sehr oberflächlich und Gerry (und auch ich als Leser) bleibt mit mehr Fragen als Antworten zurück.

In diesem Abschnitt ist auch vor allem Gerry Alkoholproblem ein Thema. Er ist eindeutig abhängig und braucht Hilfe. Typisch für Trinker macht er sich selbst etwas vor. Sein einziger Halt scheint noch irgendwie seine Stella zu sein. Wenn sie ihn verlässt, wird Gerry vielleicht direkt in die Katastrophe abgleiten.

Der Schreibstil ist nicht alltäglich, aber für mich weiterhin gut zu lesen. Für mich ist es besonders schön, wenn die beiden in Amsterdam unterwegs sind, da ich die Stadt recht gut kenne und alles genau vor meinem geistigen Auge sehen kann.

Thema: Lektüre, Teil II; Seite 101 bis 203
Michelly kommentierte am 30. Dezember 2018 um 12:10

Ich glaube auch, dass die Differenzen mehr zu Tage treten auf Grund der Enge. Hier hat keiner der beiden einen Rückzugsort, also ziehen sie sich in sich selbst zurück oder ziehen alleine los um sich aus dem Weg zu gehen.

Thema: Lektüre, Teil II; Seite 101 bis 203
Chapialis kommentierte am 03. Januar 2019 um 20:25

Nun muss ich auch mal meinen Bericht hier nachholen :-) 

Ich sehe es auch so, dass die beiden den Zeitpunkt verpasst haben, um offen über ihre Gefühle und ihre Ehe zu sprechen. Und wenn dieser Punkt verpasst ist, wird es natürlich immer schwerer.

Außerdem müssen ja beide Seiten zu einer Änderung bereit sein und entsprechend etwas dafür tun. Zum Einen müsste natürlich Gerrys Trinkerei aufhören, aber ich denke, dass auch Stella einiges ändern müsste. 

Thema: Lektüre, Teil II; Seite 101 bis 203
superlesehelden kommentierte am 06. Januar 2019 um 18:38

Das stimmt - beide müssen etwas ändern.

Und das gefällt mir an dem Buch so gut, das hat der Autor richtig gut hinbekommen: dass beide Protagonisten "Leichen im Keller liegen" haben und dass es nicht den einen Schuldigen bzw. Unschuldigen gibt. So bekommt man als Leserin das ganze Bild einer (problematischen) Ehe dargestellt und nicht bloß den "Täter-Opfer-Eindruck". Und man ist irgendwie ständig hin- und hergerissen zwischen der Sympathie für Stella und für Gerry (obwohl ich am Ende beide gleichermaßen ins Herz geschlossen hatte).

Thema: Lektüre, Teil II; Seite 101 bis 203
Persuasion kommentierte am 07. Januar 2019 um 13:50

Der zweite Teil hat sich für mich ziemlich in die Länge gezogen. Er hat ein Alkoholproblem, das er sich nicht eingesteht, sie sucht nach Erfüllung und Spiritualität. So viel wissen wir schon. Wieso das immer und immer und immer wieder durchgehen? Motto: Lieber Leser, hier noch mal zum Mitschreiben, falls es Dir beim ersten, zweiten, dritten... Mal entgangen sein sollte.

Nö, das überzeugt mich bisher nicht.  

Thema: Lektüre, Teil II; Seite 101 bis 203
Caro01 kommentierte am 22. Januar 2019 um 19:12

Ja auch ich kann mich den Meinungen hier nur anschließen. Traurig wie die beiden nur noch um sich selbst und ihre Befindlichkeiten kreisen.Gerry, um möglichst diskrete Alkoholbeschaffung. Stella ist völlig in ihrer Welt, in der Gerry nur noch wenig vorhanden.Ich glaube, trotz allem begreift Gerry die Situation am besten. Der Autor beschreibt es: Sie gleiten voneinander ab, als Gerry in der Dusche steht. Ich fand das sehr schön ausgedrückt. Überhaupt beeindruckt mich die Sprache des Autors sehr.