Leserunde

Leserunde zu "Wir sehen uns unter den Linden" (Charlotte Roth)

Wir sehen uns unter den Linden - Charlotte Roth

Wir sehen uns unter den Linden
von Charlotte Roth

Bewerbungsphase: 25.04. - 09.05.

Beginn der Leserunde: 16.05. (Ende: 06.06.)

Im Rahmen dieser Leserunde stellen wir – mit freundlicher Unterstützung des Droemer Knaur Verlags – 20 Freiexemplare von "Wir sehen uns unter den Linden" (Charlotte Roth) zur Verfügung.

Wenn ihr eines der Freiexemplare gewinnt, diskutiert ihr in der Leserunde mit, tauscht euch über eure Leseerfahrungen aus und veröffentlicht am Ende eine Rezension zum Buch. 

ÜBER DAS BUCH:

Ein aufwühlender Roman über den Mauerbau, das Leben in der jungen DDR und über zerrissene Familien und Freundschaften von der Bestseller-Autorin Charlotte Roth

Berlin nach dem 2. Weltkrieg.
Von ihrem geliebten Vater Volker, einem Lehrer, hat Susanne gelernt, an den Sozialismus zu glauben. Ohne je das Vertrauen in die Menschheit zu verlieren, hat er gegen das Naziregime gekämpft – und wurde vor den Augen seiner sechzehnjährigen Tochter kurz vor Kriegsende erschossen. Nie hat Susanne dieses Erlebnis vergessen, das sie für ihr Leben geprägt hat.. Um das Vermächtnis des Vaters zu erfüllen, widmet sich Susanne von ganzem Herzen dem Aufbau eines besseren Deutschland. 

Erst als sie den lebenslustigen Koch Kelmi kennen- und liebenlernt, beginnt sie allmählich zu begreifen, was um sie herum passiert. Zu tief jedoch ist der Glaube an den Sozialismus im Osten Deutschlands in ihr verwurzelt, zu stark das Band, das sie mit dem toten Vater verbindet.
Dann kommt der 13. August, und plötzlich verstellt die Mauer Susanne jegliche Möglichkeit einer Alternative …
»Eine berührende Liebesgeschichte und eine erschütternde Familientragödie, spannend geschrieben.« Mechtild Borrmann, Autorin des SPIEGEL-Bestsellers Trümmerkind

ÜBER DIE AUTORIN:

Charlotte Roth, Jahrgang 1965, ist gebürtige Berlinerin, Literaturwissenschaftlerin und seit zehn Jahren freiberuflich als Autorin tätig. Charlotte Roth hat Globetrotter-Blut und zieht mit Mann und Kindern durch Europa. Sie lebt heute in London, liebt aber Berlin über alles.
Ihr Debüt, „Als wir unsterblich waren“, war ein Bestseller, dem seitdem zahlreiche weitere Romane über Frauenschicksale vor dem Hintergrund der deutschen Geschichte folgten.

08.06.2019

Thema: Lektüre, Teil II; Seite 179 bis 352

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florinda kommentierte am 19. Mai 2019 um 08:57

Das Buch gefällt mir weiterhin sehr, sehr gut. Auch fühlte ich mich wegen der bedrückend lebendigen Schilderungen erneut an einen meiner Lieblingsautoren historischer Romane, Titus Müller, erinnert, hier ganz besonders an sein Buch über den 17. Juni 1953 - https://wasliestdu.de/titus-mueller/der-tag-x - .

 

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cybergirl kommentierte am 22. Mai 2019 um 11:11

Mir gefällt das Buch auch richtig gut. Viellen Dank für den Hinweis auf Titus Müller. Das Buch klingt auch interessant.

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Borkum kommentierte am 28. Mai 2019 um 09:02

Ich lese sehr gerne historische Romane, aber von Titus Müller habe ich bisher noch nichts gelesen. Scheint ein Fehler zu sein, den ich aber noch korrigieren kann. Danke für den Hinweis.

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florinda kommentierte am 28. Mai 2019 um 09:27

Freut mich. Vielleicht finde ich dann ja irgendwann hier eine - hoffentlich zufiedene! *g* - Rezension. Achte aber bitte darauf, dass du wirklich einen historischen Roman erwischst, er ist auch in anderen Genres tätig (es sei denn, das macht dir nichts aus).

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Borkum kommentierte am 28. Mai 2019 um 10:13

Ich habe gerade festgestellt, dass mein Mann "Nachtauge" von Titus Müller im Regal stehen hat. Da kann ich ja mal reinschnuppern, um einen Eindruck zu bekommen.

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nikolausi kommentierte am 20. Mai 2019 um 18:01

Schon gleich auf den ersten beiden Seiten dieses zweiten Leseabschnitts springen mich merkwürdige Ausdŕücke an, die  dazu führen, dass ich etwas Mühe mit dem Lesen habe : "Ilos Nachtmütze Volker " und "der Kleinmensch, Ilos Tochter ". Warum diese Sprache?

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florinda kommentierte am 20. Mai 2019 um 18:20

Also, über "Kleinmensch" bin ich nicht gestolpert. Ich setze das in etwa mit "Kurzer" als nett gemeinten Ausdruck für "Sohn" gleich. Hier natürlich für eine Tochter. Vielleicht sogar noch einen Hauch respektvoller (oder auch zärtlicher).  

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Sabine_AC kommentierte am 24. Mai 2019 um 19:39

Ich finde den Ausdruck "Kleinmensch" total nett irgendwie. Ist mir schon im ersten Teil aufgefallen... da wird doch erwähnt, wie Eugen der kleinen Suse immer einige Münzen für eine Limo zugesteckt hat, um den "Kleinmenschen" eine Weile fortzuschicken, während die Erwachsenen diskutierten.
Meiner Meinung nach zeigt diese Sprache auch ein wenig, wie Eugen so tickt: Mit Kindern hat er einfach nichts zu tun, und er nimmt sie vor allem als kleine Menschen wahr. Und der Mittelpunkt seiner Welt ist immer noch Klo. Wobei ihm Suse ja doch sehr am Herzen liegt...

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florinda kommentierte am 01. Juni 2019 um 14:48

"Und der Mittelpunkt seiner Welt ist immer noch Klo"
Danke für einen herzhaften Lacher!
(nicht bös sein, bitte)
:-))
 

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Sabine_AC kommentierte am 02. Juni 2019 um 19:15

Hahaha... mir ist das tatsächlich nicht aufgefallen (die Autokorrektur hat wohl zugeschlagen), und muss selbst herzlich lachen.

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florinda kommentierte am 03. Juni 2019 um 08:15

Dann bin ich ja beruhigt! *schon wieder lachen muss* (bei so einer hochdramatischen Geschichte tut das direkt gut!)

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Borkum kommentierte am 28. Mai 2019 um 09:06

Nachtmütze entspricht wohl dem heute geläufigeren Ausdruck Schlafmütze.

Kleinmensch finde ich eine total niedliche Umschreibung für Kind.

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Gina1627 kommentierte am 06. Juni 2019 um 01:20

Kleinmensch gefällt mir auch sehr gut. Den Begriff kannte ich bisher  nicht.

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Sursulapitschi kommentierte am 30. Mai 2019 um 20:25

Na ja, Sprache verändert sich. Sprüche, die meine Eltern ganz normal fanden, die ich deshalb kenne, versteht mein Sohn gar nicht, der weiß nicht, was ein Groschen ist oder eine Flitzpiepe oder eine Sause. Genau so werden hier solche Begriffe eingebaut, um einen bestimmten Zeitgeist zu spiegeln. Mir gefällt das sehr. 

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vielleser18 kommentierte am 04. Juni 2019 um 08:21

diese Begriffe haben mich auch nicht gestört, denke auch, dass es passend ist ein paar Begriffe die dem Zeitgeist von damals oder auch aus dem regionalen Begriffsschatz mit hinein zu bauen..Man versteht ja, was gemeint ist.

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KerstinT kommentierte am 31. Mai 2019 um 14:24

Mir geht es ähnlich, ich stolpere auch immer wieder über Formulierungen und werde in meinem Lesefluss gehemmt.

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cybergirl kommentierte am 22. Mai 2019 um 11:09

Mittlerweile bin ich gut in der Geschichte drin und sie bewegt mich sehr.
Ich kenne zwar die deutsche Vergangenheit doch wenn ich so etwas lese geht es mir sehr nahe. Ich begreife nicht wie Menschen sich so etwas gegenseitig antun können.
Die Hochzeitsreise von Eugen und Sido war ein Fiasko, kein Hotel hat sie aufgenommen weil sie Jüdin ist.
Eugen verliert einen Klienten nach dem anderen. Auch in den Luftschutzkeller darf Sido nicht mehr. Ich finde das so grausam.
Auch Volker und Ilo bekommen immer größere Schwierigkeiten. Eugen verliert sogar s eine Stelle als Lehrer, alles wegen seiner politischen Ansichten.
Volker und Eugen verbindet die große Liebe zur ihren Frauen. Eugen verheimlicht Sido, dass er seinen letzten Klienten verloren hat, trotzdem kann er sie nicht retten. Sie stürzt sich aus dem Fenster. Ich war tief betroffen.
Ich denke auch Volker hat seine Aktivitäten nicht ganz aufgegeben. Er wurde ja 1945 noch getötet.

Unter den Linden hat für Suse genauso eine große Bedeutung wie für ihre Mutter. Mittlerweile treffen sich Suse und Kelmi jeden Sonntag dort.
Suse muss erkennen, dass sie in Kelmi verliebt ist.
Dann kommt der bekannt 17. Juni. Ich habe schon einiges über die Zeit nach dem 2. Weltkrieg gelesen aber das meiste war über Westdeutschland.
Ich finde es interessant aber auch erschütternd. Die Menschen waren unzufrieden, die Demonstrationen hat man mit Gewaltbeendet.
Ist Kelmi wirklich verhaftet worden?
Ich bin gespannt wie es weitergeht.

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nikolausi kommentierte am 23. Mai 2019 um 16:29

In meiner Kindheit /Jugend war der 17. Juni noch ein Feiertag, was die Bedeutung der Arbeiteraufstände in der DDR untermauert. Auf jeden Fall ist es interessant, darüber zu lesen.

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Borkum kommentierte am 28. Mai 2019 um 09:12

Ja, ich kenne den 17. Juni auch noch als Feiertag und es stimmt, dass damit die Bedeutung dieser Aufstände verdeutlicht wird.

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Corsicana kommentierte am 04. Juni 2019 um 04:21

Ich kenne den 17. Juni auch noch als Feiertag. Und ich muss gestehen, dass ich nie viel über den Tag wusste. Das hat sich jetzt geändert. Dank dieses Buches. Ausserdem verstehe ich jetzt die Motivation der Menschen besser, die voller Elan die DDR aufgebaut haben. Und es wurde auch deutlich, warum es dann in einen Überwachungsstaat mündete.

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vielleser18 kommentierte am 04. Juni 2019 um 08:26

Vieles was in dem Roman passiert ist heute schon einem Grßteil der Bevölkerung nicht mehr bewusst. Leider wird in den Schulen auch im Geschichtsunterricht nicht viel oder eigentlich gar nichts über diese Zeit erzählt. Meist wird im Laufe der Schulzeit dreimal die Römerzeit durchgenommen und der Zeitstrahl endet meist mit dem Ende des 2. Weltkrieges. Wer sich nicht selbst informiert oder Interesse an Geschichtssendungen hat, weiß meist wenig darüber. Daher finde ich es sehr gut, dass es Romane gibt, die auch diese Zeit aufgreifen und damit auch ganz nebenbei Geschichte vermitteln.

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MiriamAnne kommentierte am 28. Mai 2019 um 18:39

Du sprichst mir aus der Seele :( ! 

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KimVi kommentierte am 22. Mai 2019 um 16:52

Mittlerweile bin ich in der Geschichte angekommen. Im vorherigen Abschnitt habe ich die Protagonisten und die Ereignisse ja eher distanziert betrachtet. Doch jetzt, wo ich sie besser "kenne", kann ich mich ganz auf die Geschichte einlassen und fiebere mit den Protagonisten mit.

Mich fesseln sowohl die Rückblicke in die Vergangenheit, als auch der aktuellere Strang um Kelmi und Suse. Ich bin gespannt, wie es weitergehen wird. Wurde Kelmi tatsächlich verhaftet?

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lenisvea kommentierte am 23. Mai 2019 um 07:46

Jetzt bin ich richtig in der Geschichte drin und ich kann gar nicht mehr aufhören. 

Das Einzige, was mir etwas schwer fällt, wenn erst von Suses erwachsenem Leben mit Kelmi erzählt wird und dann geht es wieder in die Vergangenheit, als Suse Kind war. Es ist zwar als weiterer Teil gekennzeichnet, ich habe mich trotzdem in den ersten Sätzen erst schwer getan. 

Kelmi war in der Anfangszeit ja echt süß. Ihre Argumente hat er sich ja teilweise gar nicht erst angehört. 

Es ist mit der Zeit aber auch festzustellen, dass ihre Ost-West-Zugehörigkeit immer wieder ein Keil zwischen sie treibt. 

Ansonsten bin ich jetzt einfach auf das letzte Drittel gespannt, was da noch so kommt. 

LG

Sandra 

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nikolausi kommentierte am 23. Mai 2019 um 16:26

Suse vertritt ihre politischen Ansichten aber sehr verbissen. Kelmi ist da toleranter.

 

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Borkum kommentierte am 28. Mai 2019 um 09:14

Suse ist mir auch zu - wie soll ich sagen - uneinsichtig, aber Kelmi ist für mich mehr ein Träumer.

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vielleser18 kommentierte am 04. Juni 2019 um 08:29

Ja, Suse ist mir in dieser Beziehung auch nicht symphatisch, sie glaubt linientreu, sie sieht nur das Gute in dem DDR Staat, aber nicht das, was alles um sie herum passiert. Die Verhaftungen, die Bespitzelungen, die Denunzierungen, die Schere, die sich auch hier auftut durch Bevorzugung. Sie hat durch Eugen Vorteile (Essensrationen), die andere nicht haben. Aber das alles sieht sie nicht. Wie so viele in ihrem Land.....und dabei sind es erst die 50er Jahre,....es wird ja noch schlimmer werden.

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MelaM kommentierte am 23. Mai 2019 um 09:15

Ja, ich habe mit Sidos Tod gerechnet. Aber dennoch war ich absolut schockiert als es dann passiert ist. Das macht mich wirklich traurig.

Auch die Aufstände. Wow. Ich konnte mir das alles wirklich bildlich vorstellen und fand es einfach nur schrecklich.

"Kleinmensch" finde ich übrigens total niedlich ;) Ich mag den Ausdruck irgendwie.

 

ICh kann es jedenfalls kaum abwarten heute Abend weiter zu lesen.

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lesebrille kommentierte am 29. Mai 2019 um 07:17

Erwartet habe ich Sidos Tod auch,aber nicht so. Und ich finde Kleinmensch auch ganz niedlich.

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nikolausi kommentierte am 23. Mai 2019 um 16:24

So, den zweiten Leseabschnitt habe ich gelesen. Nach wie vor benötige ich sehr viel Zeit zum Lesen, was eigentlich ungewöhnlich ist. Es muss an der Sprache liegen, die auf mich manchmal komisch wirkt. Als Beispiel kann ich den letzten Absatz von Kapitel 30 anführen - eine merkwürdige Art, Sidos Selbstmord zu beschreiben (ein solcher soll es doch wohl sein?).

Thematisch interessiert mich die Geschichte sehr. Es sind so viele Details zur Lage der Juden während des  Nationalsozialismus und zur Anfangsgeschichte der DDR erwähnt, die mir z.T. unbekannt waren oder die mir z.T. nie bewusst waren, z.B. dass Juden während der Bombenangriffe nicht in Luftschutzkeller durften oder der Arbeiteraufstand rund um die Arbeitsnormverschärfungen. 

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Sursulapitschi kommentierte am 30. Mai 2019 um 20:29

Finde ich auch. Hier werden wirklich viele Details eingearbeitet, die einem nicht geläufig sind. Das macht Spaß. 

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KerstinT kommentierte am 31. Mai 2019 um 14:31

Da kann ich dir nur zustimmen. Es ist wirklich toll, wie viel man beim Lesen erfährt und lernt.

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kommentierte am 23. Mai 2019 um 17:59

Ich muss leider sagen, dass ich mich mit Sanne bisher nicht anfreunden konnte. Ich finde sie ganz schön zickig und Kelmi gegenüber geradezu herablassend. Was Kelmi in ihr sieht, kann ich bisher nicht so recht nachvollziehen. Sie "watscht" ihn ja immer wieder ganz schön ab und ist extrem indoktriniert in ihrem Systemdenken.
Meine bisherige Lieblingsfigur ist Hiltrud. Wie sie sich für ihre Familie, v.a. ihre kleine Schwester, aufopfert ohne ein Wort der Klage und ihr persönliches Glück allem hintan stellt, finde ich bewundernswert.

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Sabine_AC kommentierte am 25. Mai 2019 um 13:04

Geht mir ähnlich. Mit Sanne werde ich nicht richtig warm, während sie mir als Kind, Suse, durchaus sympathisch ist.

Kelmis Verliebtheit finde ich auch nuchtvganz nachvollziehbar, dafür fehlt mir irgendwo die Basis... allerdings muss Liebe auch nicht zwingend logisch sein. ;)

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florinda kommentierte am 02. Juni 2019 um 10:03

"allerdings muss Liebe auch nicht zwingend logisch sein. ;)"

 

Wenn Liebe und Logik einander nicht sogar ganz ausschließen!:-)

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lesebrille kommentierte am 29. Mai 2019 um 07:19

Geht mir ähnlich,ich mag Hilltrud auch am liebsten.

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Corsicana kommentierte am 04. Juni 2019 um 04:25

Hiltrud finde ich auch ganz hervorragend herausgearbeitet als Figur.

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Gina1627 kommentierte am 06. Juni 2019 um 01:23

Ich finde gerade das sehr reizvoll in der Geschichte, dass Sanne einem durch ihre Ansichten und ihr Verhalten nicht so sympathisch ist. Ich würde sie am liebsten die ganze Zeit schütteln und sie zur Vernunft bringen wollen.

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florinda kommentierte am 24. Mai 2019 um 21:56

Toll, eben verschwand ein längerer Beitrag mit mehreren Links im Nirwana :-(((

Also auf ein Neues...

Es freut mich, dass sich immer mehr für dieses Buch erwärmen können. Wer weiter mit Frau Roth durch Berlin schweifen möchte, dem sei vor allem 

https://wasliestdu.de/charlotte-roth/als-wir-unsterblich-waren

ans Herz gelegt.

Ferner freut mich, dass ich Interesse für Titus Müller wecken konnte. Themenmäßig überschneiden sich mit diesem Buch hier m. E. am ehesten

https://wasliestdu.de/titus-mueller/nachtauge

https://wasliestdu.de/titus-mueller-christa-roth/geigen-der-hoffnung

und

https://wasliestdu.de/titus-mueller/tanz-unter-sternen

Aber auch seine in früheren Jahrhunderten spielenden Romane sind m. E. empfehlenswert.

(Nein *g*, Provision erhaltene ich weder von T.M. noch von C. R.)

 

 

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Borkum kommentierte am 28. Mai 2019 um 09:18

"Als wir unsterblich waren" kann ich auch nur empfehlen. Für mich ist das bisher das beste Buch von Charlotte Roth.

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lesebrille kommentierte am 29. Mai 2019 um 07:22

Danke für die Tipps. "Als wir unsterblich waren" finde ich auch um einiges besser als das Buch hier jetzt.

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vielleser18 kommentierte am 04. Juni 2019 um 08:32

Als wir unsterblich waren hat mir auch besser gefallen. Bei diesem hier hatte ich doch ein paar Hänger beim Lesen, kann nicht beschreiben wieso, vielleicht war alles ein bisschen zu voll gepackt.....

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Amy kommentierte am 26. Mai 2019 um 13:48

Der zweite Teil hat mir richtig gut gefallen und ich konnte gar nicht mehr aufhören zu lesen. Jetzt stören mich die vielen Perspektivwechsel und Rückblicke gar nicht mehr, im Gegenteil, ich finde es sogar sehr spannend, die Geschichten der einzelnen Personen zu verfolgen. Wobei ich tatsächlich die Geschichte von Ilo und Hille am interessantesten finde, Sanne empfinde ich als eher schwer zugänglich. Kelmi tut mir dann schon fast leid, weil er sich so sehr um sie bemüht, aber der Konflikt zwischen Ost und West löst eben immer wieder einen Konflikt zwischen Kelmi und Sanne aus. Ich bin gespannt, wie es mit den beiden im dritten Teil weitergeht.

Zwar war schon im ersten Teil klar, dass Sido nicht mehr leben kann, immerhin kam sie in der Gegenwart nicht mehr vor, doch auf welche Art und Weise sie gestorben ist, fand ich doch sehr schockierend.

Auch wenn die Sprache manchmal etwas holprig ist, versteht die Autorin es doch, die meisten Charaktere sympathisch rüberzubringen und die Geschichte in unterschiedlichen Phasen anschaulich darzustellen.

Ich bin gespannt, wie es im dritten Teil weitergeht, vor allem wie die Geschichte endet. Immerhin sind wir noch nicht beim Mauerbau. Kann sie also für Sanne und Kelmi gut ausgehen? Wird sich Ilo wieder erholen? Und was geschieht mit Eugen? Erfahren die anderen von seiner "Nebentätigkeit" bei der Stasi?

Bin gespannt!

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Borkum kommentierte am 28. Mai 2019 um 09:00

Natürlich kennt man die deutsche Geschichte. Aber ich bin immer wieder entsetzt wenn mir anhand einzelner Vorkommnisse bewusst wird wie unmenschlich die Menschen sich gegenüber ihren Mitmenschen verhalten haben. Da ist es Balsam für die Seele, dass es auch noch anders ging wie z. B. der Bahnhofsvorsteher, der Eugen und Sido den Schuppen zur Verfügung stellt und sich entschuldigt weil er nichts Besseres zu bieten hat oder auch Herr Dombröse.

Ich kann nachvollziehen, dass Sido nicht mehr kann und will, besonders jetzt wo die Mutter gestorben ist. Immer wieder schikaniert zur werden, ungewollt zu sein und nach und nach immer mehr Rechte abgesprochen zu bekommen, hat sie zermürbt. Ihr Selbstmord hat mich trotzdem geschockt.

Was passiert mit Schnuffeken? Ich kann mir trotz der schönen Worte der Ärztin nicht vorstellen, dass Hiltrud sie jemals wiedersehen wird.

Sanne und Kelmi sind ein Paar wie es kaum gegensätzlicher sein könnte. Sie die Verfechterin des neuen Staates und er in meinen Augen ein Träumer. Wie kann man auf die Idee kommen im Ostteil Berlins ein Feinschmecker-Restaurant zu eröffnen, wenn man sieht, dass den Menschen dort das Geld kaum zum Überleben reicht!?

Thomas finde ich ja ganz extrem. Seine Aussage, dass er sogar seine Großmutter verraten würde, wenn sie was Falsches sagt, ist schon heftig. So Fanatiker sind noch nie gut gewesen.

Thema: Lektüre, Teil II; Seite 179 bis 352
lesebrille kommentierte am 29. Mai 2019 um 07:25

Ja, was mit Schnuffeken passiert wird bestimmt noch sehr dramatisch werden, Hiltrud tut mir so leid.   Thomas ist ein blinder Fanatiker und dadurch sehr unsympathisch. Suse und Kelmi, ob da die großen Unterschiede überbrückt werden können weiss ich nicht.

Thema: Lektüre, Teil II; Seite 179 bis 352
KerstinT kommentierte am 31. Mai 2019 um 14:36

Nein, ich kann mir auch nicht vorstellen, dass Schnuffeken nocheinmal zurück kommen wird. Sie wird vielleicht, wie Sidos Mutter, in ein KZ transportiert. Vielleicht machen sie noch ein paar Menschenversuche an ihr. Die Kastration (heißt das bei Frauen überhaupt so?) war ja schon schlimm.

Thema: Lektüre, Teil II; Seite 179 bis 352
florinda kommentierte am 01. Juni 2019 um 15:08

Ich habe jetzt mal gegooglet. Das ist vielleicht ein Durcheinander! Ich hoffe, ich habe das alles richtig verstanden und gebe es verständlich wieder. :-) Sterilisation oder Sterilisierung kann man bei beiden Geschlechtern sagen, beim Mann spricht man aber korrekt von Vasektomie, da werden ihm die Samenleiter durchtrennt. Beide Sterili-begriffe bedeuten auch Keimfreimachung zB in der Medizin. Von einer Kastration wird heutzutage wohl überwiegend im Tierbereich gesprochen, da werden Hoden bzw. Eierstöcke entfernt und das ist irreperabel.

Thema: Lektüre, Teil II; Seite 179 bis 352
KerstinT kommentierte am 01. Juni 2019 um 15:30

Danke!

Thema: Lektüre, Teil II; Seite 179 bis 352
florinda kommentierte am 03. Juni 2019 um 08:18

Gern, ich konnte "meinen Horizont" dadurch ja auch erweitern.:-)

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Mama2009 kommentierte am 28. Mai 2019 um 17:17

Das Zitat von Wolf Biermann finde ich sehr passend für diesen Abschnitt.

Und was wird aus unseren Freunden,und was noch aus Dir, aus mir?

Ich möchte am liebsten weg sein

und bleibe am liebsten hier passt zur Zeit des 2. Weltkriegs und zur Zeit in der DDR. 

Zitat Kelmi Seite 233

Ich bin Koch, in meinem Fach versteht man etwas von Dingen, die zusammenpassen. Es sind nicht die, die sich gleichen, die sind es in den seltensten Fällen. Es sind die, die sich herausfordern, die einander im Widerstreit das beste entlocken und die sich am Ende ergänzen. 

 

Seite 285, „Ich bin kein Politologe, ich wäre zu solchem Vergleich nicht einmal in der Lage. Ich sehe mir beides an, und wenn ich feststelle, dass Dinge übereinstimmen, dann interessieren mich die Gründe. Einer besteht vielleicht darin, dass  man sich nicht im Mai 45 über Nacht neue Menschen backen konnte? Es ist doch nicht alles weiß, was nicht schwarz ist, Susu, und dass etwas besser ist als Faschismus, heißt doch noch lange nicht, es ist das Gelbe vom Ei. 

 die Kriegszeit und Entwicklung der Menschen einfach schlimm, wie sich alles entwickelt hat. Wie der Druck gestiegen ist, und wie sich der junge Dietmar Lischka entwickelt hat. Dieser Hass und das vernichten der Juden, unfassbar.

Und jetzt das Ende von Sido, einfach schlimm.

Thema: Lektüre, Teil II; Seite 179 bis 352
MiriamAnne kommentierte am 28. Mai 2019 um 18:45

Der zweite Abschnitt hat mir viel besser gefallen als der erste und ich kam besser in die Geschichte rein! Sido tat mir so unendlich leid :( Schlimm was die Menschen einander angetan haben! 
Auch ich habe viel über den 2 Weltkrieg gelesen aber auch für mich waren manche Sachen neu! Ich bin gespannt wie es weiter geht! 
 

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lesebrille kommentierte am 29. Mai 2019 um 07:30

Im zweiten Abschnitt passieren viele dramatische Dinge, Sidos Selbstmord, Eugens und Volkers beruflicher Untergang aus politischen Gründen. Dazu noch Schnuffekens noch unbekanntes Schicksal,das für besonders Hiltrud sehr schwer ist. in der gerschichte drin bin ich t´zwar,aber nis auf Hiltrud und Schnuffeken, kommen mir die Protagonisten nicht nahe,insbesondere Ilo und Suse nicht. Die Liebe mit Kelmi, ist auch fast unreal dargestellt, finde ich.

Thema: Lektüre, Teil II; Seite 179 bis 352
Sabine_AC kommentierte am 30. Mai 2019 um 08:53

Die Beziehung (Liebe??) zwischen Sanne und Krimi blieb mir auch fremd...

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Sursulapitschi kommentierte am 30. Mai 2019 um 20:36

Ich glaube, sie musste die Liebesgeschichte stark straffen, deshalb kann man sie nicht so richtig nachvollziehen. 

Dieses Buch behandelt einen ziemlich großen Zeitraum, da kann man sich nirgends lange aufhalten und die Mauer müssen wir wohl auch noch bauen. 

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Readaholic kommentierte am 29. Mai 2019 um 08:33

Ich fürchte, wir werden keine Freunde mehr werden, dieses Buch und ich. Sanne/Suse/Susa empfinde ich als total zickig und unsympathisch und den total in sie vernarrten Traumtänzer Kelmi unrealistisch. Wochenlang kommt er Sonntag für Sonntag, mit Campingkocher und Zutaten für ein Menü beladen in die Ruine des Kranzler, in der vagen Hoffnung, seine Angebete möge dort auftauchen? Halte ich für wenig wahrscheinlich. Ich weiß gar nicht, was er an ihr findet, so wie sie ihn behandelt. Am meisten aber nervt mich die Sprache dieses Buchs, oft so pathetisch, geradezu kitschig. Auch den oft schon erwähnten Begriff "Kleinmensch" finde ich albern. Die Vorgänge rund um den 17. Juni haben mein Interesse geweckt, endlich hat das Buch mich gefesselt, aber dann kam wieder ein ausführlicher Rückblick und hat die Spannung unterbrochen. Der Teil, in dem Eugen die frühere KZ Mitarbeiterin festnimmt, war auch interessant, hat mich jedoch sehr an "Der Vorleser" von Bernhard Schlink erinnert. Mal sehn, was der letzte Abschnitt noch bringt...

 

 

 

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Corsicana kommentierte am 04. Juni 2019 um 04:43

Das mit der plötzlichen Verliebtheit von Kelmi fand ich auch nicht nachvollziehbar.
Zeitsprünge finde ich in Büchern grundsätzlich gut. Aber hier verstehe ich die Logik dahinter nicht, es wirkt auf mich willkürlich zusammen gewürfelt.

Thema: Lektüre, Teil II; Seite 179 bis 352
Sursulapitschi kommentierte am 30. Mai 2019 um 20:20

Oh verflucht, wir sahen es kommen, erst Schnuffeken und dann Sido. Sehr schlimm. 
Ich komme jetzt besser mit den Figuren zurecht. Besonders in der Nazizeit ist alles sehr nachvollziehbar und gefühlvoll geschildert.

Diese DDR-Menschen sind allerdings sehr radikal. Waren sie so in der DDR? Ich dachte, sie wären zu großen Teilen in dieses System gepresst worden und damit unzufrieden gewesen. Eugen sieht überall nur Faschisten. Ja, wir ahnen inzwischen, warum er so geworden ist, aber so komplett vernagelt muss man davon dann doch nicht werden.

Suse hat das System akzeptiert, sieht aber trotzdem noch nach rechts und links, das ist glaubwürdiger. 
Die Liebesgeschichte ist sehr anrührend. kelmi gefällt mir gut. 

Thema: Lektüre, Teil II; Seite 179 bis 352
KerstinT kommentierte am 31. Mai 2019 um 14:23

Im zweiten Abschnitt kam ich immer noch etwas schleppend voran, das lag aber auch an zu viel Ablenkung im richtigen Leben. Gegen Ende, als ich in Ruhe lesen konnte, kam ich schnell voran. Dennoch finde ich manch einen Formulierung etwas merkwürdig.

Mir gefällt es sehr, dass man in diesem Roman sehr viel über das tägliche Leben in der DDR lernt. Suse scheint ja sehr vom Kommunismus überzeugt zu sein. Ich bin gespannt, ob es so bleibt, oder b sie noch merken wird, dass es doch nicht so dolle ist.  Ich wusste gar nicht, dass die DDR-Bürger so hungern mussten, dass es fast schlimmer war, wie zu Kriegszeiten. Auf Seite 237 fand ich das gut erzählt, mit den Ulbricht-Bildchen, die sie sich auf die Brote kleben können.

Interessant finde ich den Wechsel zwischen den Zeiten. Teilweise etwas verwirrend. Eigentlich wäre es mir lieber, das Geschehen würde einfach chronologisch erzählt werden. Meint ihr dieser Zeitenwechsel soll zeigen, dass auch zunächst alle vom Naziregime begeistert waren? Oder wie ähnlich es ablief – zum Beispiel in Bezug auf die Ausdrucksweise?

Wie habt ihr das verstanden – jetzt am Ende des Abschnitts – war Suse schwanger? Oder hat Kelmi sich das nur gewünscht/geträumt?

Thema: Lektüre, Teil II; Seite 179 bis 352
Sursulapitschi kommentierte am 31. Mai 2019 um 14:38

Das habe ich auch gedacht: Sie kann gerne Zeitsprünge machen, aber mir hätte es chronologisch besser gefallen. Ich glaube sie macht das, weil sie meint, es wäre so interessanter. Das ist es vielleicht, aber verwirrender ist es auch. 

Ich habe nicht gedacht, Suse könnte schwanger sein. Kannst du die Stelle benennen, an der du das vermutet hast? 

Thema: Lektüre, Teil II; Seite 179 bis 352
KerstinT kommentierte am 31. Mai 2019 um 14:45

Habe es gefunden, auf Seite 288. Bei der Taufe von Kelmis Neffen. Ja, Kelmi träumt nur, er bedauert es, dass es nun nie ein Kind von Ihm und Suse geben wird.

Hatte es beim ersten Lesen falsch interpretiert.

 

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Sursulapitschi kommentierte am 31. Mai 2019 um 17:00

Passiert. :-)

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florinda kommentierte am 01. Juni 2019 um 15:31

Ich habe mein Buch einer 92,5 jährigen Zeitzeugin zum Lesen geliehen, die ab 1951 im Ostberliner Bezirk Friedrichshain lebte, ziemlich "helle" und eloquent war und ist, aber mit der Lektüre auch nur sehr langsam vorankommt. 

Sie ärgert sich bisher sehr über dieses Buch und sagt, man solle, wenn man die Zeit noch selbst miterlebt habe, von Leuten, die die Zeit nicht selbst erlebt haben, keine Bücher lesen, wenn man sich nicht ärgern wolle. 

Der Teil über die 20er Jahre, als Susus Eltern sich kennen lernen, gefiel ihr noch ganz gut, so stelle man sich halt heute diese Zeit vor. Dass man jedoch Anfang der 50er in Ostberlin nicht genügend Fleisch habe bekommen können, sei unzutreffend, das sei vielmehr nur unmittelbar nach Kriegsende so gewesen. Man habe alles kaufen können, nur eben keinen Luxus. Auch die Formulierungen bemängelt sie oft. Meinen Einwand, dass die Autorin ja, so, wie auch ich es bereits als ein Kind tat, den Erzählungen Erwachsener zugehört haben könne, lässt sie nicht gelten, so habe man damals nicht gesprochen. Sie sei in ihrem Beruf mit sehr vielen Menschen, "einfachen" und Studenten in Kontakt gekommen und wenn sie die Fehlerquote jetzt auf die ihr ja nicht mehr präsenten 20er sozusagen hochrechnet, vergälle ihr dies nachträglich den positiven Eindruck, da sie der Autorin jetzt kaum noch glauben könne *g*. Auf meine Bitte - mich interessiert natürlich in erster Linie ihre Meinung zu den Verhältnissen kurz vor dem Mauerbau - liest sie - "vorerst" *g* - weiter.

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KerstinT kommentierte am 01. Juni 2019 um 16:58

Das ist ja interessant! 

Ich hoffe du berichtest uns, wie sie das Buch im weiteren Verlauf findet. :)

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florinda kommentierte am 01. Juni 2019 um 17:09

Auf jeden Fall! Ich darf sie nur nicht drängen. Dabei bin ich immer gespannt wie ein "Flitzebogen", wenn ich jemandem mal eines "meiner" Bücher aufgeschwatzt habe ("Wo bist du denn gerade? Und, was sagst du zu xy?") Aber sie kann nicht mehr sehr viel auf einmal lesen - und kann das auch - sehr resolut!*g* - deutlich machen...

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lesebrille kommentierte am 02. Juni 2019 um 08:38

Eine gute Idee Zeitzeugen zu fragen, ich kenne leider niemanden der zu dieser Zeit in Ost-Berlin gelebt hat.

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florinda kommentierte am 02. Juni 2019 um 09:52

Wobei ich, nur, damit es hier keine Missverständnisse gibt, die alte Dame nicht involviert habe, um die "Richtigkeit" von Frau Roths Roman zu überprüfen, vielmehr ist es so, dass Frau X. ("Aber nicht, dass Sie da meinen Namen veröffentlichen!") *g* und ich ("Wessi") uns schon seit geraumer Zeit gelegentlich über unsere in mehrfacher Hinsicht unterschiedlichen Leben bis zu Beginn unserer Bekanntschaft vor ca. 8 Jahren austauschen. Interessant war beispielsweise einmal, dass sie einst ganz nebenbei erzählte, dass sie einmal ihre im Westen lebenden Eltern besuchte. Ich fragte verständnislos, warum sie da denn nicht gleich im Westen geblieben sei. Na, DA war vielleicht was los!*g* Ja, ich denke, es gab und gibt auf "beiden Seiten" immer noch sehr viele - unbeabsichtigte - Vorurteile. So nutze ich gern die Gelegenheit, mir von ihr von "früher" und von "drüben" erzählen zu lassen. Besonders interessant war und ist der Vergleich DDR/BRD und davon fand ich in der Beziehung Kelmi-Susu manches wieder, was sie mir erzählt hatte. Um mich zu vergewissern, ob ich ihre Äußerungen richtig interpretiert habe (indem ich diese bei Kelmi-Susu-Diskussionen wiederzufinden meinte), bat ich sie, das Buch zu lesen. Möglicherweise ruf ich sie heute abend mal an und frage gaaanz vorsichtig nach...

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vielleser18 kommentierte am 04. Juni 2019 um 08:41

Sehr interessant, deine Bekanntschaft ! Ich wünsche mir, in dem Alter auch noch so fit zu sein. Ich bin gespannt, was sie noch über den Roman zu berichten hat.

Thema: Lektüre, Teil II; Seite 179 bis 352
Sursulapitschi kommentierte am 01. Juni 2019 um 19:03

Oh, wie spannend! Davon musst du weiter berichten. 

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florinda kommentierte am 01. Juni 2019 um 19:12

Wie heißt es in "Dinner for one"? I'll do my very best. Aber wie gesagt/geschrieben: Drängeln darf ich sie auf gar keinen Fall...:-)

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Gina1627 kommentierte am 06. Juni 2019 um 01:28

Total coole Idee. Aber auch hier gibt es sicherlich unterschiedliche Lebenserfahrungen von den Menschen, die die Zeit damals erlebt haben.

Thema: Lektüre, Teil II; Seite 179 bis 352
florinda kommentierte am 03. Juni 2019 um 08:36

Also, ich habe das Orakel *g* wieder befragt. Frau X. ist jetzt etwa bei der Hälfte.

Ihr gefallen die häufigen Zeitsprünge nicht. Gerade hat sie sich an eine Situation gewöhnt, muss sie sich wieder in eine anders besetzte bzw. zeitlich entfernte Konstellation einlesen. 

Sie bekommt den Eindruck, dass es in diesem Buch zu wenig "normale" Menschen gibt, fast jeder hat irgendeinen "Huscher", das sei übertrieben, anstrengend und auch unwahrscheinlich. 

Dass Kelmi da wochenlang auf gut Glück treudoof ins Blaue kochend wochenendkampiert, findet sie ebenfalls ein wenig seltsam.

Wie schon angesprochen hält sie es für falsch, dass es Anfang der 50er "Fleischmangel" gegeben haben soll. Bei Kalbsfleisch sah dies möglicherweise etwas anders aus, da man aus den weiblichen Kälbchen häufig erst einmal Kühe werden lassen wollte, für Kälber und Milch. Allerdings mache man Königsberger oder wie auch immer benannte Klopse/Bouletten/Fleischpfanzerl/Frikadellen ohnehin nicht aus reinen Kalbsfleisch, sondern aus gemischtem Rinds- und Schweinehack.

Ich denke, das war es erst einmal. Habt einen guten Start in die Woche!

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lesebrille kommentierte am 03. Juni 2019 um 08:58

"Dass Kelmi da wochenlang auf gut Glück treudoof ins Blaue kochend wochenendkampiert, findet sie ebenfalls ein wenig seltsam."

 

Das finde ich auch unglaubwürdig,bzw. macht mir den Mann nicht sympatisch.

Thema: Lektüre, Teil II; Seite 179 bis 352
florinda kommentierte am 04. Juni 2019 um 12:30

"Wer sich nicht selbst informiert oder Interesse an Geschichtssendungen hat, weiß meist wenig darüber. Daher finde ich es sehr gut, dass es Romane gibt, die auch diese Zeit aufgreifen und damit auch ganz nebenbei Geschichte vermitteln."

Ich befinde mich jetzt wirklich in einer Bredouille... aber ich war damals nicht dabei und kann also nur das wiedergeben, was sie mir gesagt hat. Meine Bekannte regte sich über das inzwischen Gelesene so furchtbar auf, dass ich Angst um ihr schwaches Herz bekam. Sie sprach auch mehrmals das Wort "Frechheit" aus, weil so vieles nicht stimme.

Brot und Kartoffeln habe es immer gegeben, zwar am Anfang der 50er noch auf Zuteilung, aber sie waren keine Mangelware und man konnte, wenn man Arbeit hatte, in den HO-Läden auch - teuer - dazu kaufen. Den angeblich auf der Suche nach Nahrung für die esssüchtige Ilo irgendwo gesehenen angestaubt herum stehenden Joghurt halte sie für den allergrößten Quatsch, den habe es damals überhaupt noch nicht gegeben, denn den kannte man noch gar nicht, übrigens auch im Westen nicht, nur Quark. Kondensmilch wiederum kannte man, aber aus Aluminiummangel nicht in Dosen sondern in Glasflaschen. 

Ferner reklamiert sie, dass ständig von Kelmi und irgendwelchen Papieren die Rede sei, denn um diese Zeit gab es keine irgendwie gearteten "Einreisegenehmigungspapiere". Ich fragte vorsichtig, vielleicht habe sie das ja mit den Genehmigungspapieren für Kelmis Idee, im Osten ein Restaurant zu eröffnen, verwechselt. Leicht kratzbürstig, nein, habe sie natürlich nicht. Sie verherrliche die DDR in keiner Weise, aber falsche Beschreibungen ärgerten sie.

Frau Roths Buch bekommt jetzt alles ab, worüber sie sich immer schon ärgert, wenn junge Leute, welche das alles gar nicht selbst erlebt haben, über die DDR schreiben und diese schlimmer darstellen als sie wirklich war. 

Auf mein vorsichtiges Anmerken, dass ich als vergleichsweise jüngerer Mensch, solche Bücher für interessant und auch wichtig halte, damit zB Nazis nicht wieder hochkommen (ich kürze das jetzt ein wenig ab), meinte sie, die kämen leider trotzdem hoch, wie man ja sehen könne, und die, die es lesen müssten, läsen es ohnehin nicht, und wenn, dann wäre es umso schlimmer, wenn man so ein Buch nicht ernst nehmen könne, wenn schon vielleicht nicht ganz so bedeutende, aber immerhin überprüfbare Dinge wie ab wann es was gab und ab wann welche Papiere erforderlich waren, widerlegt werden könnten. In gewissem Sinne muss ich ihr da leider zustimmen - unabhängig jetzt mal von ihren sonstigen Beanstandungen, was Ausdrucksweise, Handlungssprünge und unglaubwürdiges Verhalten der Charaktere angeht -, denn wenn ich als relativer Laie einen historischen Roman lese, wo der Protagonist George Washington im Weißen Haus besucht, Napoleon I. Mitte des 1900 Jahrhunderts ostpreußische Bäder bereiste oder sich Kaiser Wilhelm II. vor 1888 in Österreich aufhielt, ich aber zufällig weiß, dass George Washington als einziger US-Präsident niemals im WH lebte (weil es noch gar nicht fertig war), Napoleon bereits 1821 starb und Wilhelm II. erst 1888 (Dreikaiserjahr) Kaiser wurde, fällt es mir sehr schwer, diesem Autor andere Dinge zu glauben. Es sei denn, natürlich, es gibt ein Nachwort, in welchem er erklärt, wo er - idealerweise auch, warum - von realen Gegebenheiten abwich.

Thema: Lektüre, Teil II; Seite 179 bis 352
vielleser18 kommentierte am 04. Juni 2019 um 14:22

ich lese mit goßem Interesse deine Berichte, die Meinung deiner Bekannten. Romane sind natürlich keine Dokumentarbücher oder Sachbücher, können dies auch nicht ersetzen. Dennoch sollte der Autor, wenn er schon ein großes Augenmerk auf geschichtlichen Hintergrund legt, diesen auch richtig darstellen. Als Laie und nicht Zeitzeuge ist man ja da oft völlig darauf angewiesn entweder zu Vertrauen oder durch parallele Recherchen diese nachzuprüfen.

Interessant finde ich daher die Rückmeldung deiner Zeitzeugin - klar, jeder hat ein anderes Leben, dem einen geht es besser als dem anderen. Ich kann als Laie dies alles nicht beurteilen, auch wenn ich als "Wessie" , die Ende der 60er geboren wurde, die Sicht von hier bis zum Mauerfall erleben durfte. Verwandte im Osten hatte und habe ich nicht, kenne leider auch keinen, den ich befragen könnte.

Ich habe vor 10 Jahren das Buch https://wasliestdu.de/uwe-tellkamp/der-turm-0 gelesen, was ich auch sehr empfehlen kann.

Ich bin weiterhin auf deine Rückmeldungen gespannt.

 

Thema: Lektüre, Teil II; Seite 179 bis 352
florinda kommentierte am 05. Juni 2019 um 20:37

Die bisher erwähnte Dame sprach ich heute nicht, aber 4 andere, die jüngste in den 80ern, die älteste 96 Jahre alt. Alle noch sehr klar im Kopf und in der fraglichen Zeit 2x im Westteil und 2x im Ostteil Berlins wohnhaft. Die Kalbsfleisch-, Grundnahrungsmittel- und Joghurtangaben von Dame Nr. 1 konnten von allen bestätigt werden. Was Kelmi und seine Ostberliner Besuche Anfang der 50er Jahre betrifft, ergab sich übereinstimmend folgendes Bild: Eine der "Wessis" fuhr damals regelmäßig zum Alex einkaufen, sie erwähnte vor allem das preiswerte Brot. Keinerlei Kontrollen! Eine Sehbehinderte/Blinde (wie weit ihr Restsehvermögen damals noch war, wollte ich so genau nicht nachhaken, wohnte im Osten, besuchte aber eine Blindenschule im Westen. Eigentlich war die Regel so, dass Blinde, welche nicht von ihren Angehörigen versorgt/betreut/unterhalten werden konnten, von ihrer jeweiligen Heimatgemeinde finanziert werden sollten. Alle, bei denen auch dies nicht möglich war, wurden in einem großen Komplex in Königs Wusterhausen untergebracht. In Wikipedia fand ich dazu: 

"Seit 1901 gibt es ein Blindenheim im Ort, gestiftet von dem Hamburger Großkaufmann Hermann Schmidt. Seit 1952 existiert auf dem Gelände eine Blindenschule mit Internat, zur Zeit der DDR die einzige Schule, an der blinde Kinder das Abitur ablegen konnten."

Besagte Dame, damals ein junges Mädchen knapp vor dem Schulende, erreichte, dass sie, da sie als aus Schlesien Vertriebene schon mehrfach hatte die Schulausbildung unterbrechen müssen, die kurze letzte Zeit auf der Westschule absolvieren durfte, wohin sie täglich von ihrem Ostberliner Wohnort fuhr. Hierfür wurde ihr eine entsprechende Bescheinigung ausgestellt, die sie, sollte sie auf der Hin- oder Rückfahrt von Polizeiorganen angesprochen werden, hätte vorzeigen müssen.

Die zweite "Ost-Dame" bestätigte, dass es vor dem Mauerbau einen regen Personenverkehr hin- und her gegeben habe, seien es Studenten, Berufstätige oder Privatmenschen gewesen. Es habe dazu keinerlei ihr bekannte Behördenvorgaben gegeben. Allerdings sei es, sofern man denn vorgehabt habe, dauerhaft von  Ost nach West zu gehen, weniger opportun gewesen, dies mit Rucksack und zwei Koffern zu tun, da dies dann hätte dazu führen können, dass man von einem einem zufällig begegnenden Polizisten angesprochen und der beabsichtigten Ausreise verdächtigt werden würde.  Da hätte man dann schon anhand von Urkunden und/oder Einladungen beispielsweise zum 80. Geburtstag des greisen Vaters im Westen aufwarten müssen. "Grenzkontrollen" im eigentlichen Sinne gab es erst, als es eine Grenze gab. Und das war nach dem Mauerbau. Danach gab es nur Ausnahmeregelungen, bis dann die sog. Passierscheinabkommen in Kraft traten. Aber da war unser Buch ja schon längst "um". 

Thema: Lektüre, Teil II; Seite 179 bis 352
florinda kommentierte am 05. Juni 2019 um 20:38

Die bisher erwähnte Dame sprach ich heute nicht, aber 4 andere, die jüngste in den 80ern, die älteste 96 Jahre alt. Alle noch sehr klar im Kopf und in der fraglichen Zeit 2x im Westteil und 2x im Ostteil Berlins wohnhaft. Die Kalbsfleisch-, Grundnahrungsmittel- und Joghurtangaben von Dame Nr. 1 konnten von allen bestätigt werden. Was Kelmi und seine Ostberliner Besuche Anfang der 50er Jahre betrifft, ergab sich übereinstimmend folgendes Bild: Eine der "Wessis" fuhr damals regelmäßig zum Alex einkaufen, sie erwähnte vor allem das preiswerte Brot. Keinerlei Kontrollen! Eine Sehbehinderte/Blinde (wie weit ihr Restsehvermögen damals noch war, wollte ich so genau nicht nachhaken, wohnte im Osten, besuchte aber eine Blindenschule im Westen. Eigentlich war die Regel so, dass Blinde, welche nicht von ihren Angehörigen versorgt/betreut/unterhalten werden konnten, von ihrer jeweiligen Heimatgemeinde finanziert werden sollten. Alle, bei denen auch dies nicht möglich war, wurden in einem großen Komplex in Königs Wusterhausen untergebracht. In Wikipedia fand ich dazu: 

"Seit 1901 gibt es ein Blindenheim im Ort, gestiftet von dem Hamburger Großkaufmann Hermann Schmidt. Seit 1952 existiert auf dem Gelände eine Blindenschule mit Internat, zur Zeit der DDR die einzige Schule, an der blinde Kinder das Abitur ablegen konnten."

Besagte Dame, damals ein junges Mädchen knapp vor dem Schulende, erreichte, dass sie, da sie als aus Schlesien Vertriebene schon mehrfach hatte die Schulausbildung unterbrechen müssen, die kurze letzte Zeit auf der Westschule absolvieren durfte, wohin sie täglich von ihrem Ostberliner Wohnort fuhr. Hierfür wurde ihr eine entsprechende Bescheinigung ausgestellt, die sie, sollte sie auf der Hin- oder Rückfahrt von Polizeiorganen angesprochen werden, hätte vorzeigen müssen.

Die zweite "Ost-Dame" bestätigte, dass es vor dem Mauerbau einen regen Personenverkehr hin- und her gegeben habe, seien es Studenten, Berufstätige oder Privatmenschen gewesen. Es habe dazu keinerlei ihr bekannte Behördenvorgaben gegeben. Allerdings sei es, sofern man denn vorgehabt habe, dauerhaft von  Ost nach West zu gehen, weniger opportun gewesen, dies mit Rucksack und zwei Koffern zu tun, da dies dann hätte dazu führen können, dass man von einem einem zufällig begegnenden Polizisten angesprochen und der beabsichtigten Ausreise verdächtigt werden würde.  Da hätte man dann schon anhand von Urkunden und/oder Einladungen beispielsweise zum 80. Geburtstag des greisen Vaters im Westen aufwarten müssen. "Grenzkontrollen" im eigentlichen Sinne gab es erst, als es eine Grenze gab. Und das war nach dem Mauerbau. Danach gab es nur Ausnahmeregelungen, bis dann die sog. Passierscheinabkommen in Kraft traten. Aber da war unser Buch ja schon längst "um". 

Thema: Lektüre, Teil II; Seite 179 bis 352
florinda kommentierte am 06. Juni 2019 um 11:09

Konnte heute früh wieder mit ihr reden, sie ist aber noch nicht durch. Sie war aber am 16. 6. 53 während einer Mittagspause auf einem kleinen Ladenbummel und bekam die sie überraschenden Ereignisse vor dem Haus der Ministerien unbeabsichtigt sozusagen live mit, auch abends noch von ihrer nahegelegenen Wohnung aus. Straußberger und Boxhagener Straße war ihr "Kiez", wie man in Berlin zu sagen pflegt. Diesen Ernst Selbmann, den ich schon wieder vergessen hatte, kannte sie wohl sogar, wenn sie ihn auch nicht sonderlich schätzte. Jedenfalls passt da wohl auch etwas nicht ganz in die im Buch geschilderte Zeitabfolge, obwohl ich lt. Wiki momentan noch nicht genau weiß, was. Ich fürchte, ich muss nach ihr das Buch gleich och einmal lesen, worauf ich nicht sonderlich scharf bin, mal sehen. Jedenfalls darf ich sie, wenn sie bis dahin fertig ist, zu Pfingsten besuchen, dann werde ich Papier und Kuli mitnehmen und Notizen machen.

Thema "Turm": Sie sagt, es entspräche wohl eher den tatsächlichen Verhältnissen als die "Linden", soweit sie letzteres bisher gelesen habe, sei jedoch sehr subjektiv und vor allem recht auf eine bestimmte Bevölkerungsschicht konzentriert. 

Thema: Lektüre, Teil II; Seite 179 bis 352
florinda kommentierte am 10. Juni 2019 um 14:14

Falls es auch nach dem offiziellen Ablauf der für diese Leserunde vorgegebenen Zeit irgendjemanden interessiert:

Leider konnte ich mich mit meiner Rezension diesmal nicht an die Zeitvorgabe halten, und, sorry, ich denke, dass das auch gut so ist. Hätte ich nämlich in der ersten Begeisterung rezensiert, wäre neben einigen kritischen Bemerkungen hauptsächlich der zu häufigen Szenenwechsel bzw. Zeitsprünge wegen, die mich im Lesefluss störten, statt - wie vermutlich beabsichtigt - die Spannung zu erhöhen, eine völlig andere Rezension entstanden als ich sie jetzt nach mehreren Gesprächen mit verschiedenen Zeitzeugen verfassen kann bzw muss - und dies zugegebenerweise leicht verunsichert, traurig und auch verärgert.

Da die "Kronzeugin" die Lektüre erst vorgestern beenden konnte, führten wir gestern ein ausführliches Gespräch über die vielen ihr aufgefallenen kleinen und größeren Unstimmigkeiten in verschiedenen Bereichen. Deshalb erst heute diese Stellungnahme und meine Rezension.

Thema: Lektüre, Teil II; Seite 179 bis 352
Gina1627 kommentierte am 06. Juni 2019 um 01:15

Auch der zweite Leseabschnitt hat mich nur so durch das Buch suchten lassen. 

Sehr bedrückend werden hier durch Eugen und Sidos Ehe die Schwierigkeiten dargestellt, die diese Partnerschaft durch eine, für die damalige Zeit, falsche Herkunft mit sich bringt. Ich muss Eugen hier sehr zu Gute halten, dass er immer zu Sido steht und sie auf jede für ihn mögliche Art unterstützt. Es ist schlimm mitzuerleben, wie sie sich immer weiter zurückzieht, sich abkapselt von allem und immer einsamer wird. Für mich wird dies sehr authentisch  von der Autorin rübergebracht. 

Auch für Ilo und Volker wird es immer schwieriger. Er bringt seine Familie durch seine Auflehnung gegen das Hitlerregime in Gefahr. und wieder einmal, wie so oft im Buch, versucht Eugen sie auf einen für ihn  richtigen Weg zu bringen. Seine Einmischung und Einstellung löst so eine Beklemmung bei einem aus. Auch die Auswirkungen des Krieges mit seinen weitreichenden Folgen für die Bevölkerung bedrücken einen beim Lesen und treiben einen weiter durch die Geschichte, da man unbedingt wissen will, wie alles weitergeht. Denunziation und Angstschürung kommen voll rüber. Ganz schlimm fand ich Schnuffekens Schicksal. Es wurde zwar nicht ausgesprochen, aber jeder Leser kann hier ahnen, was ihr widerfahren ist.

 

Noch fesselnder wie den Part zu Kriegszeiten finde ich den danach. Wahnsinn, wie die Menschen durch die Besatzungsmächte in eine gespaltene Gesellschaft getrieben wurden und ein Feinbild aufgebaut wurde. Am liebsten hätte man Sanne, ihre Familie und die Freunde, hier im besonderen Eugen schütteln wollen. Wenn so etwas beim Lesen erzeugt wird, hat die Autorin alles richtig gemacht. Kelmi ist die ganze Zeit ein Lichtblick im Buch und man hofft stetig, dass er Sanne die Augen öffnen kann. Bei ihren Treffen muss man oft Schmunzeln, ist berührt über Kelmis Immerwährende Bemühungen, das Glück der beiden und man ärgert sich, dass sie über die unterschiedlichen politischen Ansichten öfters in Streit geraten. Beide Seiten werden hier sehr gut dargestellt und man spürt ihre Zerrissenheit und gleichzeitig auch die Sehnsucht.

 

Bei Hilles Charakter ist man die ganze Zeit Zwiegespalten. Ich bewundere ihre Aufopferung für ihre Familie, ärgere mich aber über ihre intriganten Einmischungen. Sie sieht ihr Leben und das ihrer geliebten Menschen in Gefahr. 

 

Sehr gut eingeflochten fand ich auch die Unruhen vor und während des 17. Junis, die ich gar nicht mehr so in Erinnerung hatte.