Leserunde

Leserunde zu "All das zu verlieren" (Leïla Slimani)

All das zu verlieren - Leïla Slimani

All das zu verlieren
von Leila Slimani

Bewerbungsphase: 09.05. - 23.05.

Beginn der Leserunde: 30.05. (Ende: 20.06.)

Im Rahmen dieser Leserunde stellen wir – mit freundlicher Unterstützung des Luchterhand Verlags – 20 Freiexemplare von "All das zu verlieren" (Leïla Slimani) zur Verfügung.

Wenn ihr eines der Freiexemplare gewinnt, diskutiert ihr in der Leserunde mit, tauscht euch über eure Leseerfahrungen aus und veröffentlicht am Ende eine Rezension zum Buch. 

ÜBER DAS BUCH:

»Die neue Stimme der französischen Literatur.« ZEITmagazin

Kann man sich zu seinem Glück zwingen? Prix Goncourt-Preisträgerin Leïla Slimani erzählt von der Zerrissenheit einer Frau und schafft eine »moderne Madame Bovary« (Libération). 

Nach außen hin führt Adèle ein Leben, dem es an nichts fehlt. Sie arbeitet für eine Pariser Tageszeitung, ist unabhängig. Mit ihrem Ehemann, einem Chirurgen, und ihrem kleinen Sohn lebt sie in einem schicken Viertel, ganz in der Nähe von Montmartre. Sie reisen, sie fahren übers Wochenende ans Meer. Dennoch macht Adèle dieses Leben nicht glücklich. Gelangweilt eilt sie durch die grauen Straßen, trifft sich mit Männern, hat Sex mit Fremden. Sie weiß, dass ihr die Kontrolle entgleitet. Sie weiß, dass sie ihre Familie verlieren könnte. Trotzdem setzt sie alles aufs Spiel.

»Leïla Slimani wird zu Recht gefeiert, denn sie hat einen ganz eigenen Sound, der so dynamisch ist, dass einem ganz schwindelig wird.«

BARBARA (30. April 2019)

ÜBER DIE AUTORIN:

Die französisch-marokkanische Autorin Leïla Slimani gilt als eine der wichtigsten literarischen Stimmen Frankreichs. Slimani, 1981 in Rabat geboren, wuchs in Marokko auf und studierte an der Pariser Eliteuniversität Sciences Po. Ihre Bücher sind internationale Bestseller. Für den Roman »Dann schlaf auch du« wurde ihr der renommierte Prix Goncourt zuerkannt. »All das zu verlieren«, ebenfalls preisgekrönt, erscheint in 25 Ländern. In den Essaybänden »Sex und Lügen« und »Warum so viel Hass?« widmet Leïla Slimani sich dem Islam und dem Feminismus sowie dem zunehmenden Fanatismus. Seit 2017 ist Leïla Slimani offiziell Botschafterin für Frankophonie. Sie lebt mit ihrer Familie in Paris.

22.06.2019

Thema: Lektüre, Teil III; Seite 148 bis 218

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franzi303 kommentierte am 03. Juni 2019 um 19:40

Das Ende ist da....

Lucien findet das weiße Hand und Richard liest die Nachrichten. Das habe ich erwartet. Immerhin wusste er das schon, aber noch mal all diese Männernamen zu lesen, muss sehr verletzend gewesen sein. Er will nun ein neues Leben, neues Haus, neues Job, abseits der Großstadt. Ich finde es gut, dass nun die Geschichte z.T. auch aus der Erzählersicht aus seiner Perspektive ist. Es sind seine Gefühle, Empfindungen und Gedanken. Endlich kommt alles raus, endlich kann Adèle aufatmen. Dad Geheimnis ist raus, doch die Konsequenzen sind enorm...  Richard ist natürlich mega sauer, er hat bösartige Gefühle Adèle gegenüber, würde sie töten :O  Er ist böse, nennt sie Schlampe und will ihr (verständlicherweise) alles nehmen. Sie hat das verbockt, aber sie bleiben doch zusammen. Und irgendwie muss auch Richard neben Adèle krank sein. Es ist irgendwie eine Hassliebe zwischen den beiden, die echt nicht gesund ist.  Er lässt sie behandeln, sieht ihre Probleme als Krankheit, und es wird ja auch irgendwie.

Mir kommt da ein Gedanke zu dem Buch: Wie lange muss man sich selbst suchen, um sich am Ende doch selbst aufzugeben? Das Ende ist ja ziemlich ... offen, aber sagt doch vieles. Adèle hat keine Freunde, keinen Job, hat die Kontrolle verloren. Und auch der Tod ihres Vates und die  Beerdigung ... es soll sich alles ändern, aber wird es das? Nachdem Adèle sich nicht mehr meldet und unter Kontrolle hat? Das offene Ende ist für mich ziemlich unbefriedigend :(

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Hermione kommentierte am 05. Juni 2019 um 17:21

Du hast Recht, Adèle ist ja auch irgendwie krank...

Mir geht es mit dem Ende wie Dir, ich finde das offene Ende auch sehr unbefriedigend....

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marsupij kommentierte am 13. Juni 2019 um 16:12

Adèle ist definitiv krank und nicht nur "irgendwie".

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Gerhard kommentierte am 07. Juni 2019 um 09:19

Auch mich hat das Ende ziemlich unbefriedigt zurück gelassen. Ich hätte mir da irgendwie mehr erhofft.

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FIRIEL kommentierte am 15. Juni 2019 um 14:23

Das bleibt jetzt unserer Phantasie überlassen.

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marsupij kommentierte am 16. Juni 2019 um 18:20

Davon haben wir doch wohl genug, oder etwa nicht?

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wandagreen kommentierte am 05. Juni 2019 um 23:11

Ah, was mich noch im 2. LA störte, trifft nun doch ein: A macht Therapie. Allerdings verweigert sie sich auch dabei und die Therapie hat keinerlei Erfolg.

Zuerst dachte ich ja, toll, wir kommen voran. Der 3. Teil wird wieder besser. Aber dann Richard. Ich finde ihn hölzern. Kein Zugang zur eigenen Sexualität? Was liebt er an A? Da er sie ja dann doch liebt, wenn das denn Liebe ist.

Das Ende ist schon folgerichtig. A einmal sich selbst überlassen, reitet sich ins Chaos.

Dennoch: ich finde weder A noch R gut getroffen. Es bleibt alles vage, ohne Erklärungen.

Der wunderbare Schreibstil verstellt den Blick auf ein doch recht schwaches Buch. Dass alle beide Protagonisten so beziehungslos sind, ist m.E. echter Nebbich.

Ich finds im Endeffekt noch schlechter als Ferrantes Die Frau im Dunkeln. Das ist nicht so schön geschrieben, aber es hat wenigstens ansatzweise eine Handlung.

 

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Hermione kommentierte am 06. Juni 2019 um 12:22

Also Ferrantes "Frau im Dunkeln" kenne ich nicht, aber in allen anderen Punkten muss ich Dir Recht geben.

Ich finde es total komisch, dass so gar nichts rüberkommt. Was will uns das Buch sagen?

Es bleibt irgendwie alles offen... Die Motive der handelnden Personen kann ich nicht nachvollziehen... Auch wenn ich sie nicht sympathisch finde, wäre es doch schon mal was, wenn ich irgendETWAS nachvollziehbar fände...

Sehr enttäuschend! Sehe ich auch so!

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wandagreen kommentierte am 06. Juni 2019 um 15:19

Es ist rein beschreibend. Was ist. Und nix drüber. Das ist unspannend. Gefühle gibts auch nicht. Das einzige, was das Buch vor dem totalen Absturz rettet, ist seine Autorin, die wahrscheinlich jeden grottigen Text hochschreiben könnte! So was habe ich noch nie erlebt. Dass mich eine Autor/in so lange "blenden" konnte. Ich musste das Buch weglegen und mich fragen, was habe ich an Infos eigentlich erhalten? Und das war dann ganz ganz wenig.

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Dajobama kommentierte am 06. Juni 2019 um 20:40

Ja, das kann ich unterschreiben. Kaum hatte ich das Buch weggelegt, waren die Figuren bereits verblasst. Wobei, ganz schlecht fand ich es auch nicht, schon unterhaltsam, aber eben auch nicht gut.

Das Ende ist tatsächlich sehr offen, ein Happy End wäre aber noch schlimmer gewesen.

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wandagreen kommentierte am 06. Juni 2019 um 20:50

Stimmt. Ein Happy End kam nicht in Frage.

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Pocci kommentierte am 07. Juni 2019 um 15:20

Ja, ein Happy End hätte auch gar nicht gepasst. Aber ich denke auch, dass einfach zu viele Themen am Ende noch immer unklar und nicht zu Ende erzählt sind. Es gibt ja noch ein Andeutung zu Adeles Kindheit oder Jugend, wo sie mit sich hadert, ob sie ihrer Mutter davon erzählen soll. Es klingt so, als wäre etwas traumatisches passiert, über dass sie bisher nicht reden konnte. Ich frage mich, ob dieses Erlebnis vielleicht eine Erklärung für ihre Erkrankung und ihr Verhalten als Erwachsene liefern würde.

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MrsFraser kommentierte am 06. Juni 2019 um 21:56

Okay, habe mich jetzt durch die Leserunde gelesen. Ihr habt mich überzeugt - ich bin raus. :)

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wandagreen kommentierte am 06. Juni 2019 um 22:08

Anderen hat es gefallen. Es ist sehr polarisierend.

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Hermione kommentierte am 09. Juni 2019 um 12:10

Besser ist das! Mit Deiner Zeit kannst Du echt etwas Besseres anfangen... ;-) Die Zeit ist wirklich zu kurz, um sie mit schlechten Büchern zu verschwenden...

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Lillymaus kommentierte am 08. Juni 2019 um 00:45

Das ist ein interessanter Vergleich, ich habe Ferrantes 'Frau im Dunkeln' auch gelesen und es gibt Parallelen. Jedoch hat sich mir die innere Zerrissenheit von Leda viel deutlicher erklärt, denn es gab ja viele Rückblicke. Hier gibt es zwar auch Rückblicke, aber das wirklich Gravierende, wodurch solch ein inneres Chaos entstehen kann, habe ich nicht entdeckt. Ich vermute es in ihrer Kindheit, dann scheint es bei der Mutter zu liegen, denn mit ihrem Vater scheint sie sich ja gut verstanden zu haben. Sie erinnert sich an viele schöne Momente mit ihrem Vater und wie er sie gegen ihre Mutter in Schutz genommen hat.

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wandagreen kommentierte am 08. Juni 2019 um 11:27

*rechtgeb* Das Thema ist dasselbe. Der Plot bei Ferrante ist viel ausgefeilter. Hier ist der Stil besser.

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marsupij kommentierte am 13. Juni 2019 um 16:14

Ich sehe immer Madame Bovary; das Buch von Ferrante habe ich nicht gelesen. Und ich denke immer noch, die Parallelen zu Emma sind gewollt.

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wandagreen kommentierte am 15. Juni 2019 um 00:42

ja sicher, die Parallelen zur Bovary sind natürlich nicht zufällig. But: na und? Wertet das Buch nicht auf.

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marsupij kommentierte am 16. Juni 2019 um 18:22

Für mich schon, weil ich immer mehr Verweise auf das Buch finde und in Frankreich muss fast jeder (oder jeder?) das Buch von Flaubert in der Schule lesen und darum sieht man dieses Buch dort sicher anders. Aber Bücher sollen ja auch nicht allen gleich gut gefallen, das wäre ja langweilig.

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StefanieFreigericht kommentierte am 12. Juni 2019 um 21:13

Schreibstil wunderbar, Plot naja? Hm, dem folge ich.

Ich kann da nichts draus ziehen - kein "so ist es, wenn".

Ich hatte irgendwann mit irgendeiner Missbrauchsgeschichte als Kind gerechnet, dieser Spruch der Mutter, sie habe sich schon als achtjährige in den Hüften gewiegt. Aber mir fehlt der Sinn.

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Naibenak kommentierte am 17. Juni 2019 um 12:43

Es ist ja nicht nur dieser Spruch der Mutter. Sie war doch mit der Kleinen schon in frühester Kindheit auf so einer Art Kiez unterwegs, was tierisch verstörend auf sie gewirkt hat. Und dann sind unmittelbar nach der Aussage der Mutter die Gedanken Adeles: sie hat von jeher Ablehnung durch die Mutter erfahren. Als Konkurrentin hat sie sich behandelt gefühlt. Lieblos. Das die ganze Kindheit und Jugend durchleben -  na danke! Ich denke durchaus, dass dies eine tiefere Ursache für Adeles psychische Krankheit sein kann.

Gleichzeitig wollte die Mutter, dass Adele sich reizvoll kleidet/benimmt, dass sie eine "gute Partie" macht. Den Gefallen hat sie ihr ja dann getan. Um vielleicht Anerkennung von der Mutter zu bekommen? Wie ich hier so schreibe, fallen mir solche Dinge ein ;) Als Kind buhlt man um die Liebe der Mutter. Auch wenn man noch so schlecht behandelt wird. Man versteht den Grund nicht, entwickelt keinerlei Selbstbewußtsein. Ihre Bestätigung sucht sie dann anderweitig wie wir nun wissen... Ich denke, Adele ist in gewisser Hinsicht ein Opfer psychischer Gewalt. Also traumatisiert. Ziemlich!

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ulrike rabe kommentierte am 13. Juni 2019 um 13:16

Ich musste auch an Frau im Dunkeln denken. Wobei mir Ferrantes protagonistein näher war als Adele. Dort ging es ja hauptsächlich um eine unkonvebtionelle Mutterrolle, aber Leda war sonst nicht ganz so schräg drauf wie Adele.

Interessant, vielleicht auch als Parallele, dass sowohl Ferrante als auch Slimani mit Nachfolgern im deutschen Sprachraum so erfolgreich waren, und sowohl die Frau im Dunkeln als auch All das zu verlieren vorher geschrieben wurden.

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Morgenschnecke kommentierte am 06. Juni 2019 um 19:47

Schade, ich bin  vom letzten Teil enttäuscht. Die Rückblenden in Adeles Kindheit erklären mir nicht ihr Verhalten als Erwachsene.

War der anscheinend regelmäßige Sex mit dem Nachbarn als sie noch Schülerin war Missbrauch?

Auch wenn der Perspektivwechsel ein gutes Stilmittel ist, fand ich es schade, dass wir die Geschichte nun hauptsächlich aus Richards Blickwinkel betrachten.

Zuerst reagiert er ja noch relativ verständlich mit Wut und Fassungslosigkeit. Danach folgen  Diagnose, Beobachtungen, Arrangement, Kontrolle. Er will sie retten, so wie er den Obdachlosen gerettet hat. Aber nicht aus Liebe, denke ich. Nur warum? Um den Schein zu wahren? Ist das für ihn Liebe?

Sehr abstoßend fand ich Adeles Traum über ihren toten Vater. Ich lese daraus,  daß ihr nicht mehr zu helfen ist, dabei dachte ich, es ginge nicht mehr schlimmer, was ihr Verhalten angeht.

Im Ganzen zeichnet diese Geschichte es negatives Bild von Liebe. Liebe als tyrannische Gedult. Wie furchtbar.

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Gerhard kommentierte am 07. Juni 2019 um 09:22

Ich bin mit den Rückblenden auch nicht ganz zufrieden. CIh hatte mir ebenfalls gewünscht, dass diese Adeles Verhaltensweisen erklären, aber stattdessen haben die Rückblenden nur noch mehr Fragen aufgeworfen und Adeles Verhalten nicht erklärt.

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katzenminze kommentierte am 08. Juni 2019 um 22:15

Der Perspektivenwechsel hat mir auch gar nicht gefallen. Gerade an der Stelle wären Adeles Gedanken interessant gewesen und wir bekommen nur das klassische Gehörnter-Ehemann-Programm. :(

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marsupij kommentierte am 16. Juni 2019 um 18:23

Dieser Wechsel gefiel mir auch nicht.

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Naibenak kommentierte am 17. Juni 2019 um 12:50

Möp :D Ging mir nicht so, Minzi. Ich fand die Gedanken des Ehemannes interessant. Ich habe auch nicht auf Adeles Gedanken gehofft. Ich konnte mir schon so etwa vorstellen, wie es in ihr aussieht. Erleichterung zum Einen, Angst vor den Folgen (verlässt er sie?) zum Anderen...

Seine Gedanken waren interessanter für mich. Er hätte ja auch den mitfühlenden Helfer miemen können z.Bsp ;)

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Hennie kommentierte am 12. Juni 2019 um 12:33

@MrsPlant - "Sehr abstoßend fand ich Adeles Traum über ihren toten Vater. Ich lese daraus,  daß ihr nicht mehr zu helfen ist, dabei dachte ich, es ginge nicht mehr schlimmer, was ihr Verhalten angeht."

Über diese Szene habe ich lange nachgedacht, sie einige Male gelesen. Ich fand es ebenfalls sehr abstoßend, kann beim besten Willen keinen Bezug zu irgendetwas herstellen. Wie kommt man, wenn auch nur im Traum, auf so etwas?

S. 198 "Sie legt sich aufs Bett, nur ein paar Zentimeter von dem Leichnam entfernt. Ihr Vater gehört ihr ganz allein." So weit konnte ich ja noch folgen, aber warum zieht sie sich dann aus? Legt sich nackt neben den Toten? - einfach absurd, sehr befremdlich, irgendwie krank -

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Dajobama kommentierte am 06. Juni 2019 um 20:43

Dieser Zustand einer Ehe auf dem Land kann ja auch nicht die Lösung sein.  Richard ist scheinbar genauso abhängig von Adele wie umgekehrt. Warum auch immer. Damit tut er ihr aber keinen Gefallen. Isolationshaft heilt keine Sucht, Krankheit, was auch immer. Trotzdem hat Richard mir am Ende leid getan.

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Hermione kommentierte am 06. Juni 2019 um 21:13

Ich bin wirklich sehr enttäuscht von dem Buch. Leider ist so überhaupt nichts rübergekommen beim Lesen, außer dass mich das Buch total depressiv gemacht hat.

Selten hatte ich beim Lesen so schlechte Laune...

Es gibt keine Story, keine nachvollziehbaren Charaktere, keinen Spannungsbogen, keine Message...

Was soll das Buch???

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Gwendolyn22 kommentierte am 06. Juni 2019 um 21:36

Puh. Also enttäuscht bin ich nicht. Auch der Vorgänger war sehr düster und bedrohlich. Scheinbar hat Slimani dafür ein "Händchen". Ich wusste also durchaus, auf was ich mich einlasse. Aber ich fühle mich nach der Lektüre auch nicht wirklich fröhlich... ;-) Ganz schön deprimierend das Ganze. Und dann diese "Drohung" am Ende... "Das mit uns ist noch nicht vorbei.". Oh ja, sie ist total krank. Und er hat irgendwie eine Obsession. Kann sie nicht loslassen. Was ist jetzt die Message?

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Gerhard kommentierte am 07. Juni 2019 um 09:21

Der dritte Abschnitt hat mir recht gut gefallen, bis zum Ende, dieses konnte mich leider überhaupt nicht überzeugen und hat mich ziemlich unbefriedigt zurück gelöassen. Je lämnger ich darüber nachdenke, umso unglücklicher bin ich mit dem Ende.

Adele udn Richard bleiben trotz der vielen Probleme zusammen. Es schient eine Ko-Abhängigkeit zwischen den beiden zu bestehen, die ich mir nur so erklären kann, dass beide eine psychische Erkankung haben.

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wandagreen kommentierte am 07. Juni 2019 um 09:37

Er liebt sie. In guten wie in schlechten Tagen. Das ist eigentlich was Gutes. Und sie sagt, er rettet sie. Was er tut. Wenn er kann. Nur warum, das weiss keiner. Ich meine, den Anfang: warum hat er sich in sie verknallt, was findet er an ihr? Ihre angebliche Unabhängigkeit war schließlich nur gespielt, A ist total von R abhängig. // insofern finde ich das Buch nicht toll, da sind viele Unverträglichkeiten.

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wandagreen kommentierte am 07. Juni 2019 um 10:36

Besonders, dass sie nicht da ist, wenn er sie mal braucht (KKH) - da würde doch jeder Konsequenzen draus ziehen.

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Naibenak kommentierte am 17. Juni 2019 um 14:06

Irgendwo in seinen Gedanken stand, er bleibt u.a. bei ihr, weil er sich sonst erklären müsste und sich diese Blöße auf keinen Fall geben will. Ich denke, das ist ein Grund, warum er bleibt.

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Pocci kommentierte am 07. Juni 2019 um 15:15

Ich habe das Buch heute Morgen beendet und mich lässt das Ende sehr unzufrieden zurück. Ich hatte zwar nicht wirklich angenommen, dass die vorübergehende Besserung von Dauer und Adele wirklich geheilt ist, aber so ist es mir eindeutig zu sehr in der Schwebe.

Nach der ersten sehr emotionalen Reaktion von Richard zeigt sich meiner Meinung nach ziemlich schnell, dass die Abhängigkeit in beiden Richtungen besteht. Sie ist allerdings sehr unterschiedlich gelagert. Während Adele vor allem von ihm abhängt, um ihren Lebensstil zu halten und weil sie ihr Leben alleine nicht auf die Reihe bekäme, ist Richard vor allem emotional von ihr abhängig. Es scheint ja so, als sei er in seiner Jugend sehr schüchtern gewesen. Adele war die erste Frau, der er nahe kam und sofort wurde sie seine große Liebe. Ich habe das Gefühl, ihm geht es besonders um das Familienleben und weniger um Romantik. Auch deshalb fixiert er sich wahrscheinlich so auf Adele. Wo ihm Romantik und Sexualität nicht zu liegen scheinen, wäre es für ihn wahrscheinlich eine sehr große Herausforderung, eine neue Frau zu finden, um sein Bild von Familie wieder zu vervollständigen.

Zwischendurch wird Adele ja auch als berechnend beschrieben - zumindest schätzt ihre Schwiegermutter sie so ein - ich frage mich, ob diese Einschätzung zutreffend ist. Adele behauptet ja gegenüber dem Therapeuten, sie fühle sich geheilt. Auf der Reise zur Beerdigung trifft sie sich allerdings direkt mit Lauren und geht abends gleich in die Bar. Ich frage mich, ob sie die Behauptung nur aufstellt, um diese Gelegenheit doch zu nutzen, um in ihr altes Leben zurückzukehren.

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Lillymaus kommentierte am 08. Juni 2019 um 00:24

Nachdem mir der erste und zweite Teil sehr gut gefallen haben, bin ich vom 3. Teil enttäuscht. Ich hatte mehr Informationen zu den beiden Hauptprotagonisten erwartet. An erster Stelle natürlich, warum Adèle ständig auf der Suche ist, aber auch warum Richard so an ihr hängt und ihr somit alles verzeiht, wenn sie nur bei ihm bleibt. Letzteres fällt mir besonders schwer zu begreifen, denn er hasst sie ja regelrecht, nachdem er alles herausgefunden hat, und trotzdem setzt er alles daran, mit ihr zusammen zu bleiben. Es gibt zwar Andeutungen, aber irgendwie hatte ich mehr erwartet und war enttäuscht, als ich mich der letzten Seite näherte.....

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Pocci kommentierte am 08. Juni 2019 um 10:33

Ja, für mich sind die Andeutungen auch nicht ausreichend. Ich hatte auch die ganze Zeit gehofft, dass es gegen Ende noch Rückblenden gibt, die etwas erklären. Allerdings habe ich das Gefühl, ich sitze am Ende nur mit sehr vielen offenen Fragen hier und kann mir auf das Verhalten der beiden noch immer nicht im geringsten einen Reim machen.

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Hennie kommentierte am 08. Juni 2019 um 12:10

Ich muss dir zustimmen! Erklärungen für das Verhalten beider Protagonisten, sowohl für Adèle als auch für Richard, liefert das Buch nicht. Die Zerrissenheit A. kommt sehr gut zum Ausdruck. Da gibt es sehr viele selbstzerstörerische Szenen, die das mehr als verdeutlichen. Warum die Beiden aneinander festhalten, werden noch nicht einmal sie selbst wissen.

S. 152 aus der Sichtweise Richards

"Adèle hat die Welt zerrissen...Die Erinnerungen, die Versprechen, all das ist wertlos. Ihr Leben ist nur trügerischer Schein...Vielleicht, wenn er schwieg, würde es trotzdem halten..."

Für mich warf dieses Buch mehr Fragen auf als es beantwortete.

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Lillymaus kommentierte am 08. Juni 2019 um 14:05

Ja, es bleiben sehr viele Fragen offen. Und aus deinem Zitat kann man die Verzweiflung Richards spüren, trotzdem sieht er die Chance, dass alles so bleibt....Warum? Er ist bereit, die Wahrheit zu ignorieren und mit den 'Trümmern' zu leben, das stelle ich mir schlimm vor, alles nur Fassade.....

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StefanieFreigericht kommentierte am 12. Juni 2019 um 21:17

ich kenne ausreichend Leute, die sowas leben oder gelebt haben... Alkoholiker, Ehebruch, alles schön "so tun als ob nicht". Wobei... es waren mehr in meiner Kindheit. Die Zwänge haben dann doch vielleicht nachgelassen.

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katzenminze kommentierte am 08. Juni 2019 um 22:18

Das geht mir genauso. Teil 1 und 2 fand ich top aber hier hat sie es vergeigt... Keine Erklärung, abwegiges Verhalten. Schade.

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katzenminze kommentierte am 08. Juni 2019 um 22:23

Ja, shit! Ab Teil 3 ging es für mich bergab. Ich mochte den Perspektivwechsel nicht. Warum muss ich mir den klassischen betrogenen Mann anhören? Interessiert mich nicht, sorry. Und wie kommt Adele von ihren "ich kann nichts fühlen"-Exzessen dazu, ihren Mann zu beknien, zu heulen und zu behaupten, sie könne ohne ihr Kind nicht? Das ihr vorher relativ egal war. Was soll dieser heile Welt Versuch auf dem Land? Was die Beerdigung von ihrem Vater? Ich fand Adeles Zwänge so toll beschrieben aber von ihr ist nichts übrig geblieben. Echt schade, aber der letzte Teil war mist.

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Hermione kommentierte am 09. Juni 2019 um 12:11

Ich fand es auch total unglaubwürdig, dass ihr plötzlich ihr Kind total wichtig sein soll... ;-(

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Lillymaus kommentierte am 09. Juni 2019 um 19:42

Genau, vorher hat sie ihr Kind immer weggeschoben, nun ist es Mittel zum Zweck. Sie ist so berechnend.....

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wandagreen kommentierte am 10. Juni 2019 um 14:49

Sie will gerettet werden, weil sie alleine eine willenlose Qualle ist (aber warum). Und Richard will sie retten (aber warum).

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Morgenschnecke kommentierte am 10. Juni 2019 um 20:49

Etwas merkwürdig, daß die Autorin das Buch ihren Eltern gewidmet hat.

Ob sie sich darüber gefreut haben?

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Pocci kommentierte am 11. Juni 2019 um 20:56

Daran habe ich gar nicht mehr gedacht, das ist schon seltsam. Ich kann mir nicht vorstellen, dass die sich freuen, zumindest, falls sie das Buch gelesen haben.

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FIRIEL kommentierte am 15. Juni 2019 um 13:56

Das ist mir auch aufgefallen. Wie mögen die das Buch wohl finden? Wenn einer meiner Söhne ein solches Buch schreiben würde, würde mich das sehr irritieren.

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StefanieFreigericht kommentierte am 12. Juni 2019 um 20:55

Ich bin noch nicht ganz durch, aber Richard benimmt sich wie ein Co-Alkoholiker. Das hat hier gerade einen Sog, mit dem ich nicht gerechnet hatte, obwohl mich beide irre machen.

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StefanieFreigericht kommentierte am 12. Juni 2019 um 21:25

noch Nachschlag: was ist mit der Geschichte mit dem früheren Nachbarn, den sie ja als Teenager ganz genau nackt kannte?

Vorher Sex mit dem Vater, als Konkurrentin für die Mutter - und dann mit allen? Oder ist das zu weit hergeholt? Wenn's ein Krimi im ZDF wäre, wäre das das Erklärung. Jetzt bin ich verstört.

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Hennie kommentierte am 12. Juni 2019 um 21:46

An Sex mit dem Vater glaube ich nicht. Auf den Vater hatte ich weiter oben schon mal Bezug genommen wegen der mich verstörenden Traumszene auf S. 198. Mit dem Vater hatte sie wahrscheinlich das Problem, das er sich ihr nie widmete in der Art, wie sie es sich vorstellte, ihr nicht zuhörte. Hat er sie nicht verstanden? Der Vater wird von ihr als schamhaft bezeichnet. Vielleicht hatte sie in Gedanken mit ihm Sex?

Die Geschichte mit dem früheren Nachbarn fand ich auch sehr eklig. Doch auch da habe ich nicht herauslesen können, warum sie es tat. Wo war der Auslöser für ihr krankhaftes, sexuelles Verhalten? Oder muss man das als Leser einfach so hinnehmen? Nach dem Motto: Manche Menschen sind eben so?

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StefanieFreigericht kommentierte am 13. Juni 2019 um 06:57

ja, das ist alles verstörend. Ich wollte gestern eigentlich nur Abschnitt 1 lesen, dann wurde das wie ein Sog und ich habe alles gelesen. Gefallen hat mir das trotzdem nicht - außer dem Schreibstil. Verstanden habe ich gar nichts - außer, dass die beide ein großes Problem haben. Ich habe dann nach Feuilleton-Rezensionen gesucht - man (oft: Mann) wertet das als Buch über die weibliche Sexualität. Aha. Nein.

Also, ich kenne ein paar Frauen mit Essstörungen - hier wird ja auch eine Anorexie angedeutet. Ich kenne auch ein, zwei Leute, die "nichts anbrennen lassen", wie man so schön sagt, eine davon war damals zumindest verheiratet und parallel recht oft alkoholisiert. Aber dieses komplett selbstzerstörerische ... wobei das mit den Gründen vermutlich einfacher gedacht ist als es in der Realität ist. Warum wird jemand depressiv, anorektisch, säuft etc. - so einfach wird man das dann wirklich wohl nur in der Vorabendsendung "lösen".

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StefanieFreigericht kommentierte am 13. Juni 2019 um 10:02

Ich hatte dem anderen Slimani-Buch 4 (gute) Sterne gegeben. Sprachlich finde ich das hier gleich gut. Textlich deutlich schwächer. Wobei ich auch nicht wusste, was bei "Dann schlaf auch du" die Aussage sein sollte: überprüfe dein Kindermädchen? Du kannst nicht alles haben, zwei Jobs, zwei Kinder und alles wird gut? Werdet erwachsen und redet miteinander (die nutzten Louise ja aus)?  Auch da blieb dieses bedrückende Gefühl, dieser Einblick in eine Momentaufnahme. Aber man hatte mehr Grunde dazu, wie alle wurden, wer sie sind. 

Dieses Buch hier hätte als Fazit, wahllosen Sex zu haben, gefährt die Beziehung und die Gesundheit. Das wussten wir aber wohl alle schon vorher ;-)

Thema: Lektüre, Teil III; Seite 148 bis 218
wandagreen kommentierte am 13. Juni 2019 um 16:10

Es ist eine rein beschreibende Geschichte. Sie deutet ein "warum" an. Geht ihm aber nicht auf den Grund. Innere Leere hat ja einen Grund. Ich habe auch einen Missbrauch vermutet - aber wäre dieser nicht irgendwann mal ans Licht gekommen, spätestens beim Tod des Vaters?

Mit Sexualität der Frau hat das Buch rein gar nichts zu tun

Im weitesten Sinne kann man das Ganze unter Kunst (kann das weg? Ja) abtun ;-).

 

Thema: Lektüre, Teil III; Seite 148 bis 218
Naibenak kommentierte am 17. Juni 2019 um 14:13

"Dieses Buch hier hätte als Fazit, wahllosen Sex zu haben, gefährt die Beziehung und die Gesundheit. Das wussten wir aber wohl alle schon vorher ;-)"

Absolut nicht das Fazit, das ich erkenne. Sondern eher: Behandelt eure Kinder mit Liebe und Achtung. Immer. Und wenn dies nicht geht, dann setzt keine in die Welt. Ansonsten werden schwer traumatisierte, totunglückliche Menschen aus ihnen - im schlimmsten Fall, die mit ihrem Leben niemals zurechtkommen werden.

;-)

Thema: Lektüre, Teil III; Seite 148 bis 218
FIRIEL kommentierte am 17. Juni 2019 um 18:25

Genau. Die Kinder sind arm dran. Ich weiß zwar nicht, ob die Kindheit Adèles Verhalten wirklich erklären kann. Aber klar ist für mich, dass Lucien es auch nicht einfach hat.

Thema: Lektüre, Teil III; Seite 148 bis 218
ulrike rabe kommentierte am 13. Juni 2019 um 13:23

Mir geht es mit diesem Buch sehr ähnlich wie den meisten hier. Sprachlich war es sehr ansprechend, wobei ich gerade im letzten Abschnitt auch nicht mehr so begeistert war. Mir kam es  hier in diesem Teil teilweise sehr unzusammenhängend, sprunghaft vor. Die Handlung führt zu nichts, es gibt überhaupt kein Fazit. Immerhin ist ein offenes Ende besser als ein glückliches für diese Geschichte.

Leila Slimani kann schreiben und vor allem kann sie provozieren. (ein bisschen wie ein weiblicher Houellebecq) 

Ich muss die Hauptfigur nicht mögeb, damit mir ein Buch gefällt, aber hier fehlte der zündende Funke zur Begeisterung.

Thema: Lektüre, Teil III; Seite 148 bis 218
FIRIEL kommentierte am 15. Juni 2019 um 13:59

"weiblicher Houellebecq" ist gut!!

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marsupij kommentierte am 13. Juni 2019 um 16:17

Warum es hier einen Perspektivwechsel gab, kann ich nicht nachvollziehen. Das Ende passt für mich hingegen zu dem Buch.

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Minijane kommentierte am 14. Juni 2019 um 21:46

Ich bin jetzt auch durch und auch mich lässt die Geschichte enttäuscht zurück. Ich habe noch sehr viel offene Fragen. So ganz verstehe ich nicht wie Adele sexsüchtig geworden ist. Ist es diese lieblose Mutter, der sie erst im Weg ist und die sie später als Konkurrentin sieht? Schrecklich wie Simone z.B einfach ihr Tagebuch bei Tisch vorgelesen hat und ihre Tochter versucht hat lächerlich zu machen vor dem Vater. Und der Vater ist auch so teilnahmslos. Adele scheint in ihrer Kindheit keine echte Bezugsperson zu haben, zu Hause nicht und in ihrem Umfeld auch nicht. Das wachsende Interesse der Männer an ihr erscheint ihr als Ausweg. Reicht das aus um eine Sexsucht zu entwickeln? Ich weiß es nicht, scheint mir aber die einzige Erklärung, also Ursache sowas wie seelischer Mißbrauch.

Und Richard, er hat zu Hause erlebt wie der Vater seine Mutter betrogen hat. Das Thema wurde totgeschwiegen. Und ausgerechnet ihm passiert das mit seiner Frau. Er ist schockiert. Im letzten Leseabschnitt dachte ich noch, er hätte was geahnt. Aber das ist wohl nicht der Fall. Beruflich hatte er schon mit Süchtigen zu tun, bei Adele hat er die Sucht übersehen. Ich dachte auch, gut jetzt tut sich was, jetzt gibt er sie in Therapie. Aber eine Sucht ist ein immerwährender Kampf mit dauernder Gefahr eines Rückfalls. Was dann ja auch passiert nach der Beerdigung. Den Perspektivwechsel fand ich ganz gut. Mich interessierte auch Richard's Sicht.

Insgesamt fand ich das Buch total deprimierend und auch das Ende hat mir nicht gefallen. Es fehlen Erklärungen und die Geschichte lässt mich irgendwie ratlos zurück. Sehr schade!

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Naibenak kommentierte am 17. Juni 2019 um 14:03

"So ganz verstehe ich nicht wie Adele sexsüchtig geworden ist. Ist es diese lieblose Mutter, der sie erst im Weg ist und die sie später als Konkurrentin sieht? Schrecklich wie Simone z.B einfach ihr Tagebuch bei Tisch vorgelesen hat und ihre Tochter versucht hat lächerlich zu machen vor dem Vater. Und der Vater ist auch so teilnahmslos. Adele scheint in ihrer Kindheit keine echte Bezugsperson zu haben, zu Hause nicht und in ihrem Umfeld auch nicht. Das wachsende Interesse der Männer an ihr erscheint ihr als Ausweg. Reicht das aus um eine Sexsucht zu entwickeln?"

-> da würde ich ganz klar behaupten: JA, das reicht. Wenn du mit solch einer Mutter aufwachsen würdest, dich nach Liebe und Bestätigung, Achtung und Respekt sehnst, aber NIE etwas in dieser Art von der eigenen Mutter zu erwarten ist und auch nie kommt (im Gegenteil: es wird sich über dich lustig gemacht - GRUSELIG!!!), dann kann es einen - insbesondere jungen, heranwachsenden - Menschen echt zerstören. Das ist krass. Man hat komischerweise ja dieses sehr ausgeprägte Bedürfnis, von den Eltern gemocht/geliebt zu werden. Das ist wohl den Menschen automatisch eigen. Und wenn es nie befriedigt wird, dann kann es mit Sicherheit sehr krankmachen. Jeder Mensch geht natürlich anders damit um. Andere werden  vielleicht eher gewalttätig. Noch andere verkriechen sich komplett in sich selbst und werden zusätzlich noch organisch krank, weil die Seele diese Qual nicht verarbeiten kann... Sicher kann diesen traumatisierten Menschen ein lieber, fürsorglicher Freundeskreis und/oder Partner helfen. Aber selbst das hat Adele nicht wirklich. Richard ist ja selbst nicht so ganz gesund...

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Minijane kommentierte am 18. Juni 2019 um 15:51

Das stimmt ein toller Freundeskreis oder liebevoller Partner kann das Ruder noch rumreißen. Da kenne ich auch einen Fall, wo die Freunde quasi wie eine Erastzfamilie funktionierten. Allerdings müsste man bei seinem eigenen Kind doch mal reflektieren und versuchen es besser zu machen als die eigenen Eltern. Das sehe ich bei Adéle auch nicht. Sehr traurig ihre fehlen halt wirklich gute Freunde und ein Partner, der sie unterstützen könnte. Eine gemeinsame Therapie wäre wohl nicht die schlechteste Idee gewesen.

Thema: Lektüre, Teil III; Seite 148 bis 218
FIRIEL kommentierte am 15. Juni 2019 um 14:21

Ich bin erstaunt, dass Richard anscheinend doch nichts geahnt hatte; auf die Enthüllung hat er so emotionslos reagiert. Der Versuch eines Neuanfangs ist ja zunächst nicht völlig abwegig: Eine Therapie für Adèle, eine völlig neue Umgebung, das sind ja zwei wichtige Elemente. Allerdings hätte meines Erachtens auch Richard eine Therapie nötig, und die beiden gemeinsam eine Ehetherapie. Nicht nur Adèle allein hat ein Problem.

Dass sie bei der ersten Gelegenheit einen Rückfall hat, verwundert nicht. Wie es nun weitergeht, bleibt völlig offen.

Ich finde es auch nicht glaubwürdig, dass sie sich anscheinend eine ganze Zeit in das neue Leben fügen kann. Auch auf dem Land und ohne Auto gibt es Gelegenheiten, und wenn jemand wirklich süchtig ist, wird er (oder hier sie) sehr findig. Nachbarn, Gärtner, Handwerker... oder der Therapeut. Ein Süchtiger kann nicht aus Einsicht sein Verhalten so umstellen. Mich überzeugt das nicht.

Thema: Lektüre, Teil III; Seite 148 bis 218
marsupij kommentierte am 16. Juni 2019 um 18:34

Ohne Rückfall wäre es sehr unglaubwürdig gewesen.

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Naibenak kommentierte am 17. Juni 2019 um 13:53

Oh ja, beide müssten therapiert werden. Allein und gemeinsam. Dass Adele nicht sofort rückfällig wird, zeigt meines Erachtens, dass die Therapie etwas bewirkt. Dass Adele gewillt ist und es versucht. (Gewillt war sie ja auch vorher schon, aber vielleicht ist es mit Hilfe der Therapie etwas länger möglich gewesen durchzuhalten?) Naja... man kennt es nur allzu gut, solange sich nichts an den Umständen ändert, die ihre Sucht verursach(t)en und immer wieder antriggern, wird man rückfällig. So denke ich mir das zumindest... Da braucht dann nur ein Funke zu zünden (während der Bahnfahrt beobachtet sie ein Liebespaar...) und zack!

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Minijane kommentierte am 17. Juni 2019 um 18:41

Ja sie hätte nie alleine zu der Beerdigung fahren sollen. So weit war sie noch lange nicht.

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Pocci kommentierte am 17. Juni 2019 um 19:55

Ich habe mich auch gewundert, dass sie von ihrem Therapeuten das Okay bekommen hat, alleine zu fahren. Hätte der nicht davon abraten müssen? Außerdem verstehe ich auch nicht so ganz, warum sich Richard nicht die Mühe macht, sie zu begleiten. Er legt doch so viel Wert darauf, dass alle sie für eine heile Familie halten - müsste er nicht schon alleine deshalb zur Beerdigung seines Schwiegervaters fahren? Ganz zu schweigen davon, dass so eine Reise alleine mit dem Zug ja wirklich ein hohes Rückfallpotential bietet. Sie macht ja auch einen Zwischenstopp in Paris.

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Hennie kommentierte am 16. Juni 2019 um 18:31

Ich habe das Buch schon einige Zeit zu Ende gelesen und wollte noch ein bißchen in der Leserunde verweilen. Mein Eindruck verstärkte sich immer mehr, dass ihr auch so eure Probleme mit dieser Geschichte hattet. Hier nun meine letzte Zusammenfassung vor der Rezension. Ich reflektiere nochmal das Verhalten von Richard:

Warum er an dem Zusammensein, an der Ehe mit Adèle festhält, erschloß sich mir nicht. Obwohl ich das letzte Drittel meines Lebens schon begonnen habe; daher über eine Menge an Lebenserfahrung verfüge, konnte ich für diese junge Frau und auch für ihren Ehemann kein Verständnis aufbringen. Ich habe keine Ahnung, was Leila Slimani mit ihrer Geschichte vermitteln möchte. Ohne Zweifel besitzt sie ein riesiges Schreibtalent, kann wunderbar mit Worten umgehen. Nachdem mich die Zeilen zu Beginn runterzogen, mich deprimierten, verstand sie es dennoch mich zu faszinieren und die Geschichte zu Ende zu lesen. Darüber kann ich mich im nachhinein nur wundern. Denn welche Aussage liefert der Lesestoff? Ich kam zu der Erklärung, dass dem Leser nur ein klitzekleiner Einblick in ein Leben gewährt wurde, ohne in die Tiefe zu gehen, ohne nur einen Ansatz von Lösungen zu bieten. Eine Schilderung des Istzustandes! Mir blieben Spekulationen und viele offene Fragen.

Thema: Lektüre, Teil III; Seite 148 bis 218
Naibenak kommentierte am 17. Juni 2019 um 13:16

Ich habe hier zwischen den Zeilen und teilweise auch direkt sehr viel Tiefe wahrgenommen. Eine Lösung allerdings auch nicht. Und vielleicht ist es das, was Slimani dem Leser sagen will. Es gibt keine. Es ist alles zu vertrakt, zu zerrissen und gleichzeitig festgefahren auf beiden Seiten (Adele und Richard). Sie finden den Ausweg nicht. NOCH jedenfalls nicht ;)

Edit bzw Zusatz: Wieviele bspw Alkoholabhängige werden nach Therapien immer wieder rückfällig? Eine Menge. Weil ein Grund für ihre Sucht wahrscheinlich noch nicht behoben ist. Und sie immer wieder antriggert. So ist es ja auch bei Adele ein wenig. Richard interessiert sich nach wie vor nicht ernsthaft für sie. Kaum jemand nimmt sie wahr. Es ist wie früher. Immer schon. Sie muss Bestätigung für sich, für ihr Selbstwertgefühl anderweitig finden. Tja... (das sind so die Überlegungen einer Hobbypsychologin^^)

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