Rezension

Ein Thriller-Lesevergnügen

Refugium -

Refugium
von John Ajvide Lindqvist

Bewertet mit 5 Sternen

Prolog - Mittsommer 2019: Ein grausame Hinrichtung erschüttert die Schären. Nur eine Person überlebt das Massaker. Ganz Schweden fragt sich, wer diese Morde in Auftrag gegeben hat, und warum.

"Refugium" ist eine Geschichte mit betulich wachsender Spannung, einer realistisch wirkenden Story (mit hollywoodreichen Einlagen) und interessanten Figuren, denen Lindqvist ausreichend Charakter und Tiefe verleiht, indem er an scheinbar unwichtigen Details teilhaben lässt, die das unterhaltsame Lesevergnügen steigern. Vor allem die Hauptfiguren, wie der beeindruckend Kim Ribbing, ein jungen Hacker mit tragischer Vergangenheit und unerschöpflichem Reichtum, und Julia Malmros, eine einsame Schriftstellerin und ehemalige Polizistin. 

Es ist ein düsterer Thriller, voller verborgener Brutalität, der ein bisschen braucht, um in Fahrt zu kommen, und gerade deswegen, auf ganzer Linie begeistert. Mir hat besonders gefallen, dass die kurzen Kapitel den Lesefluss begünstigen (man kann gar nicht aufhören zu lesen), außerdem das Spektrum an Lokalität (Favorit: Kuba), die wirtschaftlichen und politischen Verstrickungen, den diskreten Humor und das gelungene Ende. Außerdem sind die Zusammenhänge mit der Millennium-Reihe von Stieg Larsson unverkennbar, und werden auch konkret aufgegriffen und in die Handlung eingeflochten. Durch meiner Sympathie zu Kim und dem überraschenden (nicht fiesen) Cliffhanger, steht der Fortsetzung nichts im Weg - voraussichtlich drei Bände sind für 2024/2025 in der Planung. Vormerken! 

Ich würde "Refugium" allen empfehlen, die nach einer gut geschriebenen Thriller-Reihe mit skandinavischem Flair suchen, die mit Spannung und nordischer Gelassenheit überzeugt (manche würden auch sagen, das Buch hätte seine Längen), keine wild konstruierten Wendungen nötig hat und den Charakteren und ihren Gefühlen, Beziehungen und Traumata  genügend Platz einräumt. Empfehlenswertes Leseerlebnis!