Rezension

Spannung leider Mangelware

Refugium -

Refugium
von John Ajvide Lindqvist

Bewertet mit 3 Sternen

Olof Helander hat zu einer Mittsommerparty in sein Luxusanwesen auf einer Schäreninsel eingeladen. Lustig und ausgelassen feiern seine Gäste mit ihm in Wassernähe, als sich plötzlich ein Boot nähert und zwei Killer alle Gäste brutal ermorden. Nur Helanders Tochter überlebt, schwer traumatisiert.
Dies alles passiert bereits im Prolog, so dass dieser unsagbar spannend war, ein gut herausgearbeiteter Kontrast zwischen der Ausgelassenheit der Feiernden und dem brutalen Attentat. 
Dann passiert erstmal nichts, was mit dem Fall zu tun hat, aber es wird jedoch keineswegs langatmig,  im Großen und Ganzen habe ich zunächst immer gern weiter gelesen. Das lag sicher auch an den kurzen Abschnitten, die stets zum Weiterlesen reizten, aber auch an den Hauptfiguren, die dort vorgestellt werden, wobei ich Kim Ribbing interessanter als Julia Malmros finde. Die eingestreuten Passagen über seine Kindheit und Jugend, geprägt vom sadistisch veranlagten Großvater, sind horrormäßig. Allerdings entwickelt sich Kim im Laufe des Buches immer mehr zum Superman, was dann sehr unrealistisch erscheint
Julia ist mir dagegen nicht sehr sympathisch. Sie ist selbstverliebt, erfolgsverwöhnt und kann Frustrationen nur mit viel Alkohol ertragen. Für eine 50-jährige intelligente Frau handelt sie sehr unbesonnen. 
Mit der Zeit ließ die Spannung sehr nach, es gab viele langatmige Passagen, in denen wirtschaftliche oder politische Zusammenhänge geschildert wurden, die zwar den Hintergrund beleuchteten, aber die Krimihandlung nicht weiter brachten. Die Krimihandlung bzw. die Ermittlungen wurden weitgehend Kommissar Zufall überlassen, wirkten sehr konstruiert und sorgten nicht für die erwarteten Thrill-Momente.
Der Schreibstil des Autors gefällt mir, er ist locker und detailgetreu, allerdings verfällt die Geschichte bisweilen in uninteressante Nebensächlichkeiten, was dann recht zäh wirkt.
Dies erlebt man dann am Ende nochmal im besonders langatmigen und seitenlangen Epilog, der wohl neugierig machen soll auf die Folgebände, bei mir aber eher das Gegenteil auslöst. Schade, ich hatte mir mehr versprochen nach der Leseprobe und den großartigen Ankündigungen.