Rezension

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Krimis aus Skandinavien sind die besten!

Refugium -

Refugium
von John Ajvide Lindqvist

Bewertet mit 5 Sternen

Ein klassisch aufgebauter Krimi mit spannenden Showdowns, interessanter und glaubwürdiger Handlung, gut gestalteten Dialogen

Das Buch beginnt so harmlos: auf dem Bootssteg einer Schäreninsel soll eine kleine Midsommerparty steigen. Der längste Tag, der keine richtige Nacht aufkommen lässt soll mit Geschäftspartnern und deren Ehefrauen gefeiert werden. Die pubertierende Tochter des Hauses muss da mitmachen und repräsentieren. Doch die Party findet ein jähes Ende, als alle plötzlich erschossen werden. Nur die junge Astrid entkommt, geistesgegenwärtig hat sie sich unter den Tisch fallen lassen und von da in das Wasser unter dem Bootssteg. Von da an beginnt der eigentliche Thriller. Vorher erfahren wir noch, wie Julia Malmros, ehemalige Polizistin und nun Krimiautorin und der junge  gut situierte Hacker Kim Ribbing sich kennenlernen. Ungewollt werden sie in den Untersuchungen zu den Morden im Schärengarten hinzugezogen. Kim entdeckt Astrid im Wasser und zieht sie heraus. Kim und Julia beginnen parallel zur Polizei auch zu ermitteln, sie helfen sich gegenseitig und es kommen immer mehr Details ans Tageslicht. Vom Schärengarten erweitern sich die Ermittlungen nach Stockholm, Shanghai, Kuba und auf einer Bohrinsel vor Norwegens Küste, weil der Fall immer internationaler wird und weite Kreise zieht.

Der Thriller wird noch interessanter durch die erotische Anziehungskraft zwischen Julia und Kim und Johnnys Eifersucht, Julias Ex-Ehemann. Faszinierend ist es, Kims Werdegang zu erfahren. Seine qualvolle Kindheit beim sadistischen Großvater und wie Kim Rache genommen hat, seine offene Rechnung mit einem anderen Sadisten, Martin Rudbeck. Erst als sich Martin Rudbeck an Astrid, der Überlebenden der Midsommermorde vergreifen will, beschließt Kim, es ist an der Zeit, diese offene Rechnung ebenfalls zu begleichen. Kim ist ein interessanter Charakter, mit sehr vielfältigen Kenntnissen und Fähigkeiten. gefährlich und anziehend zugleich, wirkt er faszinierend. Julia hingegen ist bodenständig und realistisch. Als sie erkennt, dass ihre Ehe mit Johnny in eine Sackgasse geraten ist, lässt sie sich scheiden und lebt sehr wohl allein weiter. Die Begegnung mit Kim bedeutet ihr sehr viel, ohne es offen zuzugeben. Lindquist beschreibt diese Gestalten sehr lebensnah und mit Feingefühl.

Die Handlung spielt auf mehreren Ebenen, die Kindheit von Kim, die Krimiautorin, die einen neuen Roman schreiben wird und ein Massaker auf einer Schäreninsel im Midsommer. Das Zusammenspiel der Hauptgestalten, die ganze Dynamik die sich zwischen ihnen  entwickelt macht das Buch noch interessanter, abgesehen von der Handlung.

Die Lektüre war spannend. Sowohl die Anfangsszene, in der die Morde geschehen, als auch die beiden anderen Showdowns gegen Ende des Buches waren atemberaubend. Kims Flashbacks in seine Kindheit und Jugend waren an einigen Stellen direkt verstörend zu lesen. Sie geben direkt Aufschluss auf sein gegenwärtiges Handeln. Vor allem die Schlussszene hat mir imponiert.

Fazit: klare Leseempfehlung für einen nach klassischem Krimi aufgebauten Roman. Spannung, Erotik und glaubwürdige Handlung lassen dieses Buch lesenswert erscheinen.