Rezension

Ein Thriller mit wenig Spannung und einem außergewöhnlichen Ermittlerpaar

Refugium -

Refugium
von John Ajvide Lindqvist

Bewertet mit 4 Sternen

Mitsommerfest bei Olaf Helander, dem reichen Unternehmer, der mit CO2 Zertifikaten handelt und rege Geschäfte mit Chinesen führt. Zwei maskierte Männer, die die Feiernden überfallen und alle erschießen. Nur die Tochter des Unternehmers kann sich rechtzeitig verstecken und überleben.  – So beginnt der Thriller: extrem spannend, temporeich, atemberaubend.

Julia Malmros, die Expolizistin, aktuell eine erfolgreiche Krimiautorin und Kim Ribbing, ein Hacker, der Julia bei der Recherche zu ihrem neuesten Krimi unterstützen sollte, sind zufällig die Zeugen des Massakers. Parallel zu den polizeilichen Ermittlungen versuchen die beiden das Verbrechen aufzuklären.  – Das ist der Part des Thrillers, der mich nicht richtig packen konnte. Denn in diesem – übrigens überragenden - Teil des Romans schildert der Autor alle möglichen Probleme, mit denen die beiden Privatermittler in ihrem Leben zu kämpfen haben.

Zu einem gibt es da Kims dramatische Vergangenheit, beginnend mit den bizarren Verhältnissen in seiner reichen Familie, seiner grausamen Kindheit und deren schwerwiegenden Folgen. Auch die Schilderungen über Julias Privatleben und die Schwierigkeiten mit der Veröffentlichung ihres neuesten Romans nehmen viel Platz in der Handlung. Auf dieser Weise lernt man die Protagonisten bestimmt besser kennen, aber die Spannung – „Refugium“ ist doch ein Thriller – leidet sehr darunter. Auch wurden mehrere Vorkommnisse mit viel Humor geschildert, was die Spannung wieder auflockert.

Die polizeilichen Ermittlungen unter der Führung von Julias Exmann Jonny Munther gehen nur schleppend voran und wurden fast am Rande behandelt.
Die Auflösung des Falles kommt zum Schluss, der etwas dramatisch verläuft und für mehr Spannung sorgt.

Ich fand den Roman interessant, aber für einen Thriller nicht besonders spannend. Trotzdem würde ich die Fortsetzung der Reihe mit den sympathischen Protagonisten gerne lesen. Denn Kims Vergangenheit und sein jetziges Vorhaben lassen noch viele Fragen offen. Auch Julia will einiges in ihrem Leben ändern. Beides klingt vielversprechend.