Rezension

Millennium goes Refugium

Refugium -

Refugium
von John Ajvide Lindqvist

Bewertet mit 4 Sternen

Hier kommt mein nächster Lobgesang auf einen Thriller aus Schweden. Diesmal geht es um "Refugium", Auftakt der neuen Stormland-Reihe von John Ajvide Lindqvist. Bisher war der Autor für seine Horror-Bücher bekannt. Wäre er diesem Genre treu geblieben, hätte ich wohl nie etwas von ihm gelesen. Aber es kam anders…
.
Darum geht’s: Die Ex-Polizistin Julia Malmros und der Hacker Kim Ribbing werden Zeugen eines Verbrechens. Auf einer Schäreninsel werden die Gäste einer Mitsommerparty ermordet. Die Suche nach den Tätern und Hintergründen führt nach Havanna und Shanghai.
.
Das kommt mir doch bekannt vor… Ja, die Millennium-Reihe von Stieg Larsson spielt hier auf der Meta-Ebene eine ganz besondere und sehr interessante Rolle. Weil Lindqvists Vorlage für einen siebten Millenium-Band nicht genommen wurde, hat er die Geschichte umgeschrieben, um sie plagiatfrei veröffentlichen zu können. Vergleiche liegen trotzdem nah. Malmros und Ribbing sind kein bloßer Abklatsch von Salander und Blomqvist. Beide können durch Lindqvists 1A Character-building durchaus auf eigenen Beinen stehen. Wie Lindqvist seine Protagonisten einführt, vernetzt und verbandelt… Hach, ich war sofort hin und weg. Darüber hinaus hat Lindqvist mich mit leichter, lockerer und flüssiger Schreibe eingefangen und bei der Stange gehalten. So hat er mich durch Passagen getragen, die auch mal Längen hatten und etwas spannungsärmer waren. Das gute Gesamtpaket macht es aber wieder wett.
.
Ich bleibe auf jeden Fall dran an der Reihe, die aktuell als Trilogie gedacht ist. Die Folgebände "Signum" und "Elysium" sind bereits für den nächsten bzw. übernächsten Sommer angekündigt. Ich bin gespannt, was Kim und Julia dann erleben und wie es mit ihnen weitergeht. Band 1 ist schonmal guter Stoff für eine Verfilmung, die bestens ins Programmschema des ZDF passen würde.
.
Fazit: "Refugium" steht und fällt mit den Charakteren. Vor allem die Figur des Kim Ribbing begeistert mit ihrer Vielschichtigkeit und Tiefe. Spannend wird vor allem sein, ob Lindqvist sich mit der Fortsetzung noch mehr vom Millennium-Schatten lösen und absetzen kann, um Stormland zu seinem komplett eigenen Ding zu machen. Der Grundstein für eine hervorragende Reihe ist hiermit jedenfalls gelegt.