Rezension

Rasanter Auftakt einer neuen spannenden Thriller-Reihe aus Schweden

Refugium -

Refugium
von John Ajvide Lindqvist

Der fesselnd und kurzweilig erzählte Thriller "Refugium" von John Ajvide Lindqvist beginnt mit dem Mittsommerfest der Familie Helander, das sie im Stockholmer Schärengarten mit ausländischen Gästen veranstaltet. Die Feier wird plötzlich unterbrochen, als zwei maskierte Männer mit einem Boot an ihrem Steg anlegen und alle Anwesenden erschießen. Einzig die jugendliche Tochter Astrid überlebt versteckt den Angriff.
Julia Malmros hört in ihrem Schärenhaus, in dem sie sich nach dem geplatzten Auftrag den nächsten Millenium-Roman zu schreiben, gemeinsam mit Kim Ribbing zurückgezogen hat, auch die Schüsse.
Was danach folgt, ist ein rasanter Ritt quer über den Globus, von Schweden über China nach Kuba bis auf eine norwegische Ölbohrinsel.

Erzählt aus verschiedenen Charakterperspektiven und in kurzen Kapitel, entwickelt der gut konstruierte Thriller von Beginn an eine Sogwirkung, um dann in einem packenden und wendungsreichen Finale zu enden. Mit Julia, ihrem Ex-Mann Johnny und vor allem Kim Ribbing hat der Autor interessante und vielschichtige Charaktere geschaffen. Besonders Kim ist jemand mit einer bewegenden Lebensgeschichte voller Leid und Gewalt. Seine Person erinnert an Lisbeth Salander aus den Millenium-Romanen.

Insgesamt lassen sich mehrere Anklänge an die Millenium-Reihe von Stieg Larsson erkennen und die Verbindungen, die der Autor damit hat. Denn ähnlich wie Julia in "Refugium" schrieb John Ajvide Lindqvist am nächsten Teil der Millenium-Reihe, wurde jedoch abgelehnt. Daraufhin schreibt er sein Buchmanuskript auf der Grundlage der Grundgeschichte und Hauptfiguren um und lässt eine von ihnen, eine ehemalige Polizistin, die jetzt Schriftstellerin ist, den nächsten Teil von Millennium schreiben. Da sie keine Ahnung vom Hacken hat, bittet sie den Verlag, einen Hacker-"Berater", Kim Ribbing, zu engagieren, der ihr beim Salander-Teil hilft. Aber das Buch wird vom Verlag abgelehnt und dann werden sie und der Hacker in eine witzige und verrückte Actiongeschichte verwickelt. "Refugium" ist sozusagen ein Meta-Buch, ein Buch über sich selbst.

Was mir jedoch ein bisschen gefehlt hat, war der Thriller-Aspekt der Handlung. Nach dem spannenden und blutigen Beginn, verliert die Handlung etwas an Atmosphäre und liest sich insgesamt eher als gut geschriebener Spannungsroman als den düsteren Thriller, den ich nach Lesen der Inhaltsangabe, erwartet habe. Der Spannung tut dies jedoch keinen Abbruch.

Zum Schluss wartet noch ein Cliffhanger auf die Leser*innen, der die Vorfreude auf den nächsten Band der Trilogie steigert.
Alles in allem ist "Refuqium" ein klug konstruierter sowie spannend und durchaus stimmungsvoll geschriebener Thriller, der Lust auf die weiteren Bände macht. Für Fans des Autors und der Millenium-Reihe empfehlenswert.