Rezension

Ein unterhaltsamer und stellenweise spannender Fantasyroman

Die Insel der besonderen Kinder - Ransom Riggs

Die Insel der besonderen Kinder
von Ransom Riggs

Bewertet mit 4.5 Sternen

Der Roman an sich ist mir schon beim Durchblättern aufgefallen anhand des Covers, und der teilweise bebilderten Seiten aus einer Zeit, die mich an Bilder meiner Groß- und Ur-Großeltern erinnern. Da bin ich doch zunächst neugierig geworden was mich hier wohl erwartet. Am Anfang des Fantasy-Romans erzählt der Enkel Jacob über seine Beziehung zu seinem Großvater Abraham Portman, und dass dieser immer Geschichten erzählt hat, die aus einer anderen Welt stammen - einer monsterhaften Welt. Grandpa Portmann - wie er in der Familie immer genannt wird - hat einige Fotos zu seinen Geschichten gezeigt, aber Jacob kann damit nichts anfangen. Grandpas Geschichten erinnerten teilweise an seine Herkunft, denn er konnte als einziges Familienmitglied aus Polen flüchten bevor der Zweite Weltkrieg ausbrach. Er kam mit einem einzigen Koffer in Großbritannien an, und gründete Jahre später eine Familie, aus der Jacobs Vater und Tante Suzie.

Die Geschichte wird Jahre später weitererzählt als Jacob 16 Jahre alt ist. Grandpa phantasiert seit einiger Zeit, was die Familie auf sein Alter von 85 Jahren schiebt, so als gehöre es zu seinem Alltag. Jacob wird eines Tages von seinem Vater angerufen, weil dieser sich in einem kritischen Zustand befindet. Jacob macht sich auf dem Weg, um sich um Grandpa zu kümmern. Als Jacob mit seinem Freund Ricky in Grandpas Haus an kommt und ihn dort aufindet außer ein ungewöhnliches Chaos, ist Jacob beunruhigt. Hinter Grandpas Haus befindet sich ein nahegelegener Wald. Jacob und Ricky hören Hundegebell. Es ist ansonsten still rundherum. Aber Jacob ist besorgt, weil er seinen Grandpa da draußen irgendwo vermutet. Schließlich findet er ihn: mit dem Gesicht auf den Boden gerichtet, und mit Blut überströmt. Nach diesem tragischen Tod fällt Jacob in ein tiefes psychologisches Loch. Zunächst helfen ein paar Stunden beim Seelenklempner, aber die eigentliche Heilung des inneren Schmerzes und die Lüftung der Geheimnisse hinter Grandpas Geschichten beginnen auf einer Insel, die Jacob mit seinem Vater für zwei Wochen besucht. Jacob will endlich die Geschichten über Monster seines Großvaters verstehen, die er ihm immer erzählt hat. Während Jacobs Vater die Vögel auf der relativ einsamen Insel erforscht, geht Jacob auf die Suche, und findet neue Freunde, die nur sein Großvater kannte.

Ransom Riggs hat einen spannenden Fantasyroman geschrieben, der viele ernsthafte Elemente enthält wie den Umgang mit dem Tod, Krieg, Krankheiten und die Unwegbarkeiten eines nicht immer einfachen Lebens. Riggs ist der Bogen von einem ernsten Thema wie dem Zweiten Weltkrieg zu einer bildhaften parallelen Zeitepoche der 1920er bis in die 1950er Jahre hinein gelungen. Da es eine Fantasygeschichte ist, dürfen übernatürliche Kräfte nicht fehlen, die die Kinder der Insel in sich tragen. Sie leben im Zeitalter der 1940er Jahre und verharren in ein und dem selben Tag - den 3. September 1940 - immer wieder aufgrund einer Zeitschleife. Die Kinder können Feuerbälle entfachen, und an der Decke schweben, sich unsichtbar machen. Ein Traum eines jeden Kindes. Mich hat dieser Roman auf einer besonderen Art und Weise fantasievoll unterhalten, immer mit einer gewissen Ernsthaftigkeit.

Dieser Roman ist als Jugendbuch deklariert, aber ich finde, jeder Erwachsene kann diesen Roman lesen, und sich in eine andere Welt versetzen lassen. Man ist hin und wieder froh, nicht den Kampf der Kinder leben zu müssen. Ich empfehle diesen Roman ab 14 Jahre und für Erwachsene jeden Alters.