Rezension

Eine etwas andere Liebesgeschichte

Anatomy -

Anatomy
von Dana Schwartz

Bewertet mit 4.5 Sternen

Hazel Sinnett ist jung, gewitzt und entschlossen Chirurgin zu werden, was 1817 in Edinburgh als unmöglich gilt. Doch nachdem sie sich jahrelang eigenständig so viel Wissen wie möglich über Anatomie angeeignet hat, bietet sich ihr durch die physische und psychische Abwesenheit ihrer Eltern die einmalige Gelegenheit beim berühmten Dr. Beecham zu lernen – und Hazel setzt alles daran, diese Chance zu nutzen.

Das Cover ist ein wundervoller Blickfang und bei der im Titel angekündigten Liebesgeschichte handelt es sich nicht um eine klassische Romanze, sondern der Liebe Hazels zur Anatomie. Ihre sich entwickelnde Beziehung mit Jack, dem Auferstehungsmann, nimmt dem gegenüber eine untergeordnete Rolle ein.

Die Charaktere sind gut ausgearbeitet, besonders bei Hazel, die relativ sich selbst überlassen aufwuchs, bemerkt man den daraus resultierenden Mangel an sozialer bzw. emotionaler Intelligenz gegenüber anderen Personen. Ich bin mir nicht sicher, ob Jack stellenweise etwas eindimensional ist, oder ob ich diesen Eindruck nur habe, weil ich Interesse daran gehabt hätte, mehr über das Leben der Arbeiterschicht und Auferstehungsmänner zu erfahren.

Zu Beginn der einzelnen Kapitel stehen Textpassagen, Ausschnitte aus Briefe und Büchern, die auf unterhaltsame Art zu Worldbuilding beitragen und die Handlung ergänzen. So wird schnell klar, dass wir uns nicht in „unserem“ historischen Edinburgh befinden, sondern in einem, dass von einer fiktiven Seuche, dem Römischen Fieber, heimgesucht wurde.

Dieses alternative Edinburgh wird sehr stimmungsvoll beschrieben, eine latent düster-unheimliche Atmosphäre durchzieht den gesamten Roman und passt hervorragend zur Thematik und Handlung.

Als Kritikpunkt ließe sich vorbringen, dass einzelne Wendungen sehr vorhersehbar sind, zudem ist der Epilog m.E. völlig überflüssig, ein offeneres Ende hätte mir hier besser gefallen.

Der Schreibstil der Autorin hat mir allerdings ausgesprochen gut gefallen und mit den Kritikpunkten größtenteils versöhnt. Deshalb werte ich mit 4,5 Sternen und runde hier gerne auf 5 Sterne auf.

Alles in allem ein großartiges Buch für alle Fans von historischen Romanen mit übernatürlichen Elementen.