Rezension

Wenn nur das Ende nicht wäre...

Anatomy -

Anatomy
von Dana Schwartz

Bewertet mit 4 Sternen

Edinburgh 1817: Lady Hazel Sinnett will trotz aller Widerstände Chirurgin werden. Dieses Ziel rückt in greifbare Nähe als Dr. Beecham ihr einen Deal vorschlägt. Hierfür muss sie die medizinische Prüfung jedoch ohne Unterricht bestehen – aber so leicht lässt sich Hazel nicht unterkriegen! Dank Jack, einem Leichenräuber, gelangt sie auch ohne die Universität an geeignete Lernobjekte. Doch während Hazel immer weiter Fortschritte macht, machen sie einige bestürzende Entdeckungen… 

Die im Titel angeteaserte Liebesgeschichte zeigt sich in meinen Augen eher zwischen Hazel und der Medizin – wobei es auch zwischenmenschlich funkt, nur deutlich dezenter. Ich war davon angenehm überrascht, kann mir aber vorstellen, dass hier Erwartungen enttäuscht werden könnten. 

Für mich waren die historisch-inspirierten Aspekte der Geschichte und die medizinischen Einblicke grandios. Die eher düstere Atmosphäre konnte mich schnell für sich gewinnen und auch die Darstellung gesellschaftlicher Hindernisse beim Zugang zu höherer Bildung fand ich sehr gelungen. Diese gewisse Realitätsnähe war mein Highlight der Geschichte. (Ausklammern würde ich hierbei, dass für einige zentrale Probleme bequeme Lösungen gefunden wurden und Hazel oft sehr unbedachte Entscheidungen trifft.)

Das Ende hat meine Begeisterung dann leider sehr gedämpft. Dies liegt vor allem an den „phantastischen“ Elementen, aber auch an einigen Handlungen und Zusammenhängen. Vielleicht würden sich einige wirklich gegen ein wichtiges Ereignis und für ein kurzes Sherlock-Holmes-Erlebnis entscheiden. Und auch der Plot Twist mag für andere genau richtig sein, für mich wollten die einzelnen Stränge der Geschichte aber nicht so recht zusammenpassen.

Insgesamt fing das Buch aus meiner Sicht großartig an und wurde dann ein wilder Genremix. Allerdings hat mich schon länger kein Buch mehr ab der ersten Seite so in Beschlag nehmen können, wie es Anatomy geschafft hat! Vielleicht trägt hierzu auch bei, dass ich im letzten Jahr Frankenstein gelesen habe.