Rezension

Faszinierend und makaber, mit einer starken Protagonistin

Anatomy -

Anatomy
von Dana Schwartz

Dieses Buch habe ich mit einer Lesefreundin gemeinsam gelesen, da mich der Klappentext neugierig gemacht hat und ich das Cover absolut genial fand.
Schnell konnte ich mich der Protagonistin Hazel anfreunden, die im Edinburgh im Jahre 1817 alles daran setzt Chirurgin zu werden. Natürlich war es für eine Frau undenkbar in dieser reinen Männerdomäne Fuß zu Fuß, geschweige denn, dass Chirurgen kein besonders gutes Ansehen hatten. Zu Hazels Leidwesen ist schon lange vorbestimmt, dass sie ihren Cousin Bernard, den Erben eines Titels, heiraten soll. Er hält ihre Ambitionen lediglich für ein Hobby und verweigert ihr seine Unterstützung. So hüpft Hazel in die Kleidung ihres verstorbenen Bruders George und besucht als männlicher Student die Vorlesungen des berühmten Arztes Dr. William Beechem. Als ihr Versteckspiel auffliegt, handelt sie mit Dr. Beechem aus, dass sie auch ohne den Unterricht die medizinische Prüfung ablegt. Wie gut, dass sie den jungen Jack Currer kennt, der Leichen ausgräbt und diese für Lehrzwecke verkauft. So gehört nicht nur die Anatomists´ Society Edinburgh, sondern auch Hazel zu seinen Kunden. Als die Leichen vermehrt Auffälligkeiten aufweisen wird es ganz schön brenzlig für Hazel und Jack.

Ich liebe einfach solche düsteren und geheimnisvollen Geschichten. Das Setting Edinburgh Anfang des 19. Jahrhunderts ist absolut passend gewählt. Mit Hazel hat die Autorin einen starken und authentischen Charakter geschaffen. Man konnte den Berufswunsch und ihre Leidenschaft dafür mit jeder Faser spüren. Es gehört als junge Frau schon jede Menge Mut dazu, denn eine Leiche zu sezieren ist eine blutige Angelegenheit. Von dem Verwesungsgeruch mal ganz zu Schweigen. Um sich weiterzubilden bietet Hazel bei jeder Gelegenheit die sich bietet ihre ärztliche Hilfe an.

In Jack Currer findet Hazel einen Freund, sie behandelt ihn wie ihresgleichen und so vertrauen sie einander schnell blind. Zu einer – eher zarten – Liebesgeschichte kommt es jedoch erst später im Verlauf der Geschichte. Der erste Kuss ist dort, wo er stattfindet jedoch unübertrefflich. Hier mag jeder selbst entscheiden was überwiegt, Romantik oder Ekel.

Dass es zu der Zeit Leichenräuber gab, die damit ihren Lebensunterhalt verdienten, war mir nicht neu. Woher sollten die Studenten schließlich ihre Versuchsobjekte bekommen. Es wurde ja nicht täglich einer zum Tode verurteilt. Doch dass diese sich selbst als Auferstehungsmänner bezeichnen hat schon fast etwas Poetisches und klingt gar nicht so makaber, wie es ist.

Gegen Ende bekommt die Geschichte auch den erwarteten Hauch von Fantasy, wobei ich hinsichtlich der Person Dr. Beechem schon früh eine Ahnung hatte. Wenn Ihr das Buch selbst lest, achtet auf die Schildkröte. Die Art und Weise, wie die Geschichte jedoch endet, hat mir nicht wirklich gefallen, da es für mich weder nachvollziehbar noch notwendig war.

Ich war hin und hergerissen bei der Bewertung. Da mir das Buch bis auf das Ende jedoch Spaß gemacht hat und lediglich das Ende für mich nicht passte, gebe ich gerne 4 von 5 Sternen.

Der Cliffhanger ganz stark vermuten, dass ich auch bei Teil 2 wieder dabei bin.

Fazit:
Ein spannender Ausflug ins düstere Edinburgh, in dem Leichenraum auf der Tagesordnung ist. Obskure Gestalten, dunkle Friedhöfe und der Handel mit Körperteilen. Mysteriös, geheimnisvoll und manchmal etwas eklig.