Rezension

Ein Paradebeispiel für Nicht-Kommunikation

Morgen, morgen und wieder morgen -

Morgen, morgen und wieder morgen
von Gabrielle Zevin

Bewertet mit 4 Sternen

Gebundene Ausgabe: 560 Seiten

Verlag: Eichborn (24. Februar 2023)

ISBN-13: 978-3847901297

Empfohlenes Alter: ab ca. 16 Jahren

Originaltitel: Tomorrow, and tomorrow, and tomorrow

Übersetzung: Sonia Bonné

Preis: 25,00 €

auch als E-Book und als Hörbuch erhältlich

Ein Paradebeispiel für Nicht-Kommunikation

 

Inhalt:

Sadie und Sam lernen sich als Kinder in einem Krankenhaus kennen, wo sie gemeinsam gegen die Langeweile anzocken. Es entsteht eine innige Freundschaft, die jedoch einer Zerreißprobe nicht standhält. Als die beiden sich in den 1990er Jahren als Studenten zufällig wieder treffen, geben sie ihrer Freundschaft noch mal eine Chance. Das Gamen ist immer noch ihre Leidenschaft, und so entwickeln sie zusammen ein Videospiel, das der Grundstein für ihren beruflichen Erfolg ist. Es könnte alles so schön und einfach sein. Doch immer wieder muss die Freundschaft der beiden auf den Prüfstand, nichts läuft glatt …

 

Meine Meinung:

Ich gehöre sicherlich nicht zur Zielgruppe dieses Buches und habe mit Videospielen nichts am Hut. Einige der in dem Roman erwähnten kenne ich von meinen Kindern, aber selbst habe ich kaum mal gespielt. Und es interessiert mich auch nicht wirklich. Trotzdem hat mich dieses Buch fasziniert. Die Autorin geht ein bisschen in die Tiefe, was die Entwicklung eines Games betrifft und beschreibt das auch für mich als absoluten Laien sehr fesselnd und informativ.

 

Natürlich hat mich aber die Beziehung zwischen Sadie und Sam (und ihrem gemeinsamen Freund Marx) viel mehr interessiert. Diese entpuppt sich als Achterbahn der Gefühle. Es geht auf und ab, hin und her. Man ahnt selten im Voraus, wie es auf der nächsten Seite zwischen den Beteiligten stehen wird. Das macht die Sache so spannend. 

 

Gelungen ist hier auch der Erzählstil. Es gibt so viele verschiedene Arten, wie Gabrielle Zevin erzählt, über verschiedene Perspektiven, verschiedene Medien. Das ist total bunt und abwechslungsreich. 

 

Mir ist nur eines sauer aufgestoßen: Die ganze Geschichte beruht im Prinzip darauf, dass die Protagonist*innen nicht ehrlich bzw. gar nicht miteinander kommunizieren. Dadurch jagt ein Missverständnis das andere, eine Fehlinterpretation reiht sich an die vorhergehende. Das mag menschlich und realistisch sein, aber hier empfand ich das als zu geballt. Hinzu kommt, dass die Charaktere sich in dieser Hinsicht kein Stück weiterentwickeln und mit Mitte dreißig noch genauso dämlich reagieren wie mit zehn. 

 

★★★★☆