Rezension

Zeitreise, Freundschaft, Zockerleidenschaft ...

Morgen, morgen und wieder morgen -

Morgen, morgen und wieder morgen
von Gabrielle Zevin

Bewertet mit 4 Sternen

Sam trifft nach Jahren Sadie wieder an der Bahn, im Gewühl und unter Zeitdruck. Ein schnelles Hallo, ein kurzes, wie geht es dir und dann drückt Sadie ihm schnell ein selbst programmiertes Spiel in die Hand. Und so beginnt ein neues Kapitel ihrer Freundschaft. Sie werden Spieleentwickler, ihr erstes Spiel wird zum Renner, der Erfolg kommt, sie gründen eine Firma und dann schlägt das Leben zu. Erfolg und Niederlagen liegen oft beieinander, aus Freunden werden Rivalen und die Zeit entwickelt sich schnell weiter. Welche Hürden müssen Sam und Sadie durchlaufen? Werden sie noch andere Spiele entwickeln? Und hat ihre Freundschaft bestand?

Die Autorin ist für mich keine Unbekannte, denn vor Jahren hatte ich ihr Buch „Die Widerspenstigkeit des Glücks“ gelesen und das fand ich okay, gut für zwischendurch, denn so richtig habe ich es nicht mehr in Erinnerung. Wiederum ihre schokoladige Jugendbuch-Reihe fand ich mega. Und nun soll sie so ein Knaller Buch geschrieben haben. Ich war skeptisch, nicht so ganz überzeugt und das meinte eine Freundin ändern zu müssen und schickte mir ein Exemplar zu, ob sie meine Skepsis beseitigen konnte, erzähle ich euch nun.

Wir haben hier Sam, der bei seinen Großeltern aufwächst und nach dem schweren Autounfall, wo seine Mutter das Leben verliert, gesundheitliche Einschränkungen hat, denn sein Fuß ist stark verletzt. Im Krankenhaus lernt er Sadie kennen, ein Mädchen mit der gleichen Leidenschaft wie er für Computerspiele. Es entwickelt sich eine großartige Freundschaft, bis Sam hinter Sadies Geheimnis kommt und den Kontakt abbricht, erst Jahre später, auf dem College begegnen sie sich wieder. Ihre Liebe zu Computerspielen ist geblieben und ihre Freundschaft lebt wieder auf und gemeinsam erschaffen sie ihr erstes großen Spiel und ahnen nicht, welche Folgen das für ihr ganzes Leben haben soll.

Sadie war immer der Schatten in ihrer Familie, da die Erkrankung ihrer Schwester viel Raum und Zeit beanspruchte. So flüchte sie ganz gern in ihre Computerspielewelt, wo sie sich das alles so gestalten konnte wie gewollt. Deshalb wollte sie auch unbedingt etwas mit Computern, Design oder in der Richtung studieren und das als Frau in den 90ern war recht ungewöhnlich. Aber Sadie scheint ein großes Talent für Programmierung, Ideen und Design zu haben, und als sie zufällig auf Sam trifft, blüht die alte Zockerleidenschaft der beiden wieder auf. Es beginnt ein neues Kapitel ihrer Freundschaft und auch für sie sind die Folgen unvorhersehbar.

Der Nr. 1 Hit aus dem USA, der über Freundschaft, Verlust, Erfolg, Scheitern, Kreativität und Popkultur handelt. Dazu eine schöne Zeitreise durch die letzten Jahrzehnte. Und drei Hauptfiguren (Sam, Sadie, Marx), die man einfach mag, trotz ihrer zickigen, kindischen und naiven Art. Erwachsen werden hat ja nicht immer mit reifer werden zu tun. Dann eine ungewöhnliche Freundschaft, die zusammen viel bewegen kann, aber einzeln manchmal zerbrechen könnte, da Schweigen vieles schlimmer macht und durch Rivalität einiges vergiftet. Und doch gehört jeder ins Leben des anderen und ist nicht wegzudenken.

Gabrielle Zevin hat einen ganzen Mix aus Themen parat, die in dieser Zeitreise vorkamen und unsere Welt begleiteten. So werden die 90ziger lebendig und rufen Erinnerungen wach oder man staunt, was man vielleicht verpasst hat. Ich bin kein Gamer und werde es wohl auch nie werden, aber mich hat das ganze Fachchinesisch nicht ganz so abgeschreckt wie erwartet. Trotzdem ist die Autorin recht darin verliebt und hat so manche Längen drin, auch das Kapitel als Computerspiel zuschrieben, war für mich gewöhnungsbedürftig. Ich wusste, worauf sie hinauswollte, aber ist halt nicht meine Welt. Gut beschrieben fand ich die Dynamik der Freundschaft von Kindern zu junge Erwachsene, von Wiedererweckung zu Rivalen, zu uneinsichtigen und doch wichtigsten Menschen im Leben. Ein Auf und Ab und wie im Leben, uneinsichtig, Fehler machend und unter der Last des Ungesagtem leidend. Das hat einem beim Lesen bisschen genervt, wütend gemacht, aber ja, so ist das Leben. Manchmal schwer aufeinander zuzugehen und Fehler einzugestehen.

Mir hat die Geschichte Spaß gemacht, ich habe es trotz der kleinen Längen gern gelesen und es hatte mich auch zeitweise gut gepackt.

Morgen, Morgen und wieder Morgen, ist eine Zeitreise durch die 90ziger, eine Geschichte über Freundschaft, zweiter Chancen, Liebe und die Welt der Computerspiele.