Grausam und doch hoffnungsvoll
Bewertet mit 4 Sternen
Gebundene Ausgabe: 318 Seiten
Verlag: FISCHER Sauerländer (2. Juli 2019)
ISBN-13: 978-3737356664
Originaltitel: Pan’s Labyrinth: The Labyrinth of the Faun
Übersetzung: Tobias Schnettler
Illustration: Allen Williams
Preis: 20,00 €
auch als E-Book erhältlich
Grausam und doch hoffnungsvoll
Inhalt:
Nordspanien, 1944. Die dreizehnjährige Ofelia zieht mit ihrer Mutter in eine Mühle im Wald. Ihr neuer Stiefvater, Capitán Vidal, ist dort mit seiner Truppe stationiert, um gegen die Widerstandskämpfer vorzugehen. Vidal ist ein grausamer Mann ohne Gewissen. Ofelia flüchtet sich in eine Fantasiewelt, um der unerträglichen Realität zu entkommen. Hier muss sie sich drei Prüfungen stellen, die ihr schwere Entscheidungen abverlangen …
Meine Meinung:
Als der mexikanische Regisseur und Autor Guillermo del Toro bei Cornelia Funke anfragen ließ, ob sie seinen preisgekrönten Film „Pans Labyrinth“ zu einem Roman verarbeiten wolle, konnte sie nicht nein sagen. Ich kenne diesen Film nicht, habe mir aber sagen lassen, dass das Buch ihm sehr stark ähnelt. Insofern wird das Buch Leser, die bereits den Film gesehen haben, wohl nicht allzu sehr überraschen können. Lesenswert ist es trotzdem auch für sie.
Was bei diesem Buch heraussticht und so auch zu erwarten war, ist Cornelia Funkes genialer Schreibstil: wortgewaltig, poetisch und reich an Metaphern, märchenhaft und eindringlich. Damit fesselte die Autorin mich von der ersten Seite an.
Perfekt werden hier drei Ebenen der Erzählung verwoben. Einmal die brutale Realität in Spanien zu Francos Zeiten, dann die Fantasiewelt, in die Ofelia sich flüchtet, und schließlich kurze Geschichten/Legenden aus der Vergangenheit, die aber auch in die Gegenwart hineinspielen. Die Zusammenhänge sind nicht immer gleich klar, in manchen Fällen sogar bis zum Schluss nicht. Doch das hat mich überhaupt nicht gestört - hier bleibt einfach einiges der Interpretation der Lesenden überlassen. So bleibt es am Ende auch offen, ob die Fantasiewelt ein Gebilde aus Ofelias Vorstellung ist oder ob sie im Roman parallel zur realen Welt existiert.
Leider ist das Buch für eine so komplexe Handlung sehr kurz. Vieles ging mir zu schnell und vor allem blieben mir einige Figuren zu blass, unter anderem Ofelias Mutter, aber auch Ofelia selbst. Ein paar Seiten mehr wären schön gewesen.
Dieses Buch ist kein Wohlfühlbuch, kein Kinderbuch, kein Märchen! Es gibt einige grausame Szenen von Folter und Sadismus, weshalb ich das Buch nur für Erwachsene und ältere Jugendliche empfehlen würde. Dass am Ende doch die Hoffnung überwiegt, ist erstaunlich. Einfach gut gemacht!
"Es gab immer etwas, das noch nicht beendet war, noch nicht erledigt, noch nicht erlebt. Die Sterblichen verstehen nicht, dass das Leben kein Buch ist, das man erst zuklappt, wenn man die letzte Seite gelesen hat. Im Buch des Lebens gibt es keine letzte Seite, denn die letzte ist immer die erste Seite einer neuen Geschichte." (S. 270)
★★★★☆