Rezension

Knappe 4 Sterne für eine komplexe Geschichte, die vor allem in der 2. Hälfte wirklich überzeugen kann

Das neunte Haus - Leigh Bardugo

Das neunte Haus
von Leigh Bardugo

Bewertet mit 4 Sternen

Juhu, ja, ich habe es wirklich geschafft, ich habe „Das neunte Haus“ von Leigh Bardugo endlich beendet, und das, obwohl es mich zusammen mit einigen anderen Umständen fast in eine Leseflaute geführt hat und ich fast 3 Wochen daran gelesen habe. Und das Beste daran ist wirklich, dass mir das Buch jetzt in der Nachbetrachtung trotzdem gut gefallen hat und ich sehr gespannt bin, wie es weiter geht.

Aber der Reihe nach. Das, was nicht nur mir, sondern vielen Lesern das Leben so schwer gemacht hat, ist der verwirrende Beginn und die hohe Komplexität der Geschichte. Denn der Einstieg in die Geschichte erfolgt einfach mitten in der Handlung und man versteht anfangs erstmal überhaupt gar nichts.

Es gibt abgedrehte Rituale die an Menschen durchgeführt werden, viele lateinische und fremdartig klingende Bezeichnungen und Namen, die aber auch noch alle irgendwie ähnlich sind und als würde das noch nicht reichen, gibt es noch ständig irgendwelche Zeitsprünge in der Erzählung, sodass neben der Gegenwart auch unterschiedliche Dinge aus der Vergangenheit von zwei verschiedenen Figuren näher beleuchtet werden.

Und ich will wirklich ehrlich sein, das ist einfach alles extrem schwer zu lesen und zu verstehen. Da kann der Schreibstil der Autorin so gut sein, wie er will, aber das führt einfach zu Frust und zu Längen. Da hätte ich einen anderen Aufbau einfach besser gefunden. Mehr Erklärungen und die grundlegenden Handlungen zumindest zum Teil und zumindest am Beginn chronologisch erzählt.

Da ich aber von vielen gehört habe, dass sich das Durchhalten lohnt und ich die anderen Bücher der Autorin ja echt gerne mag, wollte ich auch nicht aufgeben und ja, es hat sich wirklich gelohnt.

So ungefähr ab der Hälfte habe ich begonnen zumindest die grundlegenden Dinge zu verstehen. Es gab immer noch erklärende Passagen aus der Vergangenheit, aber auch unerwartete Entwicklungen in der Gegenwart, die aber alle nochmal einen Gang zugelegt und mich immer wieder von neuem schockiert und gefesselt haben. Und im letzten Viertel wird nochmal einer drauf gelegt und die Spannung ist nicht mehr auszuhalten, es gibt viele unerwartete, aber doch stimmige Wendungen und Entwicklungen.

Besonders ist auch die Protagonistin der Geschichte. Galaxy „Alex“ Stern passt eigentlich so überhaupt nicht in die beschauliche Welt der hübschen und reichen nach Yale. Sie kann schon seit ihrer Kindheit Geister sehen und nicht nur das. Deshalb musste sie ihre eigenen Wege finden, mit ihrer Lage klar zu kommen und ist einfach eine Kämpferin, die das Leben gezeichnet hat. Dementsprechend ist sie nicht das nette, perfekte Mädchen, sondern auch mal unfreundlich, direkt und redet so, wie ihr der Schnabel gewachsen ist. Ich fand sie aber wirklich total authentisch und habe ihre Art immer mehr zu schätzen gelernt.

Auch die anderen Figuren fand ich sehr besonders, zumindest die, die man besser kennengelernt hat. Allen voran natürlich Daniel Arlington – genannt Darlington, aus dessen Sicht auch ein paar der Kapitel erzählt werden und dessen Verlauf mich doch auch sehr überrascht hat. Ich hoffe sehr, dass man in der Fortsetzung doch noch mehr von ihm erfährt.

Das Ende fand ich echt gut, ist aber nicht ganz abgeschlossen, sodass die Grundsteine für die Fortsetzung wirklich perfekt gelegt sind.

Fazit:
Ein Buch, das ich so noch nicht gelesen habe. Die Autorin will viel und geht dafür einen anspruchsvollen Weg, in dem sie den Leser mitten in eine komplexe Welt schmeißt und ihre Grundlagen in zusätzlich verwirrenden Zeitsprüngen erzählt. Aber ab der Hälfte beginnt man immer mehr zu verstehen und wird nicht mehr los gelassen von der komplexen, innovativen und düsteren Geschichte, mit ungewöhnlicher Protagonistin und vielen unerwarteten Wendungen und Wow-Effekten, die einen perfekten Grundstein für die Fortsetzung legen. Ich hoffe echt, dass die Autorin das dann auch von Anfang an nutzt und vergebe für diesen Start, trotz der großen Startschwierigkeiten, immer noch knappe 4 Sterne und hoffe, dass die Fortsetzung nicht so lange auf sich Warten lässt.