Rezension

Düster, dunkel, schwarz und schwärzer

Das neunte Haus - Leigh Bardugo

Das neunte Haus
von Leigh Bardugo

Bewertet mit 4 Sternen

Alex ist frische Studentin in Yale und gehört dem Hause Lethe an - das Haus, dessen Aufgabe es ist, das magische Tun der acht großen Verbindungshäuser zu überwachen. Als Lehrling von Daniel Arlington - Darlington - lernt sie den Umgang mit den Häusern und ihren skurilen Ritualen kennen. Dafür bringt Alex eine ganz besondere Fähigkeit mit: Sie kann die Geister der Toten sehen. Eine Gabe, die eigentlich niemandem ohne der Einnahme einer Droge gelingt.

Doch der Roman beginnt im Winter von Alex' erstem Studienjahr. Darlington ist zu diesem Zeitpunkt verschwunden. Warum, wohin und wie bleibt zunächst ein Rätsel, doch gegangen ist er auf jeden Fall nicht freiwillig. Alex ist also auf sich alleine gestellt beim Überwachen der Häuser. Eines Tages gibt es eine Tote - und Alex stößt auf eine Spur, die ihren Tod mit den Verbindungshäusern in Verbindung bringen könnte. Eine Hetzjagd nach dem oder den Mörder/n beginnt.

Dieses Buch ist nicht nur Fantasy – es ist Thriller, es ist Horror und alles Düstere zusammen. Leigh Bardugo zeigt hier eine sehr dunkle Seite ihrer Fantasie. Fröhliches sucht man hier vergebens. Erst nach Zweidrittel des Buches gibt es für den geduldigen Leser Hoffnung.

In den ersten Zweidrittel des Buchs wechselt die Zeitebene von Kapitel zu Kapitel. Wir befinden uns entweder im Winter (Gegenwart) bei Alex oder wir befinden uns im Herbst (Vergangenheit) bei Darlington. Ein paar Ausflüge in die weiter zurückliegende Vergangenheit der beiden Protagonisten gibt es auch noch.

Ich habe Leigh Bardugo als eine Autorin kennengelernt, die sich sehr viel Zeit für ihre Charaktere nimmt und so richtig in die Tiefe geht. Eigentlich finde ich das total super! Tatsächlich hatte ich nicht gedacht, dass mir das auch einmal zu viel sein könnte. Doch hier war es leider zu viel. Gerade Alex‘ Vergangenheit setzte mir ab und an ziemlich zu. Zum Ende des Buches kann ich nun aber behaupten, diesen Charakter vollends durchlebt zu haben.

Mit den Protagonisten ist es auch so ein Thema. Alex ist eine Protagonistin – keine Frage. Doch irgendwie ist auch Darlington einer – und das, obwohl er meistens mit Abwesenheit glänzt. Was mich seine Berechtigung für seine Prota-Funktion ab und zu infrage stellen lässt. Der zweite Teil lässt hier auf Besserung hoffen.

Ich lege dieses Buch nun also mit sehr gemischten Gefühlen beiseite. Das letzte Drittel des Buches war wirklich spannend, unvorhersehbar. Die ersten Zweidrittel sind zum Teil aber wirklich harte Kost und nichts für Zartbeseitete. Vergewaltigung, Mord, Drogen – hier steckt wirklich alles drin. Darauf muss man sich als Leser gefasst machen. Düster und definitiv kein Jugendroman.