Rezension

Schwächer als Band 1, aber immer noch empfehlenswert

Weil ich Will liebe - Colleen Hoover

Weil ich Will liebe
von Colleen Hoover

Bewertet mit 4 Sternen

Cover & Klappentext:

Das Cover ist passend zum ersten Band gehalten. Anstatt pink ist der Farbklecks diesmal in blau gehalten, was passend zu Wills Erzählperspektive ist.
Das Cover ist wie auch schon beim ersten Band sehr schlicht gehalten, hat aber doch einen gewissen Wiedererkennungswert. Mir gefällt es auf jeden Fall.
Was ich nur immer noch etwas seltsam finde sind die Titel. Umgekehrt hätte ich es sinniger gefunden. Denn warum heißt es aus Wills Sicht 'Weil ich WIll liebe'?
Auch der Klappentext ist passend zum ersten Teil gehalten. Eine Andeutung auf die Liebe von Will & Layken und darauf, dass ihnen etwas dazwischen kommt. Auf der Verlagsseite erfährt man dann in der Inhaltsangabe auch bereits, was dieses etwas ist ... denkt man zumindest.
Während des Lesens merkt man allerdings, dass der Inhaltstext keineswegs die Geschichte vorweg nimmt, was mich sehr positiv überrascht hat.

Inhalt & Aufbau/Verlauf:

Beim Einstieg in das Buch hatte ich überhaupt keine Probleme, obwohl es schon eine Weile her ist, dass ich den ersten Band gelesen habe. Die Personen und auch die Geschichte waren gleich wieder präsent. 
Eine schöne Sache fand ich, die Einführung des Spiels 'Zuckerstück & Säurebad', bei dem die Patchwork-Familie, die nicht nur aus Will, Layken und ihren Brüdern, sondern auch aus Eddie und Gavin, besteht, beim allabendlichen gemeinsamen Essen ihr schönstes und schlimmstes Ereignis des Tages nennen. 
Auch das Nachbarsmädchen Kirsten schließt sich bald der kleinen Familie als ständige Begleitung an.
Mein Säurebad an der Geschichte war definitiv, dass es anfangs beinahe nur darum ging, dass Will und Layken ihr 'erstes Mal' vor sich haben. 
Klar, es ist ein großes Thema und es wird auch ganz glaubwürdig erklärt, warum sie auch nach einem Jahr noch nicht miteinander geschlafen haben. Allerdings habe ich beim ersten Band noch als besonders sympathisch gefunden, dass das Buch fast vollständig ohne Sex auskam. Daher ist es mir etwas sauer aufgestoßen, dass es hier im ersten Drittel nahezu um nichts anderes ging. Das hätte man nach meinem Geschmack auch definitiv kürzer fassen können.
Mein Zuckerstück war dafür die gesamte restliche Geschichte und ganz besonders die Vase mit den Sternen, auf die ich hier aber nicht näher eingehen will. Lasst euch einfach überraschen.
Verraten sei aber noch, dass die Probleme, mit denen Will und Layken konfrontiert werden, durchaus weiter gehen, als bis zu einer wieder aufgetauchten Ex-Freundin.
Schön fand ich auch die einleitenden Texte zu den Kapiteln. Statt Songtexte waren es dieses Mal Tagebucheinträge von Will.
Des weiteren gab es natürlich auch wieder den ein oder anderen Poetry-Slam-Text, was ich mir schon sehr erhofft hatte.
Bewertung: 3,5/5

Schreibstil & Lesefluss:

Der Schreibstil bleibt wie gehabt sehr angenehm und nachvollziehbar. Am Anfang hatte ich noch etwas Schwierigkeiten damit, mich daran zu gewöhnen, dass es dieses Mal Will ist, der die Geschichte erzählt. Seine Gedankengänge ähneln Laykens am Anfang noch ziemlich, sodass ich das Gefühl hatte, sie würde einfach weiter erzählen. Nach einigen Kapiteln hatte ich mich dann aber auf Will eingestellt und auch das Gefühl, dass seine Gedanken sich in ihrer Art nun doch etwas von Laykens Denkweise unterscheiden.
Der Lesefluss war definitiv vorhanden, auch wenn es anfangs eben etwas schleppend voran ging, weil ich einfach keine Lust mehr hatte, dieses ganze Hin und Her im Bezug auf ihr erstes Mal zu lesen.
Sobald aber der Schwerpunkt der Themen sich etwas verlagert hat, stellte sich der gewohnte Lesefluss mit einem recht hohen Tempo endlich wieder ein.
Bewertung: 4/5

Charaktere & Gefühle:

Die meisten der Charaktere kennt man schon aus Band 1 und sie waren mir nach wie vor sympathisch und handelten zum Großteil nachvollziehbar. 
Besonders Kel und Caulder haben es mir absolut angetan. Sie sind sehr authentisch in ihrer Rolle als Kinder und bringen immer wieder frischen Wind rein. Im Vergleich zum ersten Teil merkt man aber auch, dass sie langsam aber sicher etwas älter werden.
Neu dazu kam Kirsten, die eigentlich genau das verkörpert, was ich an Kindern in Büchern nicht leiden kann. Nämlich wenn sie zu erwachsen rüberkommen und eigentlich gar nicht wie Kinder reden. Hier allerdings hat Colleen Hoover mich überzeugen können, Kirsten ihre Rolle als neunmalkluges Kind voll abzunehmen. Sie hatte ich auch sehr schnell in mein Herz geschlossen und sie brachte mich mehr als einmal zum Grinsen.
Auch ihre Mutter Sherry taucht als neuer Charakter auf. Im Gegensatz zu ihrer Tochter konnte ich mich mit ihr aber das ganze Buch über nicht so richtig anfreunden bzw. wurde einfach nicht mit ihr warm. 
Ja, es gab Momente, in denen ich es sehr mochte, wie sie Will zur Seite steht, z.B. die Szene, als sie ihm ein altes Video zeigt. Es überwiegen aber doch die Situationen, wo ich einfach nicht wusste, was ich von ihr halten sollte.
Als letztes seien noch Wills Großeltern und ganz besonders sein Großvater mit seinen 'Twitts' unter dem '#Sonntagsbraten' erwähnt. Er hat mir ein Schmunzeln ins Gesicht gezaubert und mich als Altenpflegerin darüber nachdenken lassen, wie die Arbeit mit der 'nächsten Generation' dann wohl wird.
Mit den Charakteren lachen und weinen, sich freuen und mit ihnen leiden das konnte ich auch hier wieder sehr gut und besonders die Slam-Texte der Kinder gingen mir total ans Herz.
Bewertung: 4,5/5

Fazit & Gesamtwertung:

Insgesamt hat mir 'Weil ich Will liebe' zwar gut gefallen, kam aber nicht an den ersten Band ran. Trotzdem empfehle ich es zumindest jedem, der 'Weil ich Layken liebe' genauso überzeugend fand wie ich, es auch mit diesem zweiten Teil zu versuchen.

Gesamtwertung: 4/5