Rezension

Mehr billiger Groschenroman als YA-Roman

Weil ich Will liebe - Colleen Hoover

Weil ich Will liebe
von Colleen Hoover

Von dem ersten Band, “Weil ich Layken liebe”, aus der Feder von Colleen Hoover, habe ich noch im November in den höchsten Tönen geschwärmt:

“Es ist eine fesselnde, spannende, unterhaltsame und eine etwas andere Geschichte. Was genau ich an dem Roman so toll finde, kann ich gar nicht sagen – es ist einfach das Gesamtpaket. Charaktere, Story, Verlauf.”

Da ich mit Young-Adult-Reihenfortsetzungen so meine Erfahrungen gemacht habe, hatte ich auch an diese Fortsetzung, die unter dem kreativen Titel “Weil ich Will liebe” erschienen ist, keine allzu hohen Erwartungen, aber so viele begeisterte Leserstimmen bisher – da hatte ich noch die Hoffnung, dass die Autorin es schafft, mich auch beim zweiten Mal zu begeistern. Nun, soviel ist klar – das ist ihr gründlich misslungen.

Aber worum geht es eigentlich? Viel zu sagen gibt es eigentlich nicht: Layken und Will sind endlich offiziell zusammen, kümmern sich beide um sich selbst und ihre Brüder, Unterstützung bekommen sie dabei von ihren besten Freunden Eddie und Gavin, sowie von der neuen Nachbarin. Doch zurück an der Uni trifft Will schließlich auf seine Ex – und den Rest kann man sich schon denken. Übrigens wird hier aus der Sicht von Will erzählt, während der Reihenauftakt aus Laykens Sicht erzählt wurde.

Da wären wir schon beim ersten Punkt: die Vorhersehbarkeit. Mir war der gesamte Handlungsverlauf in groben Zügen schon nach den ersten Seiten klar. Natürlich besteht bei vielen Büchern – auch beim ersten Band – eine gewisse Vorhersehbarkeit, aber hier war das schon extrem. Nicht nur extrem vorhersehbar, sondern auch extrem langweilig, ausgenutzt, da es so schon zig Male beschrieben wurde. Während im ersten Band Wills und Laykens Geschichte noch aufregend und einzigartig erscheint, wirkt sie in der Fortsetzung einfach nur unrealistisch, naiv und extrem nervig.

Weshalb nervig? Ganz einfach: es ist unglaublich, aber der Schreibstil erinnert während 80% der Handlung an einen billigen Groschenroman. Und das sage ich als bekennende Chick-Lit-Leserin (!). Es ist einfach unfassbar kitschig. Da wird über eine halbe Seite lang ein einfacher Kuss beschrieben, welche Gefühle wer da reinlegt und noch mehr. Und dann nennt man sich tagtäglich mindestens einmal in der Stunde “Zuckerstück” – beim Essen mit Freunden und den 11-jährigen Geschwistern – oder “Baby”. Die Stücke beim Poetry-Slam, die im ersten Roman noch interessant, einzigartig und etwas Neues waren, sind diesmal, zumindest für mich, schlichtweg nicht zu ertragen. Ich habe schon mehrmals gelesen, dass Leserinnen bei dieser Lektüre geweint haben – aber mir ist partout nicht klar, an welcher Stelle das gewesen sein soll? (Wer mir das verraten kann, darf mich übrigens gerne kontaktieren, es interessiert mich tatsächlich!) Versteht mich nicht falsch – ich habe durchaus auch geweint. Allerdings vor lauter Lachen, weil ich die gesamte Geschichte so absurd und den Schreibstil so grauenvoll fand, dass ich tatsächlich lachen musste.

Was mich übrigens noch an den Titeln stört: weshalb heißt das Buch, welches Laykens Sichtweise beschreibt, “Weil ich Layken liebe” und das aus Wills Sicht “Weil ich Will liebe”? Wäre es umgekehrt nicht logischer? Oder ist das ein Denkfehler von mir?

Ich weiß nicht, ob ich mich innerhalb der letzten sechs Monate, die zwischen Band eins und zwei liegen, so sehr verändert habe, dass ich diesen Roman so aufnehme oder ob sich die Autorin in ihrem plötzlichen Ruhm und zwischen all den Lobeshymnen zum ersten Buch einfach zu stark ins Zeug gelegt hat. Fakt ist, dass ich “Weil ich Layken liebe” mit fünf Sternen bewertet hatte und für “Weil ich Will liebe” am liebsten gar keinen vergeben hätte.

Kommentare

katzenminze kommentierte am 19. Juni 2014 um 14:41

Quote: Was mich übrigens noch an den Titeln stört: weshalb heißt das Buch, welches Laykens Sichtweise beschreibt, “Weil ich Layken liebe” und das aus Wills Sicht “Weil ich Will liebe”? Wäre es umgekehrt nicht logischer?

Das habe ich mich auch gefragt und fand es genauso unlogisch. ;) Ich dachte, vielleicht erschließt es sich ja aus dem Inhalt, aber das scheint wohl nicht der Fall zu sein?! Gelesen habe ich nämlich keinen von beiden, nur wegen dem Hype habe ich mir mal Inhalt und Rezis angeschaut.