Rezension

Bisheriges Jahreshighlight!

Die Auslese - Joelle Charbonneau

Die Auslese
von Joelle Charbonneau

Bewertet mit 5 Sternen

Inhalt

Cia hat gerade ihren Abschluss gemacht und zählt somit offiziell als Erwachsene. Nun stellt sich natürlich die Frage, wie es mit ihrem Leben weitergeht - und viele Möglichkeiten gibt es da nicht. Bevor sie sich zwischen den wenigen Berufen entscheiden muss, wird sie zur Auslese zugelassen und das heißt vorrangig: Abschied nehmen! Gemeinsam mit drei weiteren Absolventen aus ihrer Kolonie, unter anderem Schulschwarm Tomas, reist sie in die Hauptstadt, wo sie in allen möglichen Bereichen geprüft werden muss. Ihr Vater gibt ihr noch den letzten Rat, niemandem zu vertrauen und schnell muss Cia begreifen, wie ernst diese Worte wirklich gemeint sind...

Die Protagonistin

Cia ist 16 Jahre alt, hat ihren Abschluss mit Bravour gemeistert und kann sich jetzt endlich zu den Erwachsenen zählen. Im Gegensatz zu ihrer Familie hat sie absolut keinen grünen Daumen - sie versteht zwar das Prinzip hinter den Regenerierungsprozessen, aber ihr liegt Technik doch viel mehr. Genau genommen will sie aber auch das nicht wirklich machen, denn tief in ihrem Herzen wünscht sie sich nichts sehnlicher, als zur Auslese zugelassen zu werden. Sie will ihre Familie, allen voran ihren Vater, stolz machen, indem auch sie zur Uni zugelassen wird. Ihr Wunsch wird ihr erfüllt, doch sie ahnt nicht, welchen Preis sie dafür zahlen muss...
Mit ihrer Intelligenz, ihrem starken Willen und auch ihrem guten Herzen wird sie auch das hinter sich bringen, oder?

Eigene Meinung

Sobald ich den Klappentext zu Joelle Charbonneaus "Die Auslese - Nur die Besten überleben" gelesen hatte, war mir klar, dieses Buch muss ich lesen! Der sich bahnbrechende Hype hat diesen Wunsch natürlich nur noch mehr bestärkt, allerdings auch meine Zweifel geweckt. Was ist, wenn ich so hohe Erwartungen habe, dass dieser Roman, sei er noch so gut, denen nicht entsprechen wird? Schnell durfte ich allerdings erkennen, dass ich trotzdem begeistert sein werde - so begeistert, dass ich buchstäblich die Nacht durchgelesen habe. Das hatte ich so zum letzten Mal bei Veronica Roths "Die Bestimmung". 

Gibt es Parallelen zwischen den beiden Büchern? Ja. 
Mindern diese die Qualität? Ganz im Gegenteil!

Charbonneaus Schreibstil zieht den Lese schon nach wenigen Sätzen in seinen Bann. Sie schreibt sehr ausdrucksstark, ohne sich mit unnützem Geschwafel aufzuhalten. Die Beschreibungen sind präzise und bildhaft, ohne dabei überbordend zu wirken. Die Dialoge sind authentisch und aussagekräftig - gibt es nichts zu erzählen, wird auch tatsächlich geschwiegen. Erzählt wird die Geschichte aus der Ich-Perspektive von Cia, sodass man wunderbar mit ihr mitfühlen kann.

So ist es wenig verwunderlich, dass auch Cia eine absolut glaubhafte und plastische Protagonistin ist. Auch wenn sie auf den ersten Blick perfekt scheint, hat auch sie mit ihren Problemen und Zweifeln zu kämpfen. Es ist keinesfalls so, dass die Auslese einfach so wegsteckt. Natürlich durchschaut sie beinahe alles und ist cleverer als manch anderer, doch wie könnte ich mir Fehler wünschen, wenn diese ihren Tod bedeuten würden?
Auch die anderen Charaktere sind Charbonneau überaus gelungen. Sie haben Ecken und Kanten und sind vor allem nicht schlicht gut oder böse. Man muss erkennen, dass in Extremsituationen furchtbare Taten zwar immer noch furchtbar sind, aber dennoch ein guter Wille dahinterstecken kann.

Die Geschichte ist einfach nur toll! Sie fängt relativ ruhig an: man lernt die Figuren, ihre Herkunft und auch die Welt, in der sie leben, kennen. So erschafft Charbonneau ein stimmiges Ambiente und vor allem ein solides Grundgerüst für den Rest ihrer spannenden Story. Den kommt diese einmal ins Rollen, ist sie nicht mehr aufzuhalten und als Leser kann man nur atemlos hinterher eilen. Mag sein, dass es manch einem anders ergeht, aber ich konnte es wahrlich nicht aus der Hand legen. Jedes Kapitel endet mit einem kleinen, fiesen Cliffhanger, der den Leser förmlich zwingt, weiterzulesen. Ihre buchstäblich brutale Direktheit tut ihr Übriges. Mehr als einmal ist man geschockt, nahezu entsetzt, über die Brutalität, mit der die Regierung die Spreu vom Weizen trennt. Perfide Psychospiele sind an der Tagesordnung.

Natürlich gibt es auch hier leise Liebesgeschichte, doch auch die hat es in sich. Dabei gliedert sie sich wundervoll ins Geschehen ein und bietet nur zwischenzeitlich ein paar kurze Verschnaufpausen.

Das Cover ist ein echter Hingucker! Mag sein, dass das Mädchen auf dem Cover zu erwachsen aussieht, ansonsten entspricht aber jedes Detail der Geschichte.

Fazit

Joelle Charbonneaus "Die Auslese - Nur die Besten überleben" ist der grandiose Auftakt zu einer weiteren dystopischen Trilogie. Mag sein, dass man es mit Bestsellern wie "Die Bestimmung" oder "Die Tribute von Panem" vergleichen kann, aber das heißt nicht, dass sich diese tolle Geschichte dahinter verstecken müsste. Es ist trotz allem eine innovative Geschichte und seien wir doch mal ehrlich - wer krampfhaft Parallelen sucht, wird in jedem Buch welche finden. Charbonneaus aussagekräftiger Schreibstil, ihre authentischen Charaktere und eine atemberaubende Story machen diesen Trilogieauftakt zu einem Must-Read. Es ist definitiv eines meiner Jahreshighlights und natürlich kann ich es nur empfehlen - 5/5 Bücher!